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Archäologische Ausgrabungen Archäologische Ausgrabungen: Spuren reichen 1000 Jahre zurück

Von Bärbel Schmuck 26.09.2001, 13:44

Weißenfels/MZ. - Für ihre jüngste Sitzung hatten sich die Mitglieder des Ausschusses für Stadtentwicklung des Weißenfelser Stadtrates wohl besseres Wetter gewünscht. Sollte sie doch diesmal unter freiem Himmel stattfinden. Statt dessen nieselte es, als sich die Räte am Montag zu einer Vor-Ort-Begehung auf dem Schlossvorplatz trafen.

Schlammig, aber sehr spannend ging es an diesem nasskalten Abend zu, als der Bauingenieur Ulrich Nebel und der Archäologe Peter Hiptmair den Ist-Stand der Ausgrabungsarbeiten erläuterten, die seit Mai dieses Jahres auf dem ehemaligen Gelände der Wohnungsbau Wohnungsverwaltung Weißenfels GmbH (WVW) laufen. Nicht nur Bodendenkmale wie einen Schmelzofen für Metallverarbeitung aus der Slawenzeit, einen Rundturm und Reste der alten Schlossmauer haben Mitarbeiter der KöSa GmbH unter Anleitung des Archäologen freigelegt. Kiloweise wurden außerdem Zeitzeugen vergangener Jahrhunderte gefunden.

"Wir können hier nicht nur Spuren aus der Barockzeit nachweisen, sondern 600 Jahre Burg-Traditionen dokumentieren und haben Funde aus der Slawenzeit von 800 bis 1000 entdeckt. 1000 Jahre Schlossberg kommen also locker zusammen." Peter Hiptmair zeigte neben Tontöpfen, mit denen im offenen Feuer gekocht wurde, außerdem Gegenstände wie Spinnwirtl, einen Knochenpfriem und eine Glasperle. Während die beiden erstgenannten als Werkzeuge dienten, handelt es sich bei dem uralten Teil eines Schmuckstückes um eine Kostbarkeit, auch wenn diese noch so klein ist und auf den ersten Blick recht unscheinbar wirkt, erläuterte der Experte vom Landesamt für Archäologie.

"Man hat an der Oberfläche gekratzt", staunte Ausschussmitglied Otto Klein (SPD), "und es kommt eine Menge heraus", ergänzte der gebürtige Weißenfelser Ulrich Nebel, der sein Planungsbüro in Weimar hat. Der von der Kreisstadt beauftragte Bauingenieur, der die Aufgabe in seinem Heimatort als große und spannende Herausforderung betrachtet, machte auf die steigenden Kosten aufmerksam. "Je tiefer wir graben, um so teurer wird es." Deshalb empfahl Nebel, in Sachen Schlossvorplatz-Gestaltungskonzept Schwerpunkte zu setzen.

Ausschussvorsitzender Cornelius Geiger (CDU-Fraktion) plädierte für die Bewahrung des Turmes. "Doch was den Vorplatz betrifft, dürfen wir ihn nicht zerreißen, in dem wir jedes einzelne Bodendenkmal sichtbar machen. Wir können aus den genannten Kostengründen sowieso nicht alles zeigen", meinte er.

"Das Ganze muss für uns bezahlbar bleiben", bestätigte Thomas Jähnel, Fachbereichsleiter Technische Dienste in der Stadtverwaltung. Deshalb fielen auch an diesem Abend keine Entscheidungen bzw. Empfehlungen darüber, wie der Platz mit Aussichtsplateaus als Touristenattraktion einmal aussehen soll. Die Räte sollten sich lediglich vom Sachstand informieren lassen. Hartwig Arps (CDU) forderte einen Sachstandsbericht mit einem Finanzierungskonzept als gute Diskussionsgrundlage für eine der nächsten Tagungen.