Abc-Schützen nur im Mittelfeld Abc-Schützen nur im Mittelfeld: Schulleiter aus dem Burgenlandkreis äußern sich zur TIMMS-Studie

Zeitz - Die Grundschulen der Region sehen nicht die Lehrmethoden als Ursache des mittelmäßigen Abschneidens deutscher Abc-Schützen im internationalen Vergleich. Das ergab eine MZ-Umfrage unter den Schulleitern. Für die sogenannte TIMMS-Studie wurden unter der Leitung der TU Dortmund 300.000 Grundschüler in 50 Ländern auf ihre Leistungen in Mathematik und anderen Naturwissenschaften getestet – darunter 4.000 deutsche Kinder an 200 Schulen.
TIMMS-Studie: Leistung der Abc-Schützen stagniert
Demnach ist die Leistung der Abc-Schützen hierzulande auf dem Niveau von 2007 stagniert. Andere sind deshalb an Deutschland vorbeigezogen – etwa die Niederlande, Dänemark, aber auch Polen. Der Unterricht und die Lehrmethoden werden durchaus Jahr für Jahr weiterentwickelt, sagt Bianca Degenkolb. Die Schulleiterin der Grundschule Stadtmitte in Zeitz sieht die dünne Personaldecke in den Grundschulen Sachsen-Anhalts als das eigentliche Problem. Die Schulen haben vielfältige Aufgaben: Hochbegabte Kinder müssen gleichermaßen gefördert, wie Förderschüler in den Unterricht integriert werden, seitdem die inklusive Bildung in Deutschland verpflichtend möglich sein muss. Hier sind die deutschen Schulen zu unflexibel, kritisiert die Studie.
Schulleiterin erwartet ab Januar Probleme bei der Unterrichtsversorgung
Das sei auch kein Wunder, so Bianca Degenkolb. Denn die Schulleiterin ist froh, wenn das Kollegium es schafft, alle Unterrichtsstunden abzudecken. Das sei bislang der Fall. Ab Januar könnte es aber Probleme geben.
Gegenseitige Unterrichtsbesuche, wie die Studie sie auch fordert, seien im Kollegium durchaus erwünscht, so Bianca Degenkolb. Doch derzeit bleibe schlicht keine Zeit dafür.
Schulleiterin: „Bei Klassenstärken von über 30 Schülern kann individuelle Betreuung nur eine Wunschvorstellung bleiben“
Noch drastischer schildert eine Schulleiterin, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen will, die Situation. In der Einrichtung, der die Frau vorsteht, können derzeit nur 96 Prozent der Unterrichtsstunden abgedeckt werden. „Bei Klassenstärken von über 30 Schülern kann individuelle Betreuung nur eine Wunschvorstellung bleiben“, so die Frau. Auch die Verwendung neuer Medien im Unterricht sei völlig illusorisch, solange viele Schulen nicht einmal Internet in den Klassenzimmern hätten, so die Schulleiterin.
Hans-Peter Binder kritisiert, dass Grundschullehrer 27 Unterrichtsstunden je Woche abdecken müssen – mehr als ihre Kollegen in Sekundarschulen und Gymnasien. „Mit der Vorbereitung und dem, was noch so anfällt, ist das hart“, so der Schulleiter der Grundschule Droyßig. Gerade in Großstädten gehe das an der Realität vorbei. Dort wollen zahlreiche Flüchtlingskinder integriert und Förderschüler betreut werden. Binder selbst habe da in Droyßig eine „Insel der Glückseligen“. Der Unterricht in Droyßig sei heute offener und habe mehr Werkstattcharakter. Eine Förderschullehrkraft sei zwei Tage die Woche vor Ort. (mz)