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Beschlagen von Pferden Beschlagen von Pferden: Paul bringt nichts aus der Ruhe

Von Uta Kunick 09.04.2003, 17:43

Hohenmölsen/Haynsburg/MZ. - Mit großen braunen Augen riskiert Paul einen prüfenden Blick nach hinten. Anett Herrmann packt den Wallach am hinteren Huf und bringt diesen in die richtige Position. Paul erweist sich als brav und geduldig. Geduld ist jetzt auch gefragt. Etwa 90Minuten plant Hufschmied Hans-Dieter Gajowski für die Pediküre ein. "Bei Paul müssen alle vier Hufe neu beschlagen werden", erklärt der Mann mit der fahrbaren Werkstatt, die an diesem Vormittag auf der Haynsburg bei Zeitz Station macht.

Die Zeiten, in denen Pferdebesitzer zu diesem Zweck die Dorfschmiede aufsuchen müssen, gehören längst der Vergangenheit an. Jetzt kommen mobile Hufschmiede - wie Gajowski - direkt ins Haus. Vor vier Jahren wagte der 48-Jährige aus Hohenmölsen den Sprung in die Selbstständigkeit. "Das klingt einfach, aber das große Flattern habe ich anfangs schon gekriegt", sagt er. Dabei war Gajowski der Umgang mit Hammer und Amboss nicht fremd. "Ich habe in Keutschen Schmied gelernt", erzählt er. Ab Mitte der 70er Jahre verdiente er sich mit Klempnerarbeiten sein Geld. Als das nicht so lief, besann sich der Familienvater wieder auf seinen alten Beruf.

In der Lehrschmiede Leipzig machte er sich im orthopädischen Hufbeschlag, im Beschlagen mit Spezialhufen und Sportbeschlägen für Turnierpferde schlau. Dann startete Gajowski mit der rollenden Schmiede durch. Die Werkstatt, zu der auch ein Gas beheizter Ofen gehört, ist in einem Transporter untergebracht. Von früh bis spät abends tourt der Hufschmied übers Land. "Nachher muss ich weiter zum Reiterhof nach Schleiz." Reklame braucht der Selbstständige nicht. Zu seinen weit verzweigten Kundenkreis kam er durch Mundpropaganda. "Wenn man seine Arbeit gut macht, wird man auch wieder bestellt", sagt der Hufschmied während er die Feile mit geübten Griffen über den Huf schiebt, um diesen zu glätten. Dabei passt er auf, dass sich nicht der kleinste Stein darunter fest setzt.

Weil das dem Pferd Probleme beim Laufen bescheren könnte. Aller sechs bis acht Wochen kommt der fahrbare Schuster zur Pediküre vorbei. "Huf, Bein und Fessel müssen eine Linie bilden", fachsimpelt der staatlich geprüfte Hufschmied. Durch das regelmäßige Kürzen wird diese wieder hergestellt. Die Hufeisen-Rohlinge werden jedem Huf angepasst. Dazu legt der Schmied immer und immer wieder das Eisen kontrollierend an.

"Es gibt Pferde, die springen nach vorn und haben Angst", berichtet Gajowski aus dem Berufsalltag. Paul zählt nicht dazu. Er lässt sich nicht aus der Ruhe bringen, bleibt brav stehen und schaut gerade so, als ob ihm die Hufpflege gut gefällt.