1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Zeitz
  6. >
  7. Burgenlandkreis: Burgenlandkreis: Keine Sorgenkinder mehr

Burgenlandkreis Burgenlandkreis: Keine Sorgenkinder mehr

Von HEIKE RIEDEL 16.02.2012, 18:03

THEISSEN/ALTTRÖGLITZ/MZ. - Bisher wurde im Chemie- und Industriepark Zeitz besorgt der Blick auf Radici Chimica gerichtet, das Tochterunternehmen der italienischen Radici-Gruppe, das pro Jahr am Standort 100 000 Tonnen Adipinsäure für die Kunststoffindustrie erzeugt. Denn sein Bedarf von etwa 20 bis 25 Tonnen Dampf stündlich können die von der Infra-Zeitz für das Industriegebiet errichteten Versorgungsanlagen nicht decken. Und nachdem die Stärkefabrik bereits auf eine eigene Wärmeversorgung mit Gas gesetzt hat, stand lange Zeit noch die Frage, woher Radici seine Wärme beziehen wird, wenn die aus Mumsdorf ausbleibt.

Jetzt ist sie geklärt: Die Getec AG aus Magdeburg - einer der Marktführer bei Energiedienst- und Versorgungsleistungen - plant, baut, finanziert und betreibt eine Kraft-Wärme-Kopplungsanlage auf Radici-Gelände und liefert damit Dampf und Strom für das Werk. Zwei Kessel können eine Spitzenleistung von mehr als 45 Tonnen Dampf erzeugen. Der eine wird beheizt mit Braunkohlenstaub, der andere mit Gas, was nötig ist, weil der Braunkohlekessel gereinigt werden muss und dann ausfällt. Bevor der Dampf die Produktionsprozesse anheizt, betreibt er noch zwei kleine Turbinen, so dass mit fünf Prozent der Leistung noch Strom erzeugt wird.

Doch als das eigentliche Plus dieser Lösung hebt Radici-Chef Jens Metzner das Vermögen der Anlage heraus, das klimaschädliche Lachgas zu zerstören. Das entsteht bei der Produktion der Adipinsäure und wird gegenwärtig bereits mit einer auf Gasbasis laufenden Anlage zu 97 Prozent zerstört. Die Getec hat nun eine neue Technologie entwickelt, die sogar 99 Prozent des weit gefährlicheren Treibhausgases als Kohlendioxid aufbricht. "Damit ist uns zugleich ein Technologiesprung gelungen", zeigt sich Metzner zufrieden mit dem Ergebnis der langwierigen Vorbereitungen. "Theoretische Untersuchungen und Versuche mussten vorausgehen, denn die Referenzanlage in Frankfurt / Main bricht ein anderes als Lachgas", sagt der für Industrie und Vertrieb zuständige Getec-Vorstand Volker Schulz. Damit ist die Radici-Lösung ein weiterer innovativer Schritt der Getec.

Zu Ausgang des Sommers ist mit dem Baubeginn der rund 8,5 Millionen Euro teuren Investition zu rechnen. Bis zum 30. Juni 2013 soll die Anlage Radici unabhängig machen von dem Dampf aus Mumsdorf. Dies wird auch der Stichtag sein, zu dem die Ortsnetze Staschwitz, Mumsdorf, Falkenhain, Prößdorf und Lucka im Dreiländereck, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen vom Mumsdorfer Dampf unabhängig sein müssen. Seit Oktober 2010 hat die Cofely Deutschland GmbH in Leipzig von der Mibrag die Wärmeversorgung der Haushalte dort übernommen. "Bis Ende März werden die 317 Kunden - Genossenschaften, Wohnungsgesellschaften und Einzelabnehmer - Angebote zur Wärmeversorgung ab 1. Juli 2013 erhalten", beantwortete Cofely-Projektleiter Matthias Burkhardt eine Nachfrage. Auf deren Grundlage können sie dann entscheiden, ob sie weiterhin von Cofely mit Wärme versorgt werden wollen oder sich für eigene Lösungen entscheiden. Cofely wird in Lucka ein Biogasblockheizkraftwerk in Verbindung mit einer Erdgasanlage in Betrieb nehmen und für die anderen Ortschaften eine Biogasproduktionsanlage errichten. "Kalt bleiben muss es nirgends", so Burkhardt.

Auch seit 2010 hat die Mibrag die Wärmeversorgung von Deuben, Naundorf und Wildschütz in die Hände der Fernwärme GmbH Hohenmölsen-Webau gelegt, für die mit der Abschaltung des Kraftwerkes Deuben nach 2020 der Dampf ausgehen könnte. Das Unternehmen bezieht die Wärme vom Mibrag-Kraftwerk Wählitz, das nach heutigen Planungen noch langfristig betrieben wird.