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Amtsgericht Zeitz Amtsgericht Zeitz: "An der Grenze erschossen"

Von Matthias Voss 20.06.2019, 13:07
Die imposante Fassade des Zeitzer Amtsgerichts. Dort wird mit einem Banner bereits für den Tag der offenen Tür geworben.
Die imposante Fassade des Zeitzer Amtsgerichts. Dort wird mit einem Banner bereits für den Tag der offenen Tür geworben. Hartmut Krimmer

Zeitz - „Früher war unser Gebäude immer und für jeden geöffnet. Aber die Entwicklungen der vergangenen Jahre erforderten besondere Sicherheitsvorkehrungen. Es ist mittlerweile ein sensibler Ort geworden“, sagt Ernst-Wilhelm Schulze. Der Direktor des Zeitzer Amtsgerichts spricht von Metalldetektoren und Einlass erst nach Rücksprache mit dem Wachpersonal. Das soll am kommenden Dienstag, 25. Juni, etwas aufgehoben werden.

Denn von 9 bis 17 Uhr lädt das Justizgebäude am Herzog-Moritz-Platz gegenüber der Sparkassen-Zentrale in der Albrechtstraße zum Tag der offenen Tür. „Selbstverständlich müssen wir auch zu so einem Anlass auf die Sicherheit achten. Und wir bitten darum, dass die Besucher einen gültigen Personalausweis mitbringen. Aber alles wird schon ein wenig gelockert, es wird nur Stichproben am Einlass geben“, so Schulze weiter.

Wussten Sie, dass sich zum Beispiel Grenzsoldaten gegenseitig erschossen haben?

Der Direktor verbindet so einen Anlass immer gern mit der Eröffnung einer Ausstellung. Nach „Justiz im Nationalsozialismus“ im vergangenen Jahr wird nun die Schau „An der Grenze erschossen“ gezeigt. Dazu ist die Beauftragte des Landes Sachsen-Anhalt zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, Birgit Neumann-Becker, zu Gast und wird mit Schulze zusammen die Ausstellung erklären.

„Wir sind nach der Premiere im Magdeburger Landtag eine der ersten Stellen, die die Schau bekommen haben. Da gibt es zahlreiche interessante Details. Wussten Sie, dass sich zum Beispiel Grenzsoldaten gegenseitig erschossen haben?“ macht Schulze Werbung. Die Ausstellung ist in den Fluren etwa vier Wochen lang, bis zum 23. Juli, zu sehen.

Alltagsgeschäft eher von Erbscheinen oder Grundbuch-Eintragungen geprägt

Am Tag der offenen Tür aber können auch die Gerichtssäle und weitere interessante Räumlichkeiten besucht werden. Auf Wunsch wird Schulze die Gäste persönlich herumführen und vielleicht gibt es dann auch Einblicke in den Keller mit den Zellen für Gefangene, die auf ihren Prozess oder als Zeugen warten. „Generell aber stehen wir vor allem Rede und Antwort. Wir wollen damit auch ein wenig die Scheu vor unserer Einrichtung bekämpfen, die die Menschen vielleicht haben“, sagt der Direktor.

Denn so ein Amtsgericht behandle ja nicht nur Straf- oder Zivilprozesse, wo Menschen zu Gefängnis verurteilt werden. „Viele wissen ja vielleicht gar nicht, dass unser Alltagsgeschäft eher von Erbscheinen oder Grundbuch-Eintragungen geprägt ist“, sagt Schulze. Diese Aufklärung wollen er und seine Mitarbeiter in vielen persönlichen Gesprächen gerne vor Ort leisten. Das Alltags-Geschäft und Rechtsberatungen finden laut Schulze am kommenden Dienstag aber ausdrücklich nicht statt.

Leckereien aus der Gulaschkanone und Kaffee und Kuchen

Stattdessen also die Ausstellungs-Eröffnung im Schöffensaal um 16 Uhr, Leckereien aus der Gulaschkanone und Kaffee und Kuchen. Dazu hat sich das Amtsgericht Partner von der Polizei, dem Justizvollzug, dem Weißen Ring, Notariat und dem Betreuungsverein eingeladen. Diese stehen ebenfalls für Gespräche und Informationen zur Verfügung.

„Wer weiß, vielleicht gibt es an dem Tag ja sogar noch eine Verhandlung“, macht Schulze wieder ein wenig Werbung und lächelt dabei. Wer den Direktor mal kennengelernt hat, weiß, dass das Amtsgericht alles andere als ein behördlich-trockener Ort ist. Zum Kennenlernen bietet sich der kommenden Dienstag nun an. (mz)