Chemie- und Industriepark Zeitz Chemie- und Industriepark Zeitz: Puralube setzt auf neue Qualität

Zeitz/MZ/ank - Beinahe hätte Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) am Freitag zur Flasche gegriffen - und sich die glasklare Flüssigkeit eingeschenkt. Hätte er einen Schluck genommen, hätte er sich vielleicht geschüttelt, auf jeden Fall aber gewundert. Denn in der kleinen Flasche auf dem Konferenztisch der Puralube Holding GmbH im Zeitzer Chemie- und Industriepark in Alttröglitz befand sich kein Wasser, sondern recyceltes Altöl von ganz besonderer Reinheit. „Dem Ministerpräsidenten wäre nichts passiert, außer, dass er geölt wäre“, sagte denn auch Andreas Schüppel, Geschäftsführer der Puralube Holding GmbH. „Das Öl ist trinkbar.“ Und genau solches Öl der Qualitätsstufe 3 soll künftig am Standort im Alttröglitz tonnenweise produziert werden.
Entwickelt worden ist die Technologie zur Produktion dieses speziellen Basisöls mit Spezialisten vom Standort in Zusammenarbeit mit Ingenieuren von Universal Oil Products (UOP). Dort arbeiten rund 3 000 Ingenieure. Von UOP hatte Puralube vor Jahren bereits weltweit exklusiv die HyLube-Technologie erworben. Das ist eine Technologie, mit der im Chemie- und Industriepark pro Jahr bereits 150 000 Tonnen Altöl zu Basisölen aufbereitet werden können. Derzeit laufen zwei Anlagen. Eine dritte kann nun gebaut werden und erhöht bis Ende 2014 die Produktionskapazität am Standort auf 240 000 Tonnen pro Jahr. In diese neue Anlage werden rund 40 Millionen Euro investiert, rund fünf Millionen davon steuern Land und Bund bei.
Gleichzeitig kündigte Schüppel am Freitag an, dass Puralube weitere rund zwölf bis 15 Millionen Euro investiert. Eine am Standort befindliche Anlage soll erweitert und modifiziert werden, um dann nicht nur Basisöle der Qualitätsklasse zwei Plus produzieren zu können, sondern eben auch Basisöle der Qualitätsgruppe drei. Dabei ist laut Schüppel schon zwei Plus Weltspitze. Die Entwicklung lässt Schüppel sagen: „Wir haben gegenüber Wettbewerbern einen technologischen Vorsprung von fünf bis zehn Jahren erreicht.“ Spätestens Ende 2015 sollen am Standort Gruppe-3-Öle produziert werden.
Juergen F. Kremer, Geschäftsführer von Puralube Inc., kündigte den Bau von Produktionsanlagen in den USA an. Die technologische Betreuung der Produktion des besonders hochwertigen Basisöls soll dann von Alttröglitz aus laufen. „Das wird die Kompetenz des Standortes hier weiter stärken“, so Schüppel.
Damit nicht genug: Haseloff kündigte für den Standort eine Investition in die Energieversorgung an, die mit „ziemlicher Gewissheit darauf hinausläuft, dass auf Braunkohlebasis die Versorgung mit Energie und Dampf möglich wird“. „Das Projekt ist auf das Gleis gestellt“, so Haseloff. Damit unterscheide sich der Standort Chemie- und Industriepark Zeitz von vielen deutschen und europäischen Standorten dadurch, dass die Energiefrage belastbar und sicher beantwortet werden könne. „Die Braunkohle liegt im Landkreis, sie ist zukunftsfähig, sie ist kalkulierbar und vertraglich bindbar“, so Haseloff. Damit gebe es eine Synergie zwischen High-Tech-Chemie, Energieversorgung und Bergbau.
Sein Besuch bei Puralube solle zum Ausdruck bringen, dass die Investitionen am Standort in Alttröglitz nicht nur für den Raum Zeitz und den Burgenlandkreis von Bedeutung sind, sondern für das Land Sachsen-Anhalt, so Haseloff. Bedeutsam für das Land sei die Investition unter anderem deshalb, weil eine bereits getätigte Investition um eine „sehr erhebliche Größenordnung erweitert und damit ein Signal für den Standort Sachsen-Anhalt und den Industriepark gesetzt wird“. Bei Puralube handele es sich um ein amerikanisches Unternehmen, das weltweit arbeite und sich für den Standort bei Zeitz entschieden hat. Haseloff erinnerte daran, dass er vor fast genau einem Jahr die amerikanische Puralube-Zentrale besucht habe. Damals ist über die mögliche Erweiterung gesprochen worden. Nun liegen Ergebnisse auf dem Tisch. In Haseloffs Worten: „Das Projekt ist nun freigeschaltet.“ Als Ritterschlag bezeichnete es Haseloff, dass Puralube-Basisöle aus Alttröglitz auch beim Volkswagen zum Einsatz kommen.