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Wohnsiedlung Wohnsiedlung: In Wittenberg entsteht neues Viertel

Von irina steinmann 14.08.2012, 17:39

Wittenberg/MZ. - Pülzig, sagt Hans Keller, man könne das in etwa mit Pülzig vergleichen. 23 Doppelhäuser macht 46 Wohnungen macht 100 Menschen mindestens. "Ein vollkommen neues Quartier entsteht." Keller, Vorstandsvorsitzender der Wittenberger Wohnungsbaugenossenschaft WBG hat sich sicherheitshalber Gummistiefel angetan - gegen den Staub, nicht gegen das Wasser, das es hier im Untergrund allerdings auch reichlich gibt - und weist über das Baufeld an der Otto-Nuschke-Straße. Zu sehen sind Häuschen in den unterschiedlichsten Bauphasen, von der Bodenplatte bis zum Innenausbau. Im Frühjahr sollen auf dem Terrain der lange abgerissenen Plattenbauten die ersten Mieter einziehen und voraussichtlich noch im Mai alle Umzüge abgeschlossen sein.

Die Interessenten

War die derzeit entstehende "Siedlung am Röhrwasser" - so der offzielle Arbeitstitel - ursprünglich als reines Seniorenwohnen geplant, schwenkte die WBG später auf einen Mix um. Ältere Pärchen und junge Familien sollen nun hier im Norden der Lutherstadt ein neues Zuhause finden. Etwa 50 Bewerbungen lägen derzeit vor, so Keller, Mietverträge sollen im Oktober oder November geschlossen werden. Zwei Typen prägten die Interessentengruppe: Da seien jene, die aus der "Peripherie" Richtung Stadt strebten, um dort im Alter auf eine bessere Infrastruktur zurückgreifen zu können, und es gebe auch solche, die, relativ gut situiert, gegenwärtig noch in einer Geschosswohnung wohnten und sich jetzt den Traum vom Haus erfüllen wollen, wobei ihnen der Mieterstatus entgegenkommt, weil er eben mehr Flexibilität verspricht als ein Eigenheim.

Die Hausordnung

Hatten die Besuche im Musterhaus - etwa 600 Interessenten hatten sich dort umgeschaut - nach Auswertung eines Fragebogens bereits zu gewissen baulichen Veränderungen geführt, so sieht Keller das Zusammenleben in der kleinen Siedlung durchaus auch als eine soziale Herausforderung. So soll die Hausordnung nicht schon mit dem Vertrag vorgegeben, sondern gemeinsam mit den Bewohnern entwickelt werden. Knack- und Einigungspunkte gibt es jede Menge. Gibt es Zäune? Wie sollen die einzelnen Gärten aussehen, wie die Gesamtaußenanlage? Will man Firmen engagieren oder das Umfeld in eigener Regie pflegen? Der Mieterstatus setzt der Freiheit Grenzen, bietet aber auch die Chance für ein Einvernehmen. "Das wird ein interessanter Prozess", verspricht Hans Keller. Die einschlägigen Versammlungen werden über den Winter im Senioren- und Pflegezentrum "Am Lerchenberg" stattfinden, mit dem man auch allgemein kooperieren will: Gemäß einem Vertrag zwischen WBG und SPZ können die neuen Siedler im Fall der Fälle Leistungen der benachbarten Senioreneinrichtung in Anspruch nehmen. Bereits seit einigen Jahren bietet die WBG dort bekanntlich auch altersgerechtes Wohnen in Mehrgeschossern. Mit den Doppelhäusern freilich schlägt die Genossenschaft ein neues Kapitel des Alterswohnens auf.

Die Namen der Straßen

Dass das neue Quartier am Ende wenigstens im Volksmund wahrscheinlich doch nicht "Siedlung am Röhrwasser" heißen wird, sondern "Partnerstadtsviertel", hat mit einer Entscheidung der Stadträte zu tun. Die fanden Hainbuche und Eberesche, die die WBG als Reminiszenz an die Bepflanzung vorgesehen hatte, als Straßennamen nicht so toll. Da auf der anderen Seite der Wunsch bestand, die fünf Partnerstädte im Stadtbild zu verankern, werden die WBG-Mieter künftig unter anderem an Haderslebener und Springfielder Straße wohnen. Auch Békéscaba wird gewürdigt. Dass das Sträßchen keine Anlieger hat, gilt als Vorteil.