Bürgerversammlung in Zeitz Bürgerversammlung in Zeitz: Brühl bekommt neues altes Gesicht

Zeitz/MZ - Wie geht es weiter mit dem Brühl in Zeitz? Das wollten viele wissen, denn der Friedenssaal im Zeitzer Rathaus war bei der Bürgerversammlung zu diesem Thema fast bis auf den letzten Platz besetzt. Sowohl Oberbürgermeister Volkmar Kunze (FDP) als auch die beiden Planer Jörg Reinsberger für den Straßenbau und Monika Schramm für die Freiflächengestaltung machten deutlich, dass es sich bei dem, was sie vorstellten, keinesfalls um eine unverrückbare Planung handelt, sondern um einen Entwurf, eine erste Überlegung. „Wir wollten in einem sehr frühen Stadium die Einwohner einladen und einbeziehen“, sagte Kunze.
Garten der Stadt
Nachdem Frank Burlein von der DSK Deutsche Stadt- und Grundstücksentwicklungsgesellschaft als Sanierungsträger der Stadt Zeitz noch einmal erläutert hatte, wie Planung und Förderung nach dem Programm aktive Orts- und Stadtteilzentren aussehen, waren die Planer dran. „Wir wollen dem Brühl wieder ein schönes Gesicht geben“, lautete die Maxime von Monika Schramm vom Büro für Landschaftsarchitektur und Freiraumplanung aus Plauen. Um dies zu erreichen, schlägt sie vor, dass der Brühl wieder seinen Charakter mit Plätzen und Freiflächen bekommt. „Städtische Freifläche, Raum, Garten der Stadt, Platzcharakter links und rechts der Straße“, nannte sie es.
Autos sollen nicht mehr kreuz und quer oder entlang der Straße abgestellt werden, sondern auf zwei geordneten Parkplätzen. Die Zufahrten zu allen Grundstücken sollen aber erhalten bleiben. Die zweireihige Lindenallee, die typisch für den Brühl war, soll wieder angepflanzt werden. Aufhübschen will sie die mit Sitzgelegenheiten. Allerdings wäre es da nötig, die, wie sie sagte, stark geschädigten verbliebenen alten Bäume zu fällen. Im Bereich Brühl 5, egal ob Sanierung oder Neubau, sieht sie vielleicht ein Café mit attraktivem Freisitz.
Insgesamt soll alles mit einer Zahl von Hochbeeten ein grünes, vielleicht sogar blühendes Gesicht erhalten. Durch eine leichte Verlegung der Straße soll unter anderem das Gefälle im Bereich Brühl 33/34 entschärft und auch hier der Platzcharakter wieder hergestellt werden. Die Straße soll in östlicher Richtung etwas verschoben werden. Hier setzte Jörg Reinsberger an: Rund 200 Meter Straße sind es zwischen Seckendorf’schem Palais und Steinsgraben, die, nachdem alle Leitungen und Kanäle im Boden sind, eine Asphaltdecke erhalten. Geplant ist eine Fahrbahnbreite von 5,75 Meter - ausreichend für Gegenverkehr ohne Rennstrecke. Gehweg und Nebenanlagen werden barrierefrei gestaltet. „Die Randbereiche sollen gepflastert werden“, so Reinsberger. Welches Material zum Einsatz komme, sei eine Kostenfrage. Insgesamt wird der Ausbau, der 2015 beginnen soll, eine Gemeinschaftsbaumaßnahme von Stadt, Stadtwerken und Eigenbetrieb Abwasser, denn erneuert werden müssen alle Medien von Strom über Wasser bis zu Abwasserkanälen und Telefon.
Archäologische Untersuchungen
Großen Raum wird bei dieser Baumaßnahme die Archäologie einnehmen. Nicht umsonst heißt der Brühl die Wiege von Zeitz. Die Gründungsebene für den neuen Ausbau wird in 70 Zentimeter Tiefe liegen, die Archäologen müssen also vorher schauen. Ausführungen dazu gab es allerdings noch keine, obwohl drei Vertreter des zuständigen Landesamtes anwesend waren. Marina Meincke-Floßfelder erteilte allerdings einem Teil der Planung schon eine erste Absage aus Denkmalsicht: „Hochbeete entsprechen nicht dem historischen Charakter.“ Einen Ausblick gab es schon auf die nächste Bürgerversammlung von Jörg Stolper, Geschäftsführer der Wohnungsbaugesellschaft Zeitz (WBG), die als Eigentümer vom Brühlcenter gemeinsam mit Genossenschaften wie „1. Mai“ die attraktive Wohnlage Brühl gestalten will. „Wir werden unsere Planungen im Frühjahr vorstellen“, so Stolper.
