1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Zeitz
  6. >
  7. Burgenlandkreis: Burgenlandkreis: Handy wird zur Prüfungsfalle

Burgenlandkreis Burgenlandkreis: Handy wird zur Prüfungsfalle

Von YVETTE MEINHARDT 26.10.2011, 16:28

Zeitz/MZ. - Mächtig aufgeregt ist eine 22-jährige junge Frau. "Für mich ist es der sechste Anlauf in der Theorie. Vor allem die technischen Fragen haben mir bislang das Genick gebrochen", sagt sie. Jetzt hat sie extra noch einmal einen kompakten Ferienkurs belegt. "Ich habe im Internet gebüffelt und mit meinem Vater die technischen Fragen geübt", sagt sie und stellt sich erneut der Prüfung.

Für Tatjana Schlag ist es der erste Anlauf. Die 16-Jährige möchte einen Moped-Führerschein machen. "Wir wohnen auf dem Land, genauer gesagt in Schkauditz, da muss man irgendwie mobil bleiben", erzählt die Schülerin. Ihr graut es ebenfalls vor den technischen Fragen. "Ich habe das Lehrbuch studiert, Testfragen aus dem Internet probiert und mit meinem Vater geübt", sagt sie vor der Prüfung. Helga Friedrich ist mit 56 Jahren an diesem Tag die älteste in der Runde der Prüflinge. "Ich komme aus Gladitz und möchte künftig in einer Gärtnerei in Schkölen arbeiten, dafür brauche ich den Führerschein", nennt sie ihre Beweggründe. Jeden Tag hat sie ein bis zwei Stunden für die theoretische Prüfung gelernt. An diesem Tag stellen sich etwa 15 Fahrschüler der theoretischen Prüfung. Aus "Datenschutzgründen" wollte der Prüfer der Dekra Halle gegenüber der MZ keine Auskunft geben und verwies an das Bundesministerium für Verkehr.

Maximilian Maerz hat im ersten Anlauf gleich 0 Fehler. "Ich habe mir viel Zeit gelassen, alles zwei-, dreimal durchgelesen", erzählt der Zehntklässler aus Wittgendorf. Er möchte gern einen Beruf im Handwerk ergreifen und will schon vorher mobil sein. Und während hinter den verschlossen Türen die Prüflinge schwitzen, fachsimpeln die Fahrschullehrer auf dem Flur. "Die Theorie ist ausschließlich eine Lernfrage. Alles, was gefragt wird, steht im Lehrbuch", sagt Dirk Kipping. Doch junge Leute denken heute anders. "Da gibt es zum Beispiel die Frage, was tun sie bei einer Panne. Nahezu alle Jugendliche kreuzen nur an, dass sie mit dem Handy Hilfe holen. Doch oft gibt es mehr als eine richtige Antwort. Und dass man auch an einer Notrufsäule Hilfe bekommen kann, bedenkt nahezu niemand von der jungen Generation", erzählt Kipping aus seinen Erfahrungen.

"Einen Führerschein bekommt man nicht in zwei Wochen, die Schüler müssen wirklich dafür pauken", sagt Fahrlehrer Falk Klein. Doch auch die Lehrer müssen turnusmäßig aller vier Jahre ihre fachliche Befähigung unter Beweis stellen und sich einer Prüfung unterziehen. "Als Fahrschule sind wir natürlich ebenso interessiert, dass die Schüler die Prüfungen bestehen", sagt Andrea Krekel von der Fahrschule Herrmann. Aus diesem Grund schickt jene Fahrschule die Teilnehmer erst zur Prüfung, wenn sie eine Vorprüfung bestanden haben. "Wir achten schon darauf, dass die Schüler gut vorbereitet zur Prüfung gehen", sagt sie.