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Zugverkehr in Wittenberg Zugverkehr in Wittenberg: Was wird aus dem Früh-ICE nach Berlin?

Von Irina Steinmann 27.11.2019, 11:20

Wittenberg - Der Aufschrei war laut, wenn auch nicht lang: Die Bahn streicht unseren ICE, rief die Wittenberger Frühpendler-Community, wie sollen wir jemals wieder pünktlich um sieben am Arbeitsplatz in der Hauptstadt sein? Die Deutsche Bahn AG hatte freilich rasch Entwarnung gegeben: Es sei Ersatz vorgesehen für ICE 1618, 5.47 Uhr ab Wittenberg, 6.29 Uhr an Berlin Hauptbahnhof.

Noch ehe andere Politiker so richtig auf den Zug aufspringen konnten, hatte CDU-Verkehrsexperte Frank Scheurell (MdL) auf MZ-Anfrage bereits zu berichten gewusst, dass statt ICE 1618 künftig ein Zug aus Wien im Morgengrauen in der Lutherstadt halten wird.

Die Bahn hat nun am Dienstag Details zu dieser Verbindung bekannt gegeben. Demnach wird besagter ICE nach dem bereits bekannten Datum 6. März 2020 - bis dahin fährt er noch - durch IC 94 ersetzt.

Der startet am Vorabend um 19.15 Uhr in der Donau-Metropole und erreicht unter anderem über Halle, Leipzig und Bitterfeld dann um 5.39 die Lutherstadt, Abfahrt dort um 5.41 Uhr, also bloß sechs Minütchen früher als bisher von den armen Frühaufstehern gewohnt. Anders als sein Vorgänger verkehrt er nach Auskunft der Bahn zudem täglich, nicht nur montags bis freitags.

Selbstverständlich hat der neue IC mit Halt in Wittenberg auch einen Gegenzug. Dieser verkehrt am späten Abend um 22.29 Uhr ab Berlin Hauptbahnhof und erreicht die Lutherstadt nach 46 Minuten.

Damit, so die Bahn, biete man Wittenbergern eine spätere Rückfahrmöglichkeit aus der Hauptstadt; bisher verließ der letzte ICE mit Halt in Wittenberg Berlin bereits um 21.28 Uhr, also viel zu früh für die allermeisten Veranstaltungen.

Auch für Fernreisende bietet IC 94 neue Möglichkeiten. Neben dem umsteigefreien Nacht-Trip an die schöne blaue Donau (Ankunft Wien 10.45 Uhr) sind ab 9. März damit ebenfalls umsteigefreie Fahrten zu touristischen Zielen im Norden in Sicht, nämlich Richtung Ostseeküste, montags bis samstags geht es zunächst bis Rostock, ab Mitte Mai dann auch weiter direkt zum Fischbrötchen nach Warnemünde.

Ein Hauch von Walzerseligkeit liegt also künftig über den müden Wittenberger Frühpendlern, deren Zahl eigenen Angaben zufolge allein für diesen einen Zug immerhin 50 bis 80 Personen ausmacht. Preiswerter wird der Umstieg von ICE auf IC anders als früher einmal üblich allerdings nicht. Was die Pendler selbst wenig stören dürfte, da die meisten von ihnen ohnehin mit Zeitkarten unterwegs sind.

Lückenfüller ab 15. Dezember

Bereits zum Fahrplanwechsel in gut zwei Wochen (15. Dezember) verschwindet die vielfach beklagte Nachmittagslücke im ICE-Verkehr zwischen Wittenberg und Berlin. Die vorübergehende Streichung des ICE um 15.48 Uhr hatte 2018 in der Lutherstadt zu Protesten geführt, insbesondere aus dem Paul Gerhardt Stift, aber auch seitens der Touristiker kam Kritik. Wittenberg hatte damals zugunsten von Bitterfeld verzichten müssen, dem zuvor - aufgrund eines Irrtums, wie es seinerzeit hieß - nahezu sämtliche ICE abhandengekommen waren. Eine letzte Lücke freilich bleibt unverändert im Wittenberger ICE-Stundentakt: Seit mehreren Jahren schon fehlt ein ICE um 20.12 Uhr Richtung Leipzig. Einige Politiker fordern unterdessen einen noch dichteren ICE-Takt für Wittenberg.

Erstmals seit längerer Zeit - 2002/ 2003 fuhr der Connex - soll mit dem Fahrplanwechsel ab Wittenberg wie berichtet wieder ein Zug verkehren, der nicht zur Deutschen Bahn AG gehört: Ab 16. Dezember will in der Lutherstadt der Flixtrain Leipzig - Berlin - Köln halten, allerdings nur an bestimmten Tagen. Tickets der Bahn gelten dort nicht. Mehr Infos zu diesem Angebot finden sich unter www.flixtrain.de. (mz)