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Ärger um Fällung der Götterbäume Ärger um Fällung der Götterbäume: „Das sind Baum-Mörder“

Zeitz - An der Virchowstraße werden die Götterbäume gefällt. Für viele Zeitzer ein Aufreger schlechthin. Warum die Stadt die Säge ansetzen will.

Von Angelika Andräs 07.11.2019, 06:00

Die Aufregung rund um die Virchowstraße ist groß: Die alten Götterbäume in der kleinen Anlage an der Ecke zur Käthe-Niederkirchner-Straße warten auf ihren Tod. Mitbekommen haben es die Anwohner, weil den Bäumen auf einmal Rinde fehlte. „Das sind Baum-Mörder“, schimpft eine Frau, „welchen Grund gibt es, diese schönen alten Bäume zu killen?“

Sie wollte es genau wissen und fragte bei der Stadt nach. „Götterbäume breiten sich ungehindert aus und verdrängen einheimische Arten, deshalb müssen sie weg, hat man mir gesagt“, sagt sie mit Tränen in den Augen. Ein Anwohner beschreibt tieftraurig, dass es ihm wehtut, dass die Bäume sterben müssen. „Sie sind ein Stück Natur an dieser belebten Stelle, und sie sind, ich wohne im Haus daneben, Schutz und Grün vor den Fenstern.“

„Götterbäume sind keine Schädlinge, sondern eine invasive Art“

Auch der Stadtratsvorsitzende Ulf Altmann (CDU) hat das Problem angesprochen. Auf ihn waren Bürger zugekommen. In der Stadtratssitzung erhielt er auf seine Anfrage die Antwort, dass es sich um Schädlinge handelt. „Ich habe mich schlau gemacht“, sagte er danach, „Götterbäume sind keine Schädlinge, sondern eine invasive Art. Aber die Bäume stehen schon so lange und haben sich nicht ausgebreitet.“ Altmann hielt eine Fällung der Bäume trotz der aktuellen Aufregung um Götterbäume für unangemessen.

Noch mehr wunderte er sich über die Antwort, die die MZ auf ihre Anfrage bei der Stadtverwaltung erhielt. „Die Entscheidung, die Götterbäume in der Virchowstraße zu fällen, hat nichts mit der aktuellen Debatte um die nicht kontrollierbare Ausbreitung dieser Baumart zu tun“, übermittelte Pressesprecherin Sophie Schlehahn. „In den vergangenen Jahren kam es an den Götterbäumen auf der Grünfläche in der Virchowstraße verstärkt zu Astabbrüchen, die zu Schäden auf dem angrenzenden Grundstück geführt haben.

„Ich bin gespannt auf die Belege, auf den Nachweis der Schäden für die Fällgenehmigung“

Der Fachbereich Recht und Ordnung und das Sachgebiet Öffentliches Grün/Baumschutz entschieden sich daher aus Gründen der Gefahrenabwehr zur Fällung der Bäume.“ Stadtratschef Altmann fragt sich nun, warum man dann alle Bäume fällen muss. Ob denn Äste von allen Bäumen immer wieder Schaden gemacht hätten - und ob es dann nicht auch gereicht hätte, die Bäume zu verschneiden oder einzelne Bäume wegzunehmen.

„Ich bin gespannt auf die Belege, auf den Nachweis der Schäden für die Fällgenehmigung“, so Altmann. Die Anwohner wollen die Frage nach der Angemessenheit der Aktion beantwortet haben: Wie viele Äste haben welche Schäden angerichtet. Schäden, die eine Fällung aller Bäume rechtfertigen.

Die Säge soll übrigens Anfang 2020 angesetzt werden. Nachpflanzungen seien geplant. (mz)