Unternehmen in Oranienbaum-Wörlitz Worauf der Gewerbeverein Wörlitz seit drei Jahrzehnten Wert legt
Vereinigung begeht ihr 30-jähriges Bestehen. Was einst zur Gründung geführt hat und warum trotz gesellschaftlicher Herausforderungen die Aussichten gar nicht so schlecht sind.

Wörlitz/MZ. - Wörlitz hat einiges zu bieten, auch einen Eintrag im Guinness-Buch der Rekorde. Dazu verholfen hatte der Parkstadt in den 1990er Jahren eine sehr spezielle Aktion, an der auch der örtliche Gewerbeverein beteiligt war und bei der mehr als 1.000 Wörlitzer Windbeutel, kreiert von lokalen Bäckern, an einem Seil zwischen Schloss und See hingen. Jetzt hat der Gewerbeverein sein 30-jähriges Bestehen gefeiert und auch gegenüber der MZ erinnert der Vorsitzende Michael Pirl noch mal an diese süße Initiative.
Worauf Wert gelegt wird
Begangen wurde das Jubiläum auf der „Elbterrasse Wörlitz“. Etwa 60 Gäste waren gekommen, die Anzahl der Vereinsmitglieder liegt Pirl zufolge derzeit bei 45. Begonnen wurde mit zehn bis zwölf, Gründungsmitglieder waren die inzwischen verstorbenen Hans Jürgen Gieloff, Prit Przybilla und Heinz Schalk. Die erste Vorsitzende war Brunhilde Schendzielorz, die ihrerseits auf der Jubelfeier war. Neben Michael Pirl gehören heute zum Vorstand Simone Guss, Holger Schalk, Dirk Möser, Peter Guske und Jörg Richter. Nach dem Gründungsimpuls von 1994 befragt, sagt Pirl, dass man sich aus einer Art Opposition heraus zusammengetan hatte. Es gab eine gewisse Unzufriedenheit mit der Praxis von Auftragsanfragen bei lokalen Unternehmern etwa vonseiten der Stadt – Ausschreibungsverfahren, wie sie heute bekannt sind, habe es damals noch nicht gegeben. Pirl sagt, man wollte ein Sprachrohr bilden für Handwerksbetriebe und Gewerbetreibende. Zugleich betont er, dass sie „immer großen Wert“ auf den Austausch mit der Stadt und der Kulturstiftung gelegt hätten.
30 Jahre Gewerbeverein bilden auch ein Stück Geschichte ab, wenn es etwa um Verwaltungseinheiten geht. Anfangs wirkte man noch in drei Landkreisen, Pirl spricht von unterschiedlichen Herausforderungen. Heute gehört die 2011 gebildete Einheitsgemeinde Oranienbaum-Wörlitz zum Landkreis Wittenberg. Natürlich geht ein Blick auf 30 Jahre Vereinsleben nicht ohne das Erinnern an besondere Veranstaltungen, die es zum Teil bis heute gibt und zu denen das Frühlingserwachen ebenso gehört wie der Markt zum ersten Advent. Neujahrsempfänge wurden ausgerichtet, später mit der Stadt und der Kulturstiftung, inzwischen wurden diese Begegnungen in Frühjahrsgespräche umbenannt. In der Vergangenheit begleitet wurden auch politische Wahlen: Zuletzt hatte man wie berichtet im Hinblick auf die Kommunalwahlen zur Vorstellung der Oranienbaum-Wörlitzer Stadtratskandidaten eingeladen.
„Positiv gestimmt“
In drei Jahrzehnten tun sich freilich auch Spannungsfelder auf: Michael Pirl spricht gegenüber der MZ demografische Verwerfungen an, die Rede ist von der Sorge vor einer Kluft zwischen ländlichem Raum und Ballungszentren. Auch müsse aufgepasst werden, dass bestimmte Menschen sich nicht abgehängt fühlen. Man habe kein Patentrezept, vielleicht ist es gerade deshalb umso wichtiger, „dass die Menschen sich austauschen“.
Was noch wichtig ist? Natürlich der Blick nach vorn und da macht der Vorsitzende des Gewerbevereins einen zuversichtlichen Eindruck. Er sei, sagt Pirl, „positiv gestimmt“, weil in den kommenden Jahren 150 Millionen Euro (im Rahmen des Masterplans) in die Kulturstiftung fließen sollen. Das könnte für Oranienbaum-Wörlitz einen wirtschaftlichen und touristischen Aufschwung bringen.