1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Zeitz
  6. >
  7. Azubis trotzen Kohleaustieg: Azubis trotzen Kohleaustieg: Warum sich 45 Lehrlinge für die Mibrag entscheiden

Azubis trotzen Kohleaustieg Azubis trotzen Kohleaustieg: Warum sich 45 Lehrlinge für die Mibrag entscheiden

Von Yvette Meinhardt 21.08.2019, 05:00
Für Jasmin Hauck (links) und Janis Radke war es am Montag der erste Tag in Profen. Ausbilder Holger Berning übergibt ihnen ihr Werkzeug.
Für Jasmin Hauck (links) und Janis Radke war es am Montag der erste Tag in Profen. Ausbilder Holger Berning übergibt ihnen ihr Werkzeug. Norbert Claus

Profen - Für 45 Jugendliche aus Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen begann am Montag die Ausbildung bei der Mitteldeutschen Braunkohlengesellschaft (Mibrag) in Profen. In Zeiten einer heißen Debatte um den Kohleausstieg haben sie sich trotzdem ganz bewusst für einen Job in der Kohle entschieden.

Gutes Geld, gute Ausbildung: Mibrag punktet

„Viele Freunde von mir arbeiten bereits im Unternehmen. Ich weiß, dass es hier eine Top-Ausbildung gibt und man ordentliches Geld verdient“, sagt Jasmin Hauck. Die 21-Jährige kommt aus Leipzig, ist bereits vor zwei Jahren nach Zeitz gezogen und beginnt eine Ausbildung zur Maschinen- und Anlagenführerin. Hat sie Angst vor den tonnenschweren Großgeräten im Tagebau? „Nein, habe ich nicht. Im Gegenteil, ich freue mich auf die neuen Herausforderungen und manch ein Bagger wird auch nur mit einem Joystick bedient“, sagt sie. Janis Radke hat sich ebenfalls für einen typischen Männerberuf entschieden. „Ein Bürojob wäre nichts für mich. Ich möchte nicht nur am Schreibtisch sitzen“, sagt die junge Zeitzerin.

Sie hat in der Sekundarschule am Schwanenteich gerade ihren Abschluss gemacht. In Mathe und Physik steht jeweils die Note 2 auf dem Zeugnis. „Ich habe schon in der 9. Klasse ein zweiwöchiges Schulpraktikum bei der Mibrag gemacht und lerne nun Elektronikerin“, sagt die junge Frau. Ihre Schule hat seit Jahren eine Patenschaft mit dem Bergbauunternehmen. So lernen die Schüler die Firma kennen, schon einige Ausbildungsverträge kamen so zustande.

Um Bedingungen vor Ort zu verbessern, baute die Mibrag ein neues Ausbildungszentrum

Mit Beginn des neuen Lehrjahres lernen 16 angehende Industriemechaniker, zehn Elektroniker, zwölf Maschinen- und Anlagenführer, drei Kauffrauen für Büromanagement, ein Chemielaborant und drei Landschaftsgärtner in Profen. Weiterhin werden elf Lehrlinge der Kooperationspartner Agco Hohenmölsen und der Südzucker AG ausgebildet. „Wir haben aktuell 2700 Beschäftigte“, sagt Armin Eichholz, Vorsitzender der Geschäftsführung. Die Mibrag feiert in dieser Woche ihr 25-jähriges Bestehen, seit 1995 wird dort ausgebildet.

„Wir haben bereits über 1000 Lehrlinge ausgebildet und davon 660 übernommen. Damit beträgt das Durchschnittsalter unserer Beschäftigten aktuell 42 Jahre“, so Eichholz weiter. Und: „Der Bergbau ist ein Mannschaftsspiel. Da muss sich einer auf den anderen verlassen können.“ Um die Bedingungen vor Ort zu verbessern, baute die Mibrag ein neues Ausbildungszentrum, die Eröffnung war 2013. Bis heute wurde das Unternehmen mehrfach durch die Industrie- und Handwerkskammer (IHK) als Top-Ausbilder ausgezeichnet.

Trotz der ungewissen Zukunft: Fundierte Ausbildung und gutes Geld

Bundestagsabgeordneter Dieter Stier (CDU) ist erfreut, dass sich die jungen Leute für diesen Weg entschieden haben. „Es ist eine anspruchsvolle Ausbildung und eine Entscheidung in der Region zu bleiben“, so Stier. Auch in Zeiten der Debatte um den Kohleausstieg sei es die richtige Entscheidung, weil es eine fundierte Ausbildung und noch 20 Jahre Arbeit gebe. „Es gibt noch kein Gesetz zum Kohleausstieg. Im Bundestag befassen wir uns nach der Sommerpause damit“, so Stier.

So wisse heute noch niemand, wie die Zukunft der Mibrag aussieht. Und trotz der ungewissen Zukunft haben sich etliche junge Leute für die Ausbildung entschieden: „Wir haben hier eine fundierte Ausbildung und verdienen gutes Geld, deswegen haben wir uns trotz Kohleausstieg für die Mibrag entschieden“, ist etwa die zukünftige Maschinen- und Anlagenführerin Janis Radke zuversichtlich. (mz)

Ausbildungsstart in Profen: 53 junge Frauen und Männer der Mibrag und Partner lernen im Ausbildungszentrum.
Ausbildungsstart in Profen: 53 junge Frauen und Männer der Mibrag und Partner lernen im Ausbildungszentrum.
Norbert Claus