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Internationaler Frauentag im Burgenlankreis Der 8. März in Zeitz: Kämpfen oder feiern? Was Frauen wirklich wollen

Seit mehr als 100 Jahren wird der Internationale Frauentag, der in Sachsen-Anhalt kein gesetzlicher Feiertag ist, begangen. Was bedeutet er Frauen in und um Zeitz?

Von Angelika Andräs Aktualisiert: 08.03.2024, 13:44
Am Internationalen Frauentag freuen sich natürlich auch Frauen in und um Zeitz über einen Blumengruß. Was sie über den Frauentag denken, wollte die MZ von einigen von ihnen wissen.
Am Internationalen Frauentag freuen sich natürlich auch Frauen in und um Zeitz über einen Blumengruß. Was sie über den Frauentag denken, wollte die MZ von einigen von ihnen wissen. Foto: picture alliance / dpa

Zeitz/MZ. - Am 19. März 1911 wurde der Frauentag das erste Mal begangen. Er entstand, so die offiziellen Angaben, als Initiative sozialistischer Organisationen in der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg im Kampf um die Gleichberechtigung, das Wahlrecht für Frauen sowie die Emanzipation von Arbeiterinnen. 1921 wurde per Beschluss der Zweiten Internationalen Konferenz kommunistischer Frauen in Moskau festgelegt, den Internationalen Frauentag immer am 8. März zu begehen.

Er ist ein Feiertag, aber in Sachsen-Anhalt kein gesetzlich anerkannter Feiertag. Und er ist immer noch ein Kampftag für die Gleichberechtigung der Frauen. Was bedeutet er Frauen in Zeitz, in Droyßig, Osterfeld oder in Rehmsdorf? Und wo stehen Frauen heute? Das wollte die MZ wissen und hat Unternehmerinnen und Frauen aus Politik und Verwaltung gefragt. Frauen, die ihren Platz gefunden haben und sich geachtet fühlen.

Dennoch wissen auch sie, dass viele Frauen auch in der Region gegenüber ihren männlichen Kollegen schlechter gestellt sind, weniger Anerkennung erfahren. Es geht nämlich nicht um die Rose am 8. März, wie eine Zeitzerin zum Thema betonte, sondern um Gleichberechtigung im Alltag, jeden Tag. Obwohl man sich natürlich am Internationalen Frauentag durchaus auch über eine Rose freuen würde.

Chefin in einer Männerdomäne

Manuela Zingel-Gerber leitet seit vielen Jahren das Hagebau-Logistkcenter in Schleinitz.
Manuela Zingel-Gerber leitet seit vielen Jahren das Hagebau-Logistkcenter in Schleinitz.
Foto: Iris Richter

„Wir sind hier ein cooles Team. Es funktioniert gut zusammen“, sagt Manuela Zingel-Gerber. Seit gut dreißig Jahren ist die 54-Jährige, die in der Schuhfabrik Banner eine kaufmännische Ausbildung absolvierte, im Hagebau-Zentrallager im Gewerbegebiet Sachsen-Anhalt Süd tätig. Die Weißenfelserin, die es der Liebe wegen nach Querfurt verschlagen hat, ist damit eine Mitarbeiterin der ersten Stunde. Denn seit 1993 wurde der Logistikstandort des Baumarkt- und Baustoffhandelsunternehmens an der A 9 in Schleinitz stetig aufgebaut und erweitert.

Seit 2010 leitet die Mutter einer erwachsenen Tochter den Standort, hat dabei nicht nur die Verantwortung für sämtliche Logistik-Prozesse und Baustellen des Unternehmens in Schleinitz, sondern auch für derzeit 38 Mitarbeiter. Dass die fast ausschließlich männlich sind, daran haben sich alle gewöhnt. „Wichtig ist, dass man die Arbeit des Einzelnen wertschätzt, egal, ob Mann oder Frau“, sagt sie. Der 8. März als Tag bedeute ihr nicht viel. Ihren Schreibtisch verschönert sie sich ohnehin regelmäßig selbst mit Blumen. Text: Iris Richter

Geschäftsfrau mit Ehrenamt

Geschäftsfrau Ines Enzmann ist auch ehrenamtlich in Zeitz tätig.
Geschäftsfrau Ines Enzmann ist auch ehrenamtlich in Zeitz tätig.
Foto: Angelika Andräs

„Für mich ist der Frauentag ein Tag wie jeder andere“, sagt Ines Enzmann. Die Zeitzer Geschäftsfrau, gemeinsam mit ihrem Mann Inhaberin des traditionsreichen Familienunternehmens in der Kalkstraße, erklärt das auch: „Das liegt einfach daran, dass ich mich rundum geachtet, akzeptiert und geschätzt fühle.“ Privat genau so, wie in der Arbeit. Das sei schon ein Glücksfall, denn ihr sei klar, dass es für viele andere Frauen auch ein wichtiger Tag sei im Ringen um Anerkennung und Gleichberechtigung.

„Da ist in vielen Bereichen noch ganz viel Nachholbedarf“, sagt die Mutter und glückliche Oma. Privat und auch im Team sind ihr deshalb Achtung und Respekt wichtig – für und vor einander. Und dann funktioniere das Miteinander auch. Doch die 56-Jährige steht nicht nur mit vielen Ideen und Kreativität im Geschäft ihren Mann, sondern auch in ihren Ehrenämtern. Sie ist Mitglied der Kunst- und Kulturgutgruppe der Kirchengemeinde und in mehreren Arbeitsgruppen im Stadtmarketingverein aktiv. Und auch da ist es ihr lieber, jeden Tag beachtet zu werden, als nur an einem Tag. Text: Angelika Andräs

Blumen für das Team

Annett Baumann ist erfolgreiche Gastronomin in der Elsteraue.
Annett Baumann ist erfolgreiche Gastronomin in der Elsteraue.
Foto: Sebastian Meyer

„Selbst ist die Frau“ sagt Annett Baumann und steckt mit ihrem fröhlichen Lachen an. Sie ist eine erfolgreiche Geschäftsfrau und führt das Gasthaus zum Dorfkrug in Rehmsdorf. „Als Arbeitgeberin werde ich meinen Beschäftigten heute Blumen schenken. Aber grundsätzlich denke ich, der Frauentag geht im Alltag komplett unter“, sagt sie. Denn in Deutschland ist der 8. März nur in zwei Bundesländern gesetzlicher Feiertag: in Berlin seit 2019 und in Mecklenburg-Vorpommern seit 2023. Der Männertag – oder manche sagen auch Himmelfahrt – ist dagegen für alle Bundesländer ein Feiertag.

„In diesem Jahr haben die Frauen Glück, ihr Ehrentag ist am Freitag. Man kann sich einen schönen Abend gönnen. Mein Restaurant ist gut gebucht, ob das am Frauentag liegt oder am Freitagabend, weiß ich nicht. Auf jeden Fall werden wir unsere Gäste verwöhnen“, sagt die Wirtin. Ob sie heute vielleicht eine Rose bekommt? „Wer weiß, ich bin Single und alleinerziehende Mutter“, verrät Annett Baumann. Sie freut sich auf einen schönen Tag mit vielen netten Gästen. Text: Yvette Meinhardt

Weiblicher Aktivposten

Jenny Schuft ist  Fachbereichsleiterin Bürgerdienste der Verbandsgemeinde Droyßiger-Zeitzer Forst.
Jenny Schuft ist Fachbereichsleiterin Bürgerdienste der Verbandsgemeinde Droyßiger-Zeitzer Forst.
Foto: Hartmut Krimmer

„Ich habe großen Respekt vor der Historie des Tages“, erklärt Jenny Schuft, Fachbereichsleiterin Bürgerdienste der Verbandsgemeinde Droyßiger-Zeitzer Forst. Dennoch sei sie nicht jemand, der den Tag zelebriere. Der Grund dafür sei relativ simpel. In ihrem beruflichen Werdegang und weiteren Engagements habe sie sich nie aufgrund ihres Geschlechts benachteiligt gefühlt. Und das obwohl die zweifache Mutter in einigen Bereichen aktiv ist.

Neben der Arbeit als Fachbereichsleiterin ist sie stellvertretende Bürgermeisterin der Verbandsgemeinde, im Kreisvorstand der CDU, bei der Freiwilligen Feuerwehr Kretzschau und dem Feuerwehrverein Döschwitz. Wie man das alles unter einem Hut kriegt? Das sei gar nicht unbedingt so schwer. „Manches greift beruflich auch ineinander“, so Schuft und verweist dabei auf ihre zwei Ämter im Droyßiger-Zeitzer Forst. „Es ist ein Vorteil, dass wir uns alle so gut kennen“, fügt sie hinzu. Darüber hinaus seien in der Verwaltung ohnehin mehr Frauen tätig. „Die armen Männer sind hier völlig in der Unterzahl“, scherzt Schuft. Text: Sebastian Meyer