Burgenlandkreis Burgenlandkreis: Von Baumzwergen und Dinos
goldschau/MZ. - Wenn Enrico Quack, der im Osterfelder Hotel "Amadeus" als Küchenchef arbeitet, Zeit hat, um Fernsehen zuschauen, schaltet er mit Vorliebe Gartensendungen ein. Denn das große Hobby des Goldschauers, bei dem er sich so richtig von der Küchenarbeit entspannen kann, ist der Garten. Doch die heimische Scholle ist weniger mit Erdbeeren oder Möhren bestellt, der Goldschauer hat sich in den zurückliegenden Jahren auf seinem Grundstück ein Kleinod im japanischen Stil geschaffen mit Koi-Teich und selbstgezimmertem Geräteschuppen, der aussieht wie ein typisches asiatisches Häuschen. Zudem gedeihen jede Menge Baumzwerge in Schalen auf seiner Parzelle. Die allerdings stammen nicht aus dem fernöstlichen Land, sondern sind einheimische Gewächse wie Lärchen, Eichen, Buchen und Kiefern, die der 45-jährige durch den richtigen Schnitt in japanische Bonsais verwandelt hat. "Begonnen hat es damit, dass ich durch einen guten Draht zum Förster Bäume bekam, an denen schon die Rehe herumgeknabbert haben", berichtet Quack. Und weil ihn Bonsais, bei denen es darauf ankommt, dass das Verhältnis zwischen Stamm und Krone stimmt, schon lange interessiert haben, hat er sich an diesem Wildverbiss ausprobiert. Und das mit Erfolg. "Je hässlicher die Pflanzen sind, um so besser, da kann man richtig was draus machen", sagt der Mann mit dem grünen Daumen begeistert.
Jetzt im Frühling hat der gelernte Koch jede Menge zu tun. Täglich zwei Stunden am Nachmittag, genau die Zeit zwischen Mittag und Abendbrot, in der man ihn im Hotel nicht braucht, wirbelt er im Garten herum. In diesem Jahr soll zum Beispiel die Kiesfläche erweitert und der Wasserfall neu angelegt werden. Die Bonsais hat er längst aus ihrem Winterquartier geholt. Das liegt allerdings auch im Freien, denn dort wo im Sommer Dahlien blühen, werden im Winter die Minibäume eingeschlagen. "Ich brauche Pflanzen, die auch in unseren Breiten den Winter überstehen, denn alle Pflanzen zum Überwintern ins Haus zu räumen, dafür reicht der Platz nicht aus", sagt er und ärgert sich, dass die diesjährige Jahreszeit auch bei ihm Schäden verursacht hat. Die Muschelzypresse hat's erwischt und einen Wacholder im Miniformat. Doch letzterer scheint wieder auszuschlagen.
Mittlerweile gehören auch Exoten zur Pflanzensammlung des Naturliebhabers. Eine Bitterorange, die bis zu Minus 25 Grad aushalten soll, hat er jüngst in Erfurt bei einer Pflanzenbörse erstanden. Auch eine Hand Buddhas - ein Zitronenbäumchen - hat reichlich Fruchtstände entwickelt. Doch sein ganzer Stolz ist ein Nadelgehölz mit tiefdunkelgrünem Laub und dem Namen Wollemi Pine. Im Herbst vergangenen Jahres hat er das wenig mehr als einen Meter große Bäumchen in einer Gärtnerei in Hainspitz erworben und jetzt im Frühjahr in den Vorgarten gesetzt. Dreißig Zentimeter hat es seit letztem Jahr schon zugelegt, zeigt Enrico Quack voller Stolz. "Denn neulich habe ich einen Beitrag im Fernsehen gesehen, in dem gesagt wurde, dass der Baum nur noch in botanischen Gärten zu bewundern ist", berichtet er schmunzelnd und setzt ein "da waren die aber nicht in Goldschau" hinzu. Und weil das Bäumchen es eher wärmer mag, Temperaturen nur bis minus zwölf Grad aushält, will er für den kommenden Winter noch eine Schutzhülle bauen - wie in echten Parks und botanischen Gärten eben.