Äpfel wie im Paradies Äpfel wie im Paradies: Ehemaliger Bio-Lehrer in Kayna erntet mehr als 300 Sorten Obst

Kayna - Dieses Jahr ist kein gutes Jahr für Äpfel. Der späte Frost, die Trockenheit und der Schädling Apfelwickler machen den Bäumen das Leben schwer. Und trotzdem ist der Obstkeller von Walter Janovsky gut gefüllt. Es duftet wie im Paradies.
„Ich habe 74 empfehlenswerte Sorten, 167 sonstige Sorten und fünf gekaufte, macht 246 verschiedene Äpfel in diesem Jahr“, sagt der Pomologe. Hinzu kommen 50 unterschiedliche Birnen und sieben Quittenarten. Mit seinen Früchten fährt Janovsky über Land und stellt sie zum Beispiel am Sonntag im Naturkundemuseum Mauritianum in Altenburg aus.
In der DDR wurde dann der „Kaiser“ gestrichen
Der pensionierte Bio-Lehrer aus Kayna hat im Laufe der vielen Jahre eine Wissenschaft aus seiner Leidenschaft für Äpfel gemacht. Fein säuberlich steht eine lange Tafel mit den Früchten im Keller. Davor liegt ein Schild mit Namen des Apfels, Geschmack, Verwendung und Lagerung. Auch der Name des Züchters ist darauf zu lesen. Und zu beinahe jedem Exemplar hat Janovsky eine Geschichte bereit. „Nehmen wir mal zum Beispiel den Apfel Kaiser Wilhelm. Dieser wurde unter dem Namen Peter Broich etwa um 1830 gezüchtet“, erzählt der Experte.
Der Apfel, so steht es bei Wikipedia, wurde im Jahre 1875 Kaiser Wilhelm zur Geschmacksprobe vorgelegt, der daraufhin die Namensverwendung für „diesen wahrhaft majestätischen Apfel“ huldvoll genehmigte und sich mit einer gerahmten Fotografie mit eigenhändiger Unterschrift bedankte. In der DDR wurde dann der „Kaiser“ gestrichen und es blieb nur „Wilhelm“ übrig. Aus dem erwerbsmäßigem Obstanbau ist diese Sorte längst verschwunden. Man findet den „Kaiser“ nur noch in privaten Gärten.
Alte Sorten zu bewahren, ist ein Anliegen des Pomologen
Diese alten Sorten zu bewahren, ist ein Anliegen des Pomologen. Dafür hat er eine nachahmenswerte Idee entwickelt. Denn in seiner angestammten Kleingartenanlage in Kayna gibt es - wie in vielen anderen Anlagen auch - ungenutzte leere Gärten. So hat Janovsky im Laufe der Jahre 25 Sortengärten angelegt, dass heißt 430 Obstbäume gekauft und gepflanzt.
Möglich war dies, weil er auch seit 30 Jahren Vorsitzender der Gartenanlage ist. Schon seit 1970 engagiert er sich im Vorstand. „Wenn ich einmal 80 Jahre alt bin, möchte ich den Vorsitz abgeben und mich dann nur noch um die Sortengärten kümmern“, sagt er mit einem Augenzwinkern.
„Mit 13 Jahren stand ich zum Apfelpflücken auf der Leiter“
Schon seit seiner Kindheit hat sich Janovsky diesem Hobby verschrieben. „Mit 13 Jahren stand ich zum Apfelpflücken auf der Leiter“, erzählt er. Seit 1968 ist er Mitglied in der Kaynaer Kleingartensparte. Und zu DDR-Zeiten hat er es mit einem Apfelbaum in die Fernsehsendung „Außenseiter, Spitzenreiter“ geschafft. „Durch das Pfropfen von Reisern trug mein Baum damals schon 30 Sorten, heute sind es schon doppelt so viele“, sagt der Senior. Die Arbeit im Garten halte ihn fit, nicht zuletzt deshalb, weil er in der Anlage in Kayna bergauf und bergab laufen muss.
Probleme mit Leerstand gibt hat Janovsky auf ganz eigene Art gelöst. 65 Vereinsmitglieder bewirtschaften 124 Parzellen. In diesem Jahr verließen vier Pächter die Anlage, dafür kamen aber sechs neue hinzu. „Wir könnten sofort vier gute Gärten anbieten“, sagt Janovsky. Aus anderen ehemals leerstehenden Gärten wurden im Laufe der Jahre drei Parkplätze geschaffen. „Über das Anlegen von Sortengärten könnte man auch in der Stadt Zeitz oder in allen Kleingartensparten mit Leerstand nachdenken“, regt Janovsky an. Denn das wäre eine nachhaltige Lösung und das Obst aus eigener Ernte ist gesund.
„Nur in Zeitz gelingt es mir nicht, mit einer Ausstellung so richtig, Fuß zu fassen“
Auch seine Äpfel würde er gern in der Region zeigen. Früher war er regelmäßig in Droyßig, doch den dortigen Obstbauer gibt es nicht mehr. Letztes Wochenende zeigte er seine Sortenvielfalt in der Nähe von Weißenfels. „Nur in Zeitz gelingt es mir nicht, mit einer Ausstellung so richtig, Fuß zu fassen“, bedauert er. Dabei war Janovsky in der Vergangenheit durchaus schon mal auf dem Zeitzer Herbstmarkt im Schlossgarten, doch eine Veranstaltung unter freiem Himmel sei für sein Anliegen nicht gut geeignet.
Da fehle der Platz für die Ausstellung und bei Wind würden die kleinen Schilder wegfliegen. Doch in der Region ist er längst bekannt und Janovsky hat noch niemanden weggeschickt, der bei ihm zur Sortenbestimmung vor der Tür stand. Um Fehler zu vermeiden, besitzt er neben Fachliteratur auch eine ganze Sammlung von Apfel- und Birnenkernen. So erkennt man die Sorte nicht nur an Farbe, Form, Geschmack, Aussehen, Beschaffenheit der Schale, sondern auch an den Kernen.
››Sortenausstellung am Sonntag, 11. Oktober, von 10 bis 16 Uhr im Naturkundemuseum Mauritianum Altenburg. Zur Sortenbestimmung sind drei Früchte notwendig. (mz)