Burgenlandkreis Burgenlandkreis: Hexe lockt Laien zum Spiel
KAYNA/MZ. - Die Geschichte an sich geht auf eine wahre Begebenheit zurück. Etwa im Jahre 1570 machte eine brutale Räuberbande das Schnaudertal unsicher. Weil man ihrer nicht habhaft wurde, glaubten die Bewohner an Zauberei und die Geschichte der Hexe von Suxdorf nahm ihren Lauf.
Gut 80 Frauen und Männer spielen am Samstag in dem Spektakel mit. "Wir sind über unsere Tochter Sina zur Schauspielerei gekommen. Seit sieben Jahren spielt sie in Kayna mit", sagt Angela Krogull. Gemeinsam mit ihrem Mann Sven Krogull gehört sie zum Volk. Doch "nebenbei" hilft sie vor allem beim Schminken und Haare stylen, denn als Friseurin ist sie vom Fach. Unterdessen hilft der Mann beim Kulissenbau. Aller zwei Wochen wird das komplette Stück durchgespielt. Die Darsteller fühlen sich schon wie eine große Familie, denn eilig hat es hier niemand. Stattdessen stehen Kaffee und Kuchen bereit für ein gemütliches Zusammensein nach der Probe.
Andrea Prescher hält das Drehbuch in der Hand und gibt klare Regieanweisungen. "Die Aufführung zum 160. Kleefest in Würchwitz wird das größte Open-Air-Spektakel im Süden von Sachsen-Anhalt", sagt die Leiterin der Laienspieler. Aus ihrer Feder stammt das Drehbuch. "Es beruht natürlich auf der wahren Geschichte der Eva Geißler, Hexe von Suxdorf. Der Ortschronist Volker Thurm hat sie zu Papier gebracht und ich habe sie bühnenfähig umgeschrieben", erzählt Andrea Prescher. Ihre 22-jährige Tochter spielt dabei die Hauptrolle. "Es macht Spaß, mal eine richtig böse Hexe darzustellen", erzählt Carolin Prescher. Die junge Frau ist Grafikgestalterin und absolviert gerade eine Ausbildung zur Floristin. Diese kreativen Berufe kommen der Laienspielgruppe zugute, ob bei Ausstattung und Dekoration oder den eben fertig gestellten neuen Werbeplakaten.
Vom Schulkind bis zur Oma spielt halb Kayna mit. "Wir sind ebenfalls über unsere Kinder hergekommen", erzählen Barbara Nowak und Christiane Groß. Dabei lebte Familie Nowak zehn Jahre in Niedersachsen, kehrte 2008 wieder in die alte Heimat zurück und ist seit 2009 bei den Laienspielern dabei. "Für eine Einzelrolle fehlt mir der Mut. Ich bin froh, dass ich im Volk mitmischen darf", plaudert Barbara Nowak. Ihr Sohn hingegen spielt einen der Räuber, nämlich den Ullrich von Profen.
Kostüme nehmen langsam Gestalt an, der eine bringt weiße Blusen mit, der andere hat noch einen Hut im Schrank. "Einen Teil der Kostüme, zum Beispiel die Wämse fürs Volk, habe ich genäht. Stoffe dafür haben viele beigesteuert", sagt Melida Otto. Mit 71 Jahren wirkt sie nicht nur hinter den Kulissen, sondern mischt sich auch unter das schauspielende Volk. Simona Fleischer lässt Tochter und Mann den Vortritt. "Wir sind ganz in Familie dabei, mein Mann spielt einen Räuber und meine Tochter tanzt", sagt die Frau vom Grundhof in Stocksdorf.
Yvonne und Peter Zimmermann kommen sogar aus Deuben. "Ich habe von einer Arbeitskollegin von dem Spektakel gehört. Meinen Mann habe ich dazu überredet, und ihm versprochen, dass er nichts weiter tun muss. Doch jetzt spielt er gleich zwei Rollen, nämlich einen Räuber und dann den Pfarrer", sagt Yvonne Zimmermann.
Einzige Aufführung des Hexenprozesses am 17. Juni um 22 Uhr in Würchwitz zum 160. Kleefest.