1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Zeitz
  6. >
  7. Bayerwald und Burgenlandkreis: Bayerwald und Burgenlandkreis: Arche aus Glas legt im Schlosspark Moritzburg an

Bayerwald und Burgenlandkreis Bayerwald und Burgenlandkreis: Arche aus Glas legt im Schlosspark Moritzburg an

Von Angelika Andräs 10.05.2016, 12:30
Dieses Foto der Bundesstiftung Umwelt zeigt die Glasarche auf dem Ruckowitzschachten. Schachten sind aus dem Wald gerodete Weideflächen, an denen Bäume als Unterstand für das Vieh stehenbleiben.
Dieses Foto der Bundesstiftung Umwelt zeigt die Glasarche auf dem Ruckowitzschachten. Schachten sind aus dem Wald gerodete Weideflächen, an denen Bäume als Unterstand für das Vieh stehenbleiben. Sabine Eisch

Zeitz - Am 1. Juni läuft ein Schiff im Schlosspark Moritzburg in Zeitz ein und geht dort für vier Wochen vor Anker. Nicht irgendein Schiff, eine Arche aus Glas, die in einer großen Holzhand ruht und eine gewaltige Symbolkraft hat. Nicht zufällig ist es eine Arche, nicht zufällig besteht sie aus Tonnen von Glas, diesem zerbrechlichem Werkstoff, der so geballt, so kunstvoll zusammengefügt und verarbeitet, aber Kraft und Ewigkeit demonstriert. Ihre zwei Schwestern sind im Bayerischen Wald zu finden, beeindruckend in der Landschaft platziert und vor dem Glasmuseum in Frauenau. Die erste Glasarche zog seit 2003 fünf Jahre lang durch die Wälder im deutsch-tschechischen Grenzgebiet - heute steht sie unterhalb des Lusengipfels.

Fasziniert von der Symbolkraft

2005 sah der Zeitzer Rainer Helms das gläserne Schiff mitten im Nationalpark Sumava und war fasziniert von der Idee, der Aussagekraft und Symbolkraft. Die Idee zu diesem außergewöhnlichen Kunstwerk hatte der Glaskünstler Ron Fischer aus Zwiesel. Dass beide Männer sich trafen, war nur eine Frage der Zeit. Gemeinsam mit Hubert Stern setzte Fischer vor über zehn Jahren das Projekt um. Weitere Glaskünstler aus Frauenau und Umgebung, dem Zentrum der Glaskunst im Bayerischen Wald, wirkten daran mit, ein Sinnbild für die Schöpfung und die sich daraus ergebende Verantwortung des Menschen für die Natur und Umwelt zu schaffen. Um die Natur, ihre Zerbrechlichkeit und ihren Schutz geht es auch Rainer Helms. Bis Oktober war er Leiter der Umweltbehörde im Burgenlandkreis.

Landschaftspflegeverein Elstertal

Rainer Helms ist außerdem ehrenamtlich im Landschaftspflegeverein Mittleres Elstertal aktiv. Und er macht seit über 20 Jahren Urlaub in Haidmühle, einem Ort im Dreiländereck Bayerischer Wald, direkt an der tschechischen Grenze gelegen. Er hatte die Idee, ein solches Glasschiff im Burgenlandkreis auf die Reise zu schicken. Es sollte in verschiedenen Naturlandschaften auf die Zerbrechlichkeit der Natur und die Gefahren des Artenschwundes aufmerksam machen, erklärte er, und zu einem Ort der Begegnung werden. Dafür suchte er jahrelang im Auftrag des Landschaftspflegevereins Sponsoren. Seine freundliche Hartnäckigkeit und ein Foto waren schließlich der Türöffner: Ein Foto der Glasarche auf dem Ruckowitzschachten, das die MZ dank der Deutschen Bundesstiftung Umwelt zeigen kann, zog jeden Betrachter in seinen Bann. Schließlich konnte der Auftrag zum Bau der Arche erteilt werden. „Unser Anliegen ist es, besonders Kinder und Jugendliche anzusprechen und sie so für den Naturschutz zu begeistern“, so Helms.

Das Glasarche-Projekt begann mit einer gemeinsamen Idee der Glaskünstler  Ronald Fischer und Hubert Stern.  Fischer  hatte zuvor bereits in dieser Technik größere Objekte gefertigt, bis er mitten im Wald einmal einen alten Kahn liegen sah.  Gemeinsam mit Hubert Stern baute er nach seinem künstlerischen Entwurf dieses Schiff aus Glas, aus  480 einzeln ausgeschnittenen und zusammengesetzten Flachglasscheiben. Die Glasarche ist damit fast fünf Meter lang und hat ein Gewicht von drei Tonnen, die Zeitzer Arche ist sogar noch etwas größer. 

Die fünf mal sechs Meter große Hand aus Eichenholz schufen Tomáš Indra und Libor Kuzdas, Holzbildhauer aus Pilsen und Ckyne. Die hölzerne Hand geht zurück auf eine Idee von Vladimír Silovský, von der Nationalparkverwaltung Šumava, die Glasarche 2004 mit einer offenen Hand im Nationalpark Šumava zu begrüßen.

Deshalb wird die Arche nach vier Wochen im Schlosspark auf Reisen gehen. Durchs Elstertal, durch den Burgenlandkreis und an ausgewählte Standorte in Sachsen-Anhalt. Darüber freut sich auch Ron Fischer. Schon bei der Tour der ersten Arche gab es den Gedanken, sie auch noch in andere Bundesländer zu schicken. „Sozusagen als Zeichen dafür, dass die Arche Fahrt aufnimmt für eine Reise durch Deutschland“, sagt Fischer, „damals hat aber die Energie nicht mehr gereicht. Jetzt geht dieser Wunsch doch noch in Erfüllung und die Arche, und mit ihr auch das Glas aus dem Bayerischen Wald, machen sich auf zu neuen Ufern.“ Rainer Helms und Ron Fischer hoffen, dass es auch ein Brückenschlag zwischen Bayerwald und Burgenlandkreis wird, dass beide Regionen von der Aktion profitieren und die Menschen auf die Schönheit der jeweils anderen Region aufmerksam gemacht werden, wie sie es Christina Hackl vom Bayerwald-Boten verrieten. (mz)

Rainer Helms (links) und Glaskünstler Ron Fischer freuen sich auf die Reise, die die Glasarche vom Bayerischen Wald nach Zeitz antritt.
Rainer Helms (links) und Glaskünstler Ron Fischer freuen sich auf die Reise, die die Glasarche vom Bayerischen Wald nach Zeitz antritt.
Christina Hackl
Hubert Stern (links) und Ronald Fischer hatten die Idee und bauten die erste Arche 2003.
Hubert Stern (links) und Ronald Fischer hatten die Idee und bauten die erste Arche 2003.
Herbert Pöhnl