Biolehrerin aus Leidenschaft Biolehrerin aus Leidenschaft: "Kräuterfee" gibt Wissen an die Jugend weiter
Predel/MZ. - "Bis 1991 habe ich noch in Reuden Biologie unterrichtet. Dann ging ich in den Vorruhestand", erzählt die zierliche Frau. Mit der Schule schloss sie dennoch nicht ab. Neun Jahre betreute Frau Bergmann hier die Bücherei. Und als sie gebeten wurde, bei dem Projekttag rund um die Umwelt mitzumachen, sagte sie spontan zu.
Ein Jahrzehnt ist das nun auch schon wieder her. An diesem Vormittag wartet die pensionierte Lehrerin - wie jedes Jahr zum Umwelttag - an der Hochkippe Predel, um die Schüler aus den fünften, sechsten und siebenten Klassen in "ihr Reich" zu entführen. 20 Minuten verweilen die Jugendlichen an dieser Station.
Waltraud Bergmann erklärt ihnen, dass man aus dem Hirtentäschel eine blutstillende Tinktur bereiten kann, Holunderfrüchte reich an Vitamin C sind und wozu die oft verschrieene Brennnessel so alles gut ist. "Es ist schon interessant, was man mit den Pflanzen so alles machen kann", meint Siebentklässlerin Tina Neddermeyer, ehe die Mädchen und Jungen zur nächsten Station weiter ziehen. Wenn einer aus der Gruppe nach dem Rundgang etwas für sich mitnimmt, sei das gut, glaubt die ehemalige Bio-Lehrerin. "Bei den meisten erwacht erst im Alter das Interesse für die Natur", spricht sie aus Erfahrung. Jetzt könnten sie gerade mal eine Eiche und eine Birke bestimmen.
Waltraud Bergmann unterrichtete mit Leib und Seele Biologie. Im Schnelldurchlauf absolvierte sie nach dem Krieg ein Studium, wovon sie sagt, das habe ihr nicht viel gegeben.
Die Feinheiten beim Bestimmen von Pflanzen und anderen Dingen in der Natur lernte sie erst von Richard Großmann. "Er war noch Lehrer vom alten Schlag in Droyßig", spricht sie über den ehemaligen Kollegen. Frau Bergmann gibt nicht nur ihr Wissen an die Jugendlichen weiter. Vieles davon praktiziert sie auch selbst. So weiß sie sich, mit Heilkräutern bestens zu helfen. Und Tee hat sie seit Jahren nicht mehr eingekauft. Schon im Frühjahr geht sie auf Kräutersuche. Veilchenblüten, junge Brennnesseln, Holunderblüten und anderes mehr werden getrocknet, zerrieben, im Herbst dann bunt durcheinandergemischt und schließlich in Dosen gefüllt. Damit kommt Waltraud Bergmann immer übers ganze Jahr.