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100.000 Euro 100.000 Euro: Warum Gloria-Maria Holzhey für die Nonnenkapelle spendet

Von Angelika Andräs 26.03.2018, 12:23
Gloria-Maria Holzhey spendete 100 000 Euro für die Nonnenkapelle.
Gloria-Maria Holzhey spendete 100 000 Euro für die Nonnenkapelle. Petrik Wittwika

Zeitz - Es ist die größte private Spende, die Zeitz je gesehen hat: 100.000 Euro für die Sanierung und Restaurierung der Nonnenkapelle in der Zeitzer Michaeliskirche. Gespendet hat sie Gloria-Maria Holzhey. Bei dem Namen wird sich mancher fragen, wer das eigentlich ist. Setzt man „geborene Naether“ dazu, wird es klar, und ihr Engagement reiht sich, wenn auch in ungewöhnlich großzügiger Form, in das der Familie Naether für ihre alte Heimat ein. Holzhey ist die Schwester von Ernst-Albert Naether, der in Zeitz wohl am bekanntesten, am präsentesten ist.

Und Gloria-Maria Holzhey würdigt mit ihrer Hilfe gleichzeitig das Engagement der Vereinigten Domstifter und ihres Bruders, des Domherrn Ernst-Albert Naether, und tut dies in enger Verbundenheit zu ihrer Vaterstadt, in der sie 1944 geboren wurde und bis 1950 gelebt hat. Sie reiht sich aber auch in eine große Tradition der Familie Naether ein, die in Zeitz so manches gute Werk getan hat. Genannt seien das Naether-Volksbad, das Naether-Jugendhaus oder die Naether-Stiftung zur „Unterstützung armer und hilfsbedürftiger Bürger der Stadtgemeinde Zeitz“.

Ernst-Albert Naether lebte zwölf Jahre in Zeitz

Ernst-Albert Naether, 1936 geboren, lebte zwölf Jahre in Zeitz. Er versucht nicht zuletzt als Domherr der Vereinigten Domstifter zu Merseburg und Naumburg und des Kollegiatstifts Zeitz immer wieder, für Zeitz zu wirken. Schließlich ist das die Stadt, in der alles begann. In der damaligen Jüdegasse 2 befand sich im großen Seitengebäude um 1830 die Werkstatt von Gotthelf Naether, wo er die zum Teil riesigen Räder für die Kutschen und Pferdewagen anfertigte und an die großen Gefährte anpasste. Dort stellte Ernst Albert Naether ab 1846 selbst mit vier Arbeitern Wagen her.

Und dort wurden die ersten Kinderwagen gebaut. „Seinem Biss, dieser Beharrlichkeit, dem Durchsetzungsvermögen und missionarischem Eifer verdanken wir, dass Zeitz für inzwischen 170 Jahre zum Inbegriff für Kinderwagen geworden ist“, so Naether. Auch Ernst Albert Naethers drei Kinder, Tochter Anna und die Söhne Albin und Richard, erblickten in der Judenstraße 2 zwischen 1849 und 1853 das Licht der Welt. Gloria-Maria Holzhey und Ernst-Albert Naether sind die Urenkel des Firmengründers und Begründers der deutschen Kinderwagenindustrie.

Gloria-Maria Holzhey flüchtete als Sechsjährige mit ihrem Vater in die BRD

Ihr Vater Walther Naether wirkte als Generaldirektor der 1946 enteigneten E.A. Naether GmbH. Gloria-Maria Holzhey flüchtete als Sechsjährige mit ihrem Vater bei Nacht und Nebel über die „Grüne Grenze“ in die BRD, nachdem sich die staatlichen Repressionen in der DDR ins Unerträgliche gesteigert hatten und der Familie in Zeitz systematisch die Existenzgrundlage genommen wurde, wie es der Zeitzer Autor Petrik Wittwika beschrieb. Heute lebt Gloria-Maria Holzhey zusammen mit ihrem Ehemann Dr. Georg Holzhey im Berchtesgadener Land.

Ihrem Bruder, dem Domherrn, lag die Nonnenkapelle sehr am Herzen. „Ich erinnere so gut meinen ersten Besuch in der damaligen Rumpelkammer, dass da die alte Kirchendatei rumstand“, so Naether, „ich kramte ein bisschen darin unter Buchstabe N und fand die Kirchendateikarten meines Urgroßvaters, Großvaters und -onkels und empfand das als sensationellen Fund!“ Sie alle wurden in dieser Kirche getauft.

„Das war der Moment, als ich beschloss, in meiner Familie für eine Unterstützung des Domstifter-Projekts Nonnenkapelle zu werben.“ Mit Erfolg. (mz)