Burgenlandkreis Burgenlandkreis: Alte «Neue Sorge»
ZEITZ/MZ. - "Sie sind alle trotz Sanierungsmaßnahmen nicht freigegeben", unterstreicht Bürgermeister Henrik Otto seine Erklärung, "Baden, Betreten, Befahren, Angeln, Bootfahren, Tauchen und Zelten sind hier generell untersagt."
Was wie die alljährliche Wiederholung einer vertrauten Bekanntmachung klingt, hat seine aktuelle Berechtigung: Gerade an der Neuen Sorge werden immer wieder Badegäste und Angler erwischt. Bei Kontrollen mussten Personen im wahrsten Sinne des Wortes aus dem Wasser geholt werden, schildert Otto die Vorfälle und denkt dabei natürlich nicht nur daran, dass bei solchen Verstößen Ordnungsstrafen fällig werden können. "Es ist gefährlich, es ist lebensgefährlich. Diese Anlagen sind nicht standsicher." Es könne jederzeit zum Abrutschen der Böschung kommen, es könne Schlammrutsche geben, so Otto. Die Problematik der Restlöcher spielt für die Zeitzer Verwaltung seit der Eingemeindung von Theißen, Luckenau und Würchwitz eine Rolle. Neben der Neuen Sorge geht es laut Otto vor allem um das Tagebaurestloch "397" in Theißen, den so genannten Kindergartenteich in Luckenau, in Streckau die Schädemulde und in Würchwitz die Grube Leonhardt. "Gefährlich sind sie alle", so Henrik Otto.
Davon haben Daniel G. und Sebastian H. (die Namen sind der Redaktion bekannt) natürlich schon oft genug etwas gehört. Dennoch sind sie regelmäßig an mindestens zwei Tagebaurestlöchern im Bereich Theißen-Luckenau. "Wir sind da seit Jahren, zelten meist nur dort, mit dem Schwimmen sind wir vorsichtig, weil uns ja niemand helfen könnte", meint Sebastian. Das Gebiet um die Restlöcher herum wirke wie unberührte Natur, Idylle für einen Sommerabend. "Es ist ja noch nie etwas passiert", fügt Daniel an, "und wir haben noch nie Schilder abgerissen oder haben alles zertrampelt." Die Vorstellung, dass nicht nur der "illegale Badeteich", sondern auch das Terrain rundherum Gefahren birgt, ist bei ihnen noch nicht richtig angekommen. Die Aussage der Stadt, dass jetzt regelmäßig und so oft wie möglich kontrolliert werde, schreckt sie aber ab. "Mal sehen, vielleicht finden wir etwas anderes in der Nähe", sagt Sebastian schließlich, "aber normalen Badebetrieb wollen wir nicht." Gudrun Oehler schüttelt den Kopf über solchen Leichtsinn. Sie erinnert sich noch sehr gut an das letzte schwere Unglück in Theißen. "Alles, was nach dem Tagebau bleibt, ist tückisch", meint die Zeitzerin, "vieles wissen wir gar nicht so genau. Da ist Vorsicht das Beste."
Verstärkte Kontrollen sind aus Sicht von Henrik Otto nötig, denn das Gefahrenpotenzial ist hoch. Doch nicht nur das. "Leider werden immer wieder Absperrungen und Hinweisschilder zerstört, die Vegetation an den Uferzonen beschädigt und Anpflanzungen zertreten", zählt der Bürgermeister auf, "Pkw befahren Wege, die für den normalen Verkehr verboten, nur für Landwirtschaftsfahrzeuge frei sind." Otto bestätigt, dass die Warnschilder regelmäßig entfernt werden. Oft, sobald sie von der Stadt wieder ersetzt wurden. Da kommen im Ernstfall auch gleich mehrere Ordnungswidrigkeiten und Verstöße gegen die geltenden Verbote zusammen. Die Stadtverwaltung kann mit den Kontrollen nicht nachlassen - vor allem bei richtigem Badewetter.