Barina Kosmetiklabor Barina Kosmetiklabor Zeitz: Ein Leben für die Schönheit

Zeitz - Ina Möller (64) und Barbara Kunkel (63) geraten ins Grübeln. Sich an Produkte zu erinnern, die sie einst entwickelt haben, falle nach all den Jahren gar nicht so leicht.
Doch langsam kommen die Erinnerungen zurück: das Jeden-Tag-Shampoo, Bambino-Shampoo, die Protein- und auch die Undine-Pflegeserie. Und dann habe es da noch ein grünes Billigshampoo gegeben, so Möller. Damit hätten die Leute nicht nur ihre Haare, sondern sogar Socken und Autos gewaschen, erzählt sie und lacht.
Es sind nur einige Pflegemittel, die die studierten Chemikerinnen im Zitza-Werk in Zeitz konzipiert haben. Dort haben beide in den 70er Jahren begonnen. „Wir waren in der Produktentwicklung und Qualitätskontrolle tätig“, erklärt Möller.
In diesen Bereichen seien Kreativität und Experimentierfreude gefragt gewesen. „Hergestellt wurden zum Beispiel Shampoos, Tönungen, Haarwasser - im Prinzip alles rund ums Haar“, sagt Kunkel. Und die Produkte fanden sich nicht nur in den Haushalten der DDR, sondern wurden auch in die Sowjetunion und nach Ungarn exportiert.
Pflegeprodukte aus Zeitz: Wende nach der Wende
Nach der Wende kam der Umschwung. „Wir haben versucht, auf unseren Erfahrungen aufzubauen. Denn die Produkte waren ja gut“, sagt Möller. Lediglich die Verpackungen sollten angepasst und formschöner werden.
Auch mit der Macho-Serie für Männer wollte man am Markt Fuß fassen. Hinzu kam, dass plötzlich eine Unmenge neuer Rohstoffe verfügbar war, die zur Herstellung neuer Produkte verwendet werden konnten.
Die Firma Oehmig Weidlich stellte neben Kosmetikartikeln wie Seife und Haarwäsche ab 1902 auch Kakao- und Zuckerwaren her. Zu diesem Zeitpunkt war Kommerzienrat Hermann Thieme Inhaber der Fabrik. Der Volksmund sprach damals auch von „Seifen-Thieme“. Im Jahr 1952 erfolgte die Enteignung des Unternehmens, wurde in VEB Zitza Werk Zeitz umbenannt und belieferte ab diesem Zeitpunkt die sozialistischen Länder mit Haarpflege- und Tönungsprodukten. Später wurde das Werk dem VEB Deutsches Hydrierwerk Rodleben angeschlossen und wurde fortan als Betriebsteil Zitza Zeitz geführt. Anfang der 1990er Jahre investierte die Treuhandanstalt in eine neue Heizungsanlage sowie in moderne Produktionsmaschinen. Danach wurde der gesamte Zeitzer Betrieb an einen Hamburger Kosmetikunternehmer verkauft. Das Unternehmen hieß nun zitza cosmetic GmbH und brachte unter anderem die Herren-Kosmetikserie „Macho“ auf den Markt. Unter dem Namen „Fan“ wurde ein preiswertes Shampoo produziert, welches die Haare beim Waschen colorierte.
Der Unternehmenserfolg wollte der zitza cosmetic zeitz GmbH dennoch nicht gelingen und so wurde nach kurzer Zeit die Produktion gänzlich eingestellt. Die Immobilie steht nunmehr leer. Quelle: www.Zeitzeransichten.de
Für die Frauen damals eine neue Erfahrung: „Wir haben uns ganz schön auf den Hosenboden setzen müssen“, sagt Möller. In jeder freien Minute habe man sich mit neuen Substanzen befasst, um diese kennenzulernen.
Kosmetikprodukte aus Zeitz: Kunden in ganz Europa
Im Jahr 1996 war Schluss. Zitza ging Konkurs. Von den ursprünglich 300 Mitarbeitern waren zu diesem Zeitpunkt schon nur noch 25 Mitarbeiter übrig, schätzen Kunkel und Möller.
Sie waren zwei davon. Von einen Tag auf den anderen waren beide arbeitslos. Doch die Hände in den Schoß legen kam für sie nicht in Frage. „Wir haben überlegt, was wir mit unserem Wissen anfangen können“, sagt Kunkel rückblickend. Mit einem Kleinkredit und Fördermitteln gründeten sie kurzerhand ihr eigenes Unternehmen: das Barina Kosmetiklabor.
Das erste Jahr sei schwierig gewesen. Man habe zwar viel am Laufen gehabt, aber keinen einzigen konkreten Auftrag. Die Rettung: Eine Pflegeserie für Pferde, mit deren Entwicklung und Herstellung das junge Unternehmen beauftragt wurde.
Nach und nach kamen immer mehr Anfragen und Barina wuchs stetig. Inzwischen haben sich die Frauen und ihre vier Mitarbeiter auf Wellnessprodukte spezialisiert, reinigende und pflegende Kosmetik, die auf Wunsch entwickelt wird. Kunden sitzen in Deutschland, Österreich, Italien, Frankreich und der Schweiz. „Wir sind sehr gut ausgelastet“, sagt Kunkel zufrieden.
Barina Kosmetiklabor Zeitz: Lebenswerk muss weitergehen
Mit Stolz blicken beide zudem auf das bevorstehende Jubiläum. Im Februar feiert das Barina Kosmetiklabor 20-jähriges Bestehen. Für die beiden Unternehmerinnen wird es vermutlich das letzte Firmenjubiläum sein. Zu Beginn des kommenden Jahres wollen Möller und Kunkel in den Ruhestand gehen.
Das soll aber nicht das Ende für Barina bedeuten. Derzeit stehe man in Verhandlungen, könne noch nichts Näheres sagen. Beide seien jedoch zuversichtlich, dass ihr Unternehmen weitergeführt wird.
„Wir wünschen uns natürlich, dass die Tradition fortbesteht“, sagt Kunkel. Der Abschied werde schwerfallen, schließlich sei Barina ihr Lebenswerk. Auf der anderen Seite mache sich das Alter bemerkbar. Gerade in der Weihnachtszeit, wenn sich die Ereignisse in der Firma überschlagen. „Wir möchten einfach kürzer treten.“ (mz)