Wittenberger Markt Wittenberger Markt: "Goldener Adler" wird vermisst

Wittenberg - Die Umbenennung des „Goldenen Adlers“ in „Hotel Brauhaus“ - die MZ zeigte am Mittwoch ein Foto von der neuen Ansicht - lässt Wittenberger nicht kalt. „Das geht gar nicht“, meldete sich Stadtführer Klaus-Jürgen Tischer noch am selben Morgen in der Redaktion.
„Mit einem Federstrich“ werde hier Historie beseitigt, kritisiert er. Allein schon deshalb: „Ich weise bei meinen Führungen immer auf das erste Hotel am Platze hin“: Der „Goldene Adler“ gilt als Wittenbergs ältestes Hotel - schon seit 1524 wird hier genächtigt - jetzt aber steht „Brauhaus“ dran. Welcher Tourist soll das verstehen?, fragt Tischer. Und: „Wieso macht der Crahmer das?“
Am Vortag hatte der Eigentümer des Gebäudes, Hans-Jürgen Crahmer, der MZ auf Nachfrage bestätigt, dass das seit mehr als zwei Jahren zum benachbarten „Brauhaus“ gehörende Haus jetzt in der Tat auch so heißt. Dies diene einer besseren Vermarktung im Internet, hatte er erklärt und eingeräumt, dass der „Goldene Adler“ damit „in der Außenwirkung nicht mehr existent“ sei, ein „Zeichen der Neuzeit“ , in der Lokale eben auch mal ihren Namen wechseln.
Wobei mit der „Adlerschänke“, die weiterhin so heißt, und dem erhaltenen Traditionszeichen (ein doppelköpfiger Adler mit Krone) an der Fassade ja weiterhin auf die Geschichte hingewiesen werde. Am Mittwoch legte Crahmer noch einmal nach. Von einer „Namensänderung“, sagte er, könne gar keine Rede sein, weil am Haus ja stets nur „Hotel“ bzw. französisch „Hôtel“ gestanden habe.
Das stimmt für die Fassade, nicht aber für das Schild über dem Eingang, das im Zuge der Fassadensanierung wie gesagt in „Hotel Brauhaus“ umbenannt wurde. Ob der Tradition, wovon sich Crahmer gegenüber der MZ überzeugt zeigte, damit Genüge getan ist, dass auf der Rückseite des Hauses, zur Wallstraße hin, nach wie vor in großen, erhabenen Lettern „Goldener Adler“ an der Fassade prangt, wird sich zeigen.
Es sei „nicht so einfach zu bewerten, ob der - mit Sicherheit tradierte - Name so einfach geändert werden kann“, hieß es seitens des Landkreises, Sitz der Unteren Denkmalbehörde, die die Fassadensanierung nach einem ordentlichen Antrag des Eigentümers genehmigt hatte.
Eine „Umbenennung“ sei aber „nicht Bestandteil“ des Antrags gewesen, so Kreis-Sprecher Ronald Gauert. Man wolle die Angelegenheit nun gemeinsam mit dem Fachamt, dem Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie analysieren. Dazu solle zunächst der Eigentümer angehört werden.
Nicht so recht zufrieden mit der Verwandlung des Adlers in ein Brauhaus zeigte sich auch die Stadt Wittenberg. „Ein Antrag auf sanierungsrechtliche Genehmigung hätte gestellt werden müssen“, dies sei aber nicht erfolgt und müsse nachgeholt werden. Grundlage ist die in der Altstadt geltende Gestaltungssatzung, die sich auch auf Änderungen an Werbeträgern - hier: das Schild - bezieht.
Aus „historischer Sicht“ sei die Umbenennung „bedauerlich“, so Stadt-Sprecherin Karina Austermann. Sie zeigte Verständnis für die „Unternehmensentscheidung“, Regeln müssten allerdings eingehalten werden.
(mz)