Burgenlandkreis Burgenlandkreis: Abgeschminkt: Im Lyra-Werk geht das Licht aus
Geußnitz/MZ. - 16 Beschäftigte der Firma Chromalyra erhielten zum 31. Juli 2011 ihre Kündigung. "Es ging schon öfter auf und ab mit der Firma. Wenn jetzt wirklich geschlossen wird, werden wir alle arbeitslos. Den berüchtigten blauen Brief halten wir schon in den Händen", sagt ein Angestellter gegenüber der Zeitzer Zeitung. Seinen Namen wollte er nicht nennen. Vor allem, weil mehrere Betroffene gegen ihre Kündigung vor dem Arbeitsgericht klagen wollen.
Die Stimmung ist auf dem Tiefpunkt. Und trotzdem geht in diesen Tagen der Arbeitsalltag im Gewerbegebiet Geußnitz-Nord weiter. Holzgefasste kosmetische Stifte werden am Standort produziert. An diesem Tag entstehen naturgefasste Kajalstifte, die es in 40 verschiedenen Farben gibt.
In einer ehemaligen LPG-Halle entstand gleich nach der Wende eine Niederlassung der traditionsreichen Firma Lyra, die noch heute ihren Stammsitz in Nürnberg hat. Die Lyra-Bleistift-Fabrik wurde bereits 1806 gegründet, beschäftigt mehr als 200 Mitarbeiter und beziffert den Jahresumsatz auf 29 Millionen Euro. Nach eigenen Angaben werden pro Jahr 70 Millionen holzgefasste Stifte verkauft.
In Geußnitz wurden zunächst Zimmermannsbleistifte produziert. Später folgten verschiedene Kreiden, Fingermalfarben und Modelliermassen. Über den Ort hinaus bekannt war der Werksverkauf. Im Jahr 2003 begann am ostdeutschen Standort die Produktion kosmetischer Stifte, das andere Sortiment lief langsam aus. Zuletzt wurde vor zwei Jahren die Kreideproduktion eingestellt.
Bereits im Sommer 2008 haben Gesellschafter der Lyra-Bleistift-Fabrik das Unternehmen an die italienische FILA Fabbrica Italiana Lapids ed Affini S.p.A. veräußert. "Durch den Verkauf an einen strategischen Partner sichern wir langfristig das Bestehen des Unternehmens und der Traditionsmarke - und damit Arbeitsplätze", erklärte Geschäftsführer Andreas Blaul damals. Heute erklärt der gleiche Mann gegenüber der Zeitzer Zeitung: "Ich habe als Geschäftsführer der Lyra GmbH & Co. in Nürnberg seit dem Herbst 2009 und dem darauf folgenden Übergang des Werkes in Geußnitz in die Chromalyra Deutschland, nichts mehr mit der Außenstelle Geußnitz tu tun, bin seit Herbst 2009 auch kein Geschäftsführer mehr." Des Weiteren verweist er an Alfons Schönsteiner, ebenfalls von der Lyra in Nürnberg. Dieser habe gewisse "Betreuungs- und Koordinationsaufgaben" übernommen. Jener wiederum verweist die MZ an den italienischen Hauptsitz der Firma. Bislang erhielt die MZ keine Antwort aus Italien.
Die Tage der Produktionsstätte in Geußnitz scheinen gezählt. Für die Beschäftigten ist dies ein harter Schicksalsschlag. Ein Teil der Angestellten arbeitet bereits seit 20 Jahren hier. Gegenüber der Zeitzer Zeitung wollen sie sich nicht mit Namen äußern. Doch nicht allein die Mitarbeiter vor Ort sind betroffen. 95 Prozent der Produkte wird in Heimarbeit verpackt. Das bringt Beschäftigung für weitere 35 Frauen und Männer. Für viele, so sagen sie, sind jene 400 Euro der einzige Verdienst.