Bayer fasst in Kretzschau Fuß
Kretzschau/MZ. - Mit einem Tieflader und einem Bagger kehrte Christian Bittner vor nunmehr 18 Jahren seiner bayerischen Heimat den Rücken, um im Osten Deutschlands sein Glück zu machen. Der gelernte Kfz-Mechaniker hatte einen Meisterbrief in der Tasche, eine Ausbildung zum Baufacharbeiter absolviert und als selbständiger Unternehmer mit einer Erdbau- und Abbruchfirma Erfahrungen gesammelt.
Nun wollte er im thüringischen Saalfeld sein Glück versuchen. Doch Bittner blieb in Lausnitz bei Unterwellenborn hängen. Nach der Übernachtung in der Fahrerkabine, war der Tieflader am Morgen von Neugierigen umringt. Die staunten und fragten, was er hier sucht. Er wolle sich selbständig machen und arbeiten, gab er zur Antwort. Es dauerte nicht lange und schon lag der erste Auftrag vor. 5 000 Mark brachte dieser ein. "Ich sollte einen Hof pflastern", erinnert sich Bittner.
Die ersten Arbeitskräfte für seine Baufirma stammten aus einem landwirtschaftlichen Baubetrieb, der gerade aufgelöst worden war. Die Auftragslage boomte. Für Bittner und seine Männer gab es immer etwas zu tun. Irgendwann nahm Bittner auch Hochbauleistungen in seine Dienstleistungen mit auf und zog eines Tages weiter. Nach Leipzig sollte es gehen. Dass er in Zeitz landete, ist auf einen Bekannten zurückzuführen und seinen Blick auf die Landkarte, bei dem Bittner erkannte, dass die Elsterstadt recht zentral liegt und man von hier schnell nach Sachsen und Thüringen kommt.
Also ließ sich der geschäftstüchtige Bayer in Zeitz nieder und bot neben Erdbau-, Abbruch- und Tiefbauarbeiten zusätzlich Containerdienste an. Im Jahr 2000 zog die Firma nach Kretzschau in die Naumburger Straße um, wo sie heute noch ihren Sitz hat. Zehn Beschäftigte zählt das Unternehmen gegenwärtig.
Die Mitarbeiter sind unter anderem gelernte Straßen- und Tiefbauer, Lkw-Fahrer, Maurer und Baumaschinenführer und nicht nur auf Baustellen in Sachsen-Anhalt, sondern auch in Sachsen und Thüringen anzutreffen. 70 Prozent der Aufträge kommen aus der öffentlichen Hand, die restlichen 30 Prozent von Privatleuten. Zur Zeit führt das Unternehmen auf der Puralube-Baustelle im Chemie- und Industriepark Zeitz Tiefbauarbeiten für den Kanalbau durch. In Schkölen war die Bittnersche Firma bis vor kurzem mit dem Abriss des alten Kinos beschäftigt und an der Jakobschule in Eisenach erhielt der Betrieb vor zwei Jahren den Zuschlag für den Tiefbau und für die Außenanlagen.
"Die Geschäfte laufen. Ich kann nicht klagen", sagt Bittner, der sich über den Büroräumen eine Wohnung ausgebaut hat, die er mit seiner aus Döschwitz stammenden Frau Guritha und den beiden Kindern Emanuel und Brigitte bewohnt. "Ich fühle mich hier wohl", sagt der 46-Jährige. Die Entscheidung, in den neuen Bundesländern durchzustarten, hat der Wahl-Kretzschauer nicht bereut. "Das Einzige, was mir fehlt, sind die Berge", meint er. Doch das lässt sich verkraften: beim jährlichen Skiurlaub im Gebirge.