Burgenlandkreis Burgenlandkreis: In's Haus geht es nur noch über den Steg
OSTRAU/MZ. - Um überhaupt trockenen Fußes in das Wohnhaus an der alten Mühle zu kommen, hat der Ostrauer aus Kisten und Holzbrettern einen Steg gebaut.
Etwas wacklig ist der Gang darüber schon, zumindest für Ungeübte. Für sie steht ein drittes Bein, so nennt es Richters Partnerin Ilona Köhler, bereit. Das dritte Bein ist eine Stelze, mit der sich die Gäste abstützen sollen. Das Paar hat es inzwischen gelernt, wackelfrei über den Steg zu balancieren und braucht die Stelze kaum noch.
"Anfangs dachte ich, es ist alles Druckwasser, was so hoch steht. Doch inzwischen weiß ich, dass der Mühlgraben außerhalb vom Dorf überläuft und sich das Wasser bei uns sammelt", erklärt der Ostrauer, der den Gang zum Mühlgraben gewagt hatte. Denn er wunderte sich stets, dass das vermeintliche Druckwasser so schmutzig war und vermutete, dass noch von anderswo Wasser einströmt.
Rückblick: Am Sonnabend vor einer Woche fing es an, da begann das Wasser zu steigen. "Am Sonntag haben wir den Steg gebaut, weil das Wasser schon in die Gummistiefel lief", erinnert sich Richter. Auf einem Zettel hat er sich die Pegelstände der Weißen Elster notiert und auf einem anderen den Wasserstand vor seinem Haus. Acht Zentimeter ist das Wasser am Montag im Vergleich vom Wochenende gefallen, dennoch müssen beide weiter über den Steg laufen. Inzwischen zieht das Wasser die Wände im Hausinneren nach oben. "Das ist ärgerlich. Denn die Zimmer im Erdgeschoss haben wir erst renoviert", sagt Köhler und befürchtet, dass die Nässe so schnell nicht aus dem Haus zu kriegen ist. Sie zeigt auf Stellen, wo es zwischen den Fliesen hochdrückt und auf eine Ecke, an der vorsorglich das frisch verlegte Laminat entfernt wurde.
Richter und Köhler wohnen eine Etage höher, über ihnen Normalerweise Tochter und Enkelkind. Die haben sie aber ausquartiert, denn der große Gastank im Garten ist abgeklemmt worden, das heißt die Heizung geht nicht mehr. "Wir hatten Sorge, dass der Tank, der nun mitten im Wasser steht, hochgedrückt wird und dann die Leitung abreißt", erklärt Richter. Nun sitzen sie ohne Heizung da, kühle 16 Grad Celsius sind es im Haus. Dicke Fleecepullover sollen etwas Wärme spenden und Abends beim Fernsehen gibt es einen Grog. Die Toilette geht ebenfalls nicht mehr, weil die Klärgrube "abgesoffen" ist. "Und zum Duschen fahren wir jetzt immer ins Fitness-Studio", sagt die Ostrauerin.
Inzwischen waren Vertreter vom Landesbetrieb für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft (LHW) bei der Familie und haben sich die Situation angeschaut. Doch auch sie können erst einmal nichts gegen das Wasser machen, haben aber die Anregung mitgenommen, am Deich wieder einen Schieber einzubauen. Den gab es schon mal vor vielen Jahren, sagt Köhler, die seit 1954 in Ostrau wohnt. Nun sei das Paar erst einmal auf der Suche nach jemanden, der ihnen kostengünstig eine leistungsstarke Pumpe zur Verfügung stellen kann. Damit das Wasser vor dem Haus abgepumpt werden kann. Denn von alleine wird es noch Wochen dauern, bis es zurückgeht, sind sich beide sicher. Angefragt haben sie schon beim Technischen Hilfswerk. "Aber das kann ich nicht bezahlen", sagt Köhler.