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Wittenberger Unternehmen Wittenberger Unternehmen: Flexible Küche für Flüchtlinge in Griebo

Von Alexander Baumbach 21.09.2015, 20:45
Karsten Bergien richtet das Abendessen in Griebo an.
Karsten Bergien richtet das Abendessen in Griebo an. Baumbach Lizenz

Wittenberg/Griebo - Seit einer Woche hat das Senioren- und Pflegezentrum „Am Lerchenberg“ einen neuen Großabnehmer. Mit dem Einzug der ersten 58 Flüchtlinge in der Grieboer Mehrzweckhalle übernahm die gemeinnützige GmbH der Lutherstadt Wittenberg die Versorgung der Asylbewerber.

„Wir haben eine Küche, die auch das Potential dazu hat“, erklärt Geschäftsführer Matthias Henschel, wie täglich drei Mahlzeiten für die Turnhalle gestemmt werden. Neben den drei Wahl-Gerichten für die Bewohner im eigenen Haus liefert das Senioren- und Pflegezentrum auch noch 400 Portionen „Essen auf Rädern“ aus. Dabei hat die Notunterkunft des Landkreises aber auch durchaus eigene Anforderungen, die küchentechnisch bewältigt werden wollen. „Vorgabe des Landkreises war etwa, dass kein Schweinefleisch serviert wird“, erklärt Henschel. Ansonsten sei die Versorgung aber nach kurzem gegenseitigen Beschnuppern gut in den eigenen Produktionsprozess integriert. „Wir sind sehr flexibel, unsere Großhändler auch. Wir kochen nicht separat, sondern schauen, welche unserer Angebote auch für die Flüchtlinge geeignet sind und ergänzen sinnvoll, um die Vielfalt zu gewährleisten“, erzählt Küchenchef Karsten Bergien, der unter anderem die Logistik der Großküche leitet.

„Zum Frühstück gibt es 120 Brötchen, dazu 30 Fladenbrote vom Großhändler, die dann aber noch einmal aufgebacken werden - so würde man das ja zuhause auch machen“, erzählt er. Dazu Butter, Marmelade - einzeln verpackt. Und vielleicht am Wichtigsten: „Schwarzer Tee mit viel Zucker. Der wird viel getrunken. Wir bieten jetzt abends auch noch eine warme Suppe an, die wird ebenfalls sehr gut angenommen.“

Einzig Einweggeschirr werde langsam knapp. „Das merkt man schon am Markt, aber unser Zulieferer hat noch mal in Größenordnungen bestellt“, sagt Bergien. Richtiges Geschirr sei sicher besser geeignet, aber in der Notunterkunft, die ja nur Durchgangslager für wenige Tage sein sollte, sei schlichtweg keine Möglichkeit zum hygienischen Abwaschen gegeben. Mittags kommen zwei verschiedene Gerichte auf den Tisch. „Da sind wir dann auch mit zwei Mitarbeitern vor Ort und richten direkt an. Andernorts werden Verpflegungsbeutel ausgegeben - wir haben aber von Anfang an entschieden: Wenn wir es machen, machen wir es richtig“, ergänzt der Küchenchef.

„Das ist kein Luxus, das ist Standard nach den Vorgaben des Landkreises. Wir fangen auch nicht an, die syrische Küche nachzukochen. Der Kohlrübeneintopf wird gegessen“, weiß Geschäftsführer Henschel. Dass das Essen gut ankomme, sei am Feedback der Flüchtlinge zu merken. „Der Speiseraum ist ja gleichzeitig Unterrichtsraum für die Deutschkurse von Freiwilligen - da klappt das nach den paar Tagen schon sehr gut. Man hört Bitte, Danke, Guten Morgen, und die Leute bemühen sich bei der Essenausgabe, ihre Deutschkenntnisse anzuwenden“, weiß Karsten Bergien, der regelmäßig selbst vor Ort in Griebo ist.

Die Fähigkeit der Großküche, sich auf Unwägbarkeiten einzustellen, ist weiterhin gefordert. Wie viele Flüchtlinge am Dienstag in Griebo neu ankommen, weiß man am Montagmittag im Unternehmen nicht. „Aber diese Flexibilität sind wir aus dem Catering-Bereich gewöhnt“, erklärt Bergien. (mz)