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Wittenberg Wittenberg: Niemals allein

Von Dörthe Hein 04.07.2010, 15:49
Das Leben ist ein Tandem - zumindest für Zwillinge wie Raik und René Stepputtis (Mitte links und rechts am Rand) sowie (v.l.) Anna und Paula (20) aus Wittenberg und Tina und Jana aus Bergwitz, die am Zwillingstreffen in Wittenberg teilnehmen. (FOTO: DPA)
Das Leben ist ein Tandem - zumindest für Zwillinge wie Raik und René Stepputtis (Mitte links und rechts am Rand) sowie (v.l.) Anna und Paula (20) aus Wittenberg und Tina und Jana aus Bergwitz, die am Zwillingstreffen in Wittenberg teilnehmen. (FOTO: DPA) dpa-Zentralbild

Wittenberg/dpa. - Sie sind nie allein: Rund 60 Zwillingspaareaus Deutschland haben sich am Sonntag in Wittenberg getroffen. Dasjüngste Zwillingspärchen war zwei Monate, das älteste 79 Jahre alt,wie Veranstalter René Stepputtis sagte, der selbst ein Zwilling ist.Die weiteste Anreise hatten 31 Jahre alte Zwillinge aus Kiel. Um das«Doppelleben» perfekt zu machen, hatten sich alle eineiigen Zwillingegleich angezogen. Sogar ein Drillingspaar aus Köthen war dabei. Alletauschten nicht nur kuriose Geschichten aus, sondern vergnügten sichauch beim Tandemfahren und Tauziehen, mit Musik und Tanz. Das privatorganisierte Treffen gibt es seit 2005 jährlich, im nächsten Jahr am10. Juli.

Dass das Zwillingsdasein nicht nur Vorteile bringt, sondern auchZwischenmenschliches verhindern kann, haben die Stepputtis-Geschwister selbst erlebt. «Mir ist es in der Disco einmal passiert,dass ein Mädchen kam und mir sagte, wie arrogant ich sei, weil ichmich umgezogen hätte», sagte René. Was das Mädchen, das wohl ein Augeauf ihn geworfen hatte, nicht wusste: Das war sein ZwillingsbruderRaik. «Wir waren nur nicht zwillingsmäßig angezogen.» Auch bei einerNasenoperation, der sich beide mit einigen Tagen Abstand unterziehenmussten, habe der Arzt sich über einen neuerlichen Besuch gewundert.

Der Fall eines 1944 bei Holzminden in Niedersachsen geborenenZwillingspärchens war wohl der spektakulärste des Treffens: EkkehardNothofer und Karin Ehlers erfuhren erst vor zwei Jahren gegenseitigvon ihrer Existenz. Ihre Mutter war zum Zeitpunkt der Geburt ledig,der Vater der Kinder in Russland gefallen. Während der Bruder bei derMutter aufwuchs, wurde die Schwester von einer Familie in der Näheadoptiert und zog später in die Nähe von Braunschweig.

Der gesamte Ort habe das Geheimnis gehütet, die Mutter habe nieetwas gesagt - bis die adoptierte Schwester zum Beginn ihrerRentenzeit auf die Suche nach ihrer leiblichen Familie ging. Vor zweiJahren stand sie schließlich vor der Tür der Mutter, und erfuhr wieihr Bruder: Ich habe einen Zwilling. «Wir waren nie mehr als 120Kilometer voneinander getrennt und wussten doch nichts voneinander»,sagte Nothofer. Nun hätten sie regelmäßigen Kontakt, «wie es sich füreine ordentliche Familie gehört».