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Bester Auszubildender Bester Auszubildender: Geordnetes Chaos führt zu erstem Erfolg

Von Heike Riedel 29.11.2001, 15:00

Lützen/MZ. - Mit einer Größe von 2,04 Metern, breitem Kreuz und Igelschnitt fällt Peter Wilms schon auf. Er weiß diese Äußerlichkeiten als recht vorteilhaft zu schätzen, verbindet damit jedoch keine politische Gesinnung. So kurze Haare sind einfach schnell mitgewaschen und per Hand mal "durchgekämmt". Größe und Kraft ersparen ihm einige Hilfsmittel bei der Arbeit. Und nun wird der 20-Jährige noch einmal ins Rampenlicht gestellt. Am 12. Dezember erhält er auf einer Veranstaltung des Handwerkstages Sachsen-Anhalts in Bernburg die Auszeichnung als bester Auszubildender seines Faches im praktischen Leistungswettbewerb der Handwerksjugend 2001 im Kammerbezirk Halle. Im Landesmaßstab wurde er mit seinem Gesellenstück "Dekorative Gestaltung eines Raumes in Blau" viertbester Praktiker unter den Raumausstatter-Lehrlingen. Zum Thema Wasser hat er mit Gardinen auf einer Zugeinrichtung, Überdekoration, zwei klassischen Seitenschals, einem gepolsterten Hocker, Wandbespannung, Kissen und Fußbodenbelag - das alles vor einer tapezierten Wand - zur Prüfung in Aschersleben eine Kabine dekoriert, die Einblick in einen entsprechend gestalteten Wohnraum geben sollte. In den Stoffmustern finden sich Fische und andere Meerestiere, im Zuschnitt die Wellen und ihre Bewegung.

"Ich mag die Asymmetrie, das geordnete Chaos ist mein Stil", beschreibt sich der junge Mann selbst. Und was er damit meint, das ist dem Schaufenster in der Lützener Karl-Marx-Straße am besten abzulesen. Dort belebt er die Auswahl im elterlichen Geschäft, das von Gardinen bis zum Fußbodenbelag Raumdekorationen anbietet. Als Innenarchitektin und Raumdesignerin weiß Mutter Silvia Wilms das Talent ihres Sohnes zu schätzen. "Er hat viele Ideen, ist sehr kreativ und ein guter Kritiker meiner Arbeit, dabei hat er eine total andere Richtung als ich drauf und das handwerkliche Geschick meines Mannes", freut sich Silvia Wilms über die Verstärkung aus der eigenen Familie.

Nachdem die Wettbewerbsergebnisse im Internet zu lesen waren, konnte sich der junge Mann über Stellenangebote nicht beklagen, vor allem in den alten Bundesländern. "In den neuen Bundesländern ist es wesentlich schwerer, sich durchzusetzen, die Herausforderung viel größer", begründet er, warum er sich nun aber dort beweisen will, wo er aufgewachsen und zur Schule gegangen ist. Weil es das Einzige war, was er kannte, das Dekorieren, entschied er sich nach dem sehr guten Realschulabschluss für die Lehre zum Raumausstatter. Um sich sein Taschengeld aufzubessern, suchte er sich im elterlichen Geschäft schon zeitig Arbeiten, bügelte und hängte Gardinen auf. Sein Zimmer zu Hause in Wengelsdorf trägt schon seit der 9. Klasse ganz seine Handschrift. Und schließlich war ihm auch die Aussicht, mal selbständig arbeiten zu können, Anreiz für die Berufsausbildung, die er auch mit sehr guten Leistungen in der Theorie abschloss.

Bei Vollmer in Merseburg, dem Ausbildungsbetrieb, hat er sich vor allem das Polstern und Foßbodenlegen abgeguckt, womit er jetzt das Wilms-Angebot verstärkt. Unter den kritischen Augen der Mutter hat er sich im Umgang mit den Stoffen so richtig ausprobieren können. Rausgekommen ist ein "guter Mix", schätzt er selbst ein. Nach den handwerklichen Grundlagen und denen für den Umgang mit den Kunden eignet er sich nun auch die kaufmännischen Erfahrungen an, die ihn einmal zum Geschäftsmann werden lassen sollen. Schon spart er für die Meisterausbildung.