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Burgenlandkreis Burgenlandkreis: Wilder Mann bewacht den Barockgarten

Von YVETTE MEINHARDT 27.07.2011, 18:07

LOBAS/MZ. - Rosen blühen mit verschiedenen Studentenblumen um die Wette, Buchsbaum gibt ihnen die richtige Einfassung. Und das ist das Besondere an diesem Garten. Er ist perfekt geometrisch gegliedert. In der Mitte zieht ein Rondell die Blicke auf sich, verschiedene Wege gliedern den Vorgarten. Zwischen diesen kunstvoll angelegten Achsen erheben sich Beete in verschiedenen Formen. Alle zusammen ergeben ein großes geschlossenes Ornament - natürlich eingefasst in Buchsbaum. "Dieser Barockgarten ist gut und gerne einhundert Jahre alt", verrät Ursula Süssemilch. "Meine Tante wurde 1914 geboren, da gab es den Garten schon", fügt sie hinzu.

Doch weitere Einzelheiten über diese außergewöhnliche Anlage ist der Familie nicht bekannt. "Nun, früher haben wir nicht so großes Augenmerk auf die Geschichte unseres Anwesens gelegt. Und daher besitzen wir leider keine Unterlagen", fährt die Seniorin fort. Sicher ist jedoch, dass das dazugehörende Fachwerkhaus gut und gerne 200 Jahre alt ist. "Die ersten Vorfahren unserer Familie zogen 1893 ein", plaudert Ursula Süssemilch weiter.

Einst war es ein Vier-Seithof. Heute sind davon noch drei Seiten erhalten. Die Besonderheit ist eine Konstruktion im Fachwerk des Wohnhauses - der sogenannte "Wilde Mann". Darunter versteht man besondere Verstrebungen im Gefache, die eine Art Strichmännchen ergeben. Doch das ist eine andere Geschichte. Peter und Ursula Süssemilch haben den berühmten grünen Daumen. In ihrem Garten grünt und blüht es. An den Fenstern grüßen Geranien in verschiedenen Rosa- bis Lila-Farbtönen. Auf dem Hof vermitteln Oleander, Zitronenbäumchen und blühende Kakteen ein mediterranes Flair. Doch für Fremde bleibt der außergewöhnliche Garten in barocker Struktur der Hingucker. "Als ich noch auf Arbeit ging, hatte ich einen acht Stunden Tag. Heute finde ich überhaupt kein Ende mehr", scherzt Peter Süssemilch.

Die verschiedenen Buchsbaumhecken wirken sehr zierlich und sind doch von vollem Wuchs. "Sie werden bewusst so klein gehalten. Im April, Mai erhalten sie ihren Formschnitt, danach sehen sie erst einmal aus wie gerupft, ehe die neuen Blätter in zartem Grün austreiben", verrät die Frau des Hauses. Drei bis vier Zentimeter wächst der Buchs pro Jahr. Früher hat sie noch per Hand die Hecke in Form gebracht. Jetzt schneidet sie längst mit einer elektrischen Schere. "Sie muss besonders scharf sein, sonst sieht es hinterher aus wie ausgefranst", gibt sie Tipps. Ganz am Ende des Gartens sieht man, was passiert, wenn nicht geschnitten wird. Hier sind die Büsche höher als die Besitzer. Das ist übrigens die Reservefläche, falls im Barockgarten mal etwas eingeht. Erst nach der Wende zog das Ehepaar wieder von Zeitz auf das Land. "In Lobas ist es wunderschön. Hier gibt es keine Industrie und keinen Lärm. In Richtung Lindenberg ist es schon fast wie in Thüringen", schwärmt Ursula Süssemilch. Denn sie ist in diesem Haus auch aufgewachsen und in Lobas zur Schule gegangen. Aus diesem Grund freut sie sich auf das bevorstehende große Dorffest.

Denn Lobas feiert vom 5. bis zum 7. August sein 725-jähriges Jubiläum. "Mein Bruder Rolf Herrmann und ich haben parallel zum Dorffest noch je ein Klassentreffen organisiert. Für die Klasse meines Bruders - er ist Jahrgang 1939 und 1953 aus der Schule - ist es übrigens das erste Klassentreffen", sagt Ursula Süssemilch, die sich schon auf das Fest freut.