Wittenberg Wittenberg: Lampe vor Gräfenhainicher Wohnhaus leuchtet wieder
Gräfenhainichen/MZ. - Reiner Halle hat es fast geschafft: "Das Licht wird wieder angeknipst", sagt der Sprecher der Bewohner eines Gebäudes der Gräfenhainichener Wohnungsgenossenschaft am Freitag auf MZ-Anfrage. Der Optimismus - seit dem 22. Dezember 2011 bleibt es trotz heftigster Kritik der Betroffenen dunkel - ist berechtigt.
Es geht um ein paar Cent
"Mein Ziel ist es, dass noch in diesem Monat die Lampen wieder leuchten", erklärt Ortsbürgermeisterin Christel Lück (Linke). Die ehrenamtliche Kommunalpolitikerin hat am 30. Oktober ein offensichtlich gutes Gespräch mit dem Vermieter geführt. Wenn alle Mieter mitziehen, werde es eine geringfügige Erhöhung der Betriebskosten geben. "Das wird der Chef der Wohnungsgenossenschaft in einem Brief noch mitteilen", erinnert sich Lück an die Zusage vom Oktober. Das Schreiben hat Halle allerdings immer noch nicht in den Händen. "Es ziehen alle mit. Jeder ist bereit, einen kleinen Obolus zu entrichten", berichtet der 66-Jährige von seiner Umfrage.
Die möglichen Kosten hat Lück bereites recherchiert. Sie hat sich erkundigt bei der Midewa, die für die Stadt seit einer politischen Spar-Entscheidung im Rat die Straßenbeleuchtung betreibt, und bei der Wohnungsgesellschaft, die die Kosten seit dem Votum der Volksvertreter auf die Betriebskosten umlegt. Demnach müsse pro Monat und Haushalt zwischen "60 und 80 Cent" gerechnet werden. Das freilich will Halle schriftlich sehen. "Ich frage am Montag nach, wo die Post bleibt", so Lück. Ein Happy End ist in Sicht. Danach sieht es freilich lange nicht aus. Halle, der fast ein Jahr Sturm läuft gegen die Dunkelheit - "Man findet das Schlüsselloch nur mit fummeln" - lässt sich nicht entmutigen. Neue Freunde gewinnt er dabei nicht. "Ich bin auch schon mal laut geworden", erinnert er sich. Schließlich sei oft versucht worden, ihn einfach abzuwimmeln. Eine Sekretärin habe ihn sogar angeschrien: "Das Licht bleibt aus!" Ein Satz, den auch Bauamtsleiter Thomas Ludwig - allerdings in ruhigerem Ton - gesagt haben soll.
"Aber das ist doch schon Monate her", wundert sich der Rathaus-Mann über die MZ-Anfrage am Freitag. Ludwig sieht keinen Grund, seinen Satz - aus Sicht der Stadt - zu revidieren. "Die Lampen stehen auf privaten Grundstücken, beleuchten private Wege. Da sind wird nicht in der Pflicht", so Ludwig. Warum die Kommune über Jahre hinweg trotzdem für die Beleuchtung bezahlt hat, gehört zu den Merkwürdigkeiten in dieser Geschichte. Möglicherweise ist das Rathaus-Team aber seinen eigenen hohen Ansprüchen bei der Bearbeitung von "Anregungen, Wünschen und Kritiken" zumindest nicht voll gerecht geworden. Laut eigener Homepage gibt es im Fall des Falles eine schriftliche Eingangsbestätigung. Dort wird der Ansprechpartner "für das Anliegen " mitgeteilt. "Sollten wir ein Problem nicht lösen, versuchen wir auf jeden Fall weiter zuhelfen." Das will auch Ludwig getan haben. "Ich habe der Wohnungsgenossenschaft eine Mieterversammlung empfohlen", so Ludwig. Ob die stattgefunden habe, wisse er aber nicht.
Boulevard sogar nachts prächtig
Dafür weiß Halle, was er tut, wenn sich das Licht am Ende des Tunnels doch noch als Fata Morgana erweist. Er werde Ministerpräsidenten Reiner Haseloff (CDU) bitten, die Beleuchtung anzuknipsen: "Dazu schicke ich zwei Bilder: Ein Foto zeigt unseren Eingang am Abend, und das andere den prächtig beleuchteten Boulevard."