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Historische Anlage Ältester deutscher Whisky-Brennkessel steht in Zeitz

23.12.2019, 07:49
Daniel Rost, Brennmeister und Inhaber der Zeitzer Whisky Manufaktur; steht an der ältesten Whisky-Brennblase Deutschlands von 1935.
Daniel Rost, Brennmeister und Inhaber der Zeitzer Whisky Manufaktur; steht an der ältesten Whisky-Brennblase Deutschlands von 1935. dpa-Zentralbild

Zeitz - Der kugelrunde Apparat ist aus massivem Kupfer, komplett mit Grünspan überzogen und die Jahrzehnte haben an ihm ihre Spuren hinterlassen. Der Topf wiegt 800 Kilogramm und fasst 1100 Liter. Auf einem großen Messingschild steht: Maschinenbau-Aktiengesellschaft Golzern-Grimma, die Fabriknummer 4085 und das Produktionsjahr 1935. Jetzt ist der Apparat das Herzstück der „Zeitzer Whisky Manufaktur“.

Ältester deutscher Whisky-Brennkessel in Zeitz

„Es ist die älteste Whisky-Brennblase Deutschlands, sie kam 1950 erstmals im brandenburgischen Luckenwalde bei der Firma C.W. Falckenthal Söhne zum Einsatz“, sagt Inhaber Daniel Rost. „Der Whisky hieß ,Falkner'.“ Der Betrieb wurde kurze Zeit später enteignet und als VEB (Volkseigener Betrieb) Edelbrände und Spirituosen Luckenwalde“ weiter geführt. Offiziell gab es 1954 von den DDR-Oberen die Anweisung, einheimischen Whisky zu brennen.

Im Jahr 1958 kam auch in der Bundesrepublik ein deutscher Whisky namens „Red Fox“ in die Läden. Aber die Schotten klagten wegen Namensverwechslung und die Marke wurde 1961 in „Racke rauchzart“ umbenannt. In Luckenwalde war die Brennblase (Brennkessel) bis 1996 in Betrieb. Dann wurde der Betrieb geschlossen. „Ich habe das Teil für 2000 D-Mark gekauft und im Biergarten als Dekorationsstück aufgebaut“, erinnert sich der einstige Besitzer des „Green Island Pub“ in Zeitz, Andreas Weitze. Die Gastwirtschaft gehört seit Anfang 2019 zur Whisky-Manufaktur von Rost, seine Brennerei steht in einem sanierten Gebäude neben dem Pub.

Rückbesinnung auf regionale Erzeugnisse

„Seit April läuft die historische Brennblase wieder mehrmals im Monat“, sagt Rost. Zuvor wurde eine neue Heizung sowie ein Rührwerk samt Motor eingebaut. „An dem Kupferkessel kann ja praktisch nichts kaputt gehen“, betont der Brennmeister. „Der Marktanteil des deutschen Whiskys liegt bei 0,4 Prozent, vor zwei Jahren waren es lediglich 0,05 Prozent“, sagt Michaela Habbel, Präsidentin des „Verband Deutscher Whiskybrenner“ (Sprockhövel-Haßlinghausen/Nordrhein-Westfalen). „Derzeit gibt es 210 Whiskybrennereien in Deutschland. Das bedeutet, dass auch die Nachfrage nach deutschem Whisky in den letzten zwei Jahren enorm gestiegen ist.“

Und warum? „Neben der Wertschätzung von Qualität ist es eine Rückbesinnung auf regionale Erzeugnisse. Die Leute machen sich Gedanken über das, was in ihrer Region gemacht wird. Sie möchten einen Bezug zum Produkt haben“, sagt Habbel. „Deutscher Whisky ist etwas Nachhaltiges. Die Fässer werden jedes Jahr neu gefüllt, es gibt keine Abfallprodukte.“
Der Trend ist erst ein paar Jahre alt. Laut Gesetz muss Whisky mindestens drei Jahre lagern.

Momentan ist drei- und fünfjähriger Whisky vorhanden

„Die Brennereien lassen ihre Produkte mittlerweile fünf, sechs Jahre in den Fässern reifen. Das ist jetzt deutscher Standard“, sagt Verbandspräsidentin Habbel. Rund 22.000 Liter reiner Alkohol brennt Rost pro Jahr in Zeitz. „Regelmäßig kommen neue Fässer ins Lager, pro Monat wird maximal ein Fass in Flaschen abgefüllt. Momentan ist drei- und fünfjähriger Whisky vorhanden. Die Nachfrage ist vor Weihnachten deutlich gestiegen“, sagt der gelernte Chemiker.

„Im nächsten Jahr wird zum 70-jährigen Jubiläum ein Whisky in Erinnerung an den alten Falkner Whisky gebrannt“, sagt Vertriebsmitarbeiter Constantin Honisch. Allerdings werde er anders schmecken. „Die Zutaten haben sich geändert.“ Zudem öffne im März 2020 in Naumburg ein zweiter Verkaufsladen. „Die Gegend ist landschaftlich reizvoll und es gibt einen starken Tourismus.“ (dpa)