Wittenberg Wittenberg: Keine Sterne-Restaurants im Osten
wittenberg/MZ. - Müssen Gourmets hierzulande darben? Sterne-Restaurants sucht man in Wittenberg und Umland vergebens, das bestätigt - mit einer Ausnahme - auch der Gourmetführer "Gault & Millau", der gerade in einer Neuauflage erschienen ist. Mitteldeutschland bleibt zu weiten Teilen ein weißer Fleck auf der Landkarte der großen Restaurantführer wie "Guide Michelin" oder "Gault & Millau".
Fläche und Ebbe
"Das ist ein Problem der Flächenländer gegenüber Zentren wie Berlin, Hamburg oder München", sagt der Wittenberger Wolfgang Schildhauer, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands (Dehoga) in Sachsen-Anhalt. "Außerdem ist es eine Frage der Kaufkraft, ob sich ein Spitzenrestaurant entwickelt oder nicht."
Erst in Dessau findet sich mit dem "Pächterhaus" ein Gourmettempel, der vom "Guide Michelin" mit einem "Bib Gourmand" geadelt wurde - das Symbol kennzeichnet die "besten preiswerten Adressen". Auf dieses Haus trifft man auch bei den Kollegen von "Gault & Millau", die den Dessauern immerhin 13 von 20 Punkten bescheren. Im näheren Umkreis toppt das nur der Zerbster "Vogelherd" mit 14.
Immerhin wird man nach langem Suchen in dieser Kategorie dann doch auch in der Lutherstadt fündig - mit ebenfalls 13 Zählern kann der "Wittenberger Hof" im Best-Western-Hotel bei der 2012er Zählung punkten. Hoteldirektorin Doreen Sichardt ist das noch gar nicht aufgefallen. "Davon merken wir eigentlich nichts, deswegen kommen nicht mehr Gäste", sagt sie. Der Küchenchef hat vor einigen Monaten gewechselt. Mit Andreas Dehn soll die Küche aber weiterhin regional ausgerichtet bleiben.
Regionaler Bezug
Das nämlich ist eines der Kriterien, die die Tester abfragen. Qualitativ hochwertig sollen die Gerichte sowieso sein - aber Frische und regionalen Bezug schätzen die Gourmets ebenso. "Es ist schon manchmal kompliziert, für Alles und Jedes einen Zulieferer in der gewünschten Qualität hier in der Gegend zu finden", beschreibt Jens Klycz vom "In Vino Veritas" ein Problem, das auch Wolfgang Schildhauer erkannt hat. Er zeigt mit dem Finger auf die Politik. "Das Landwirtschaftsministerium soll alle Höfe in Sachsen-Anhalt auf einer Homepage zusammenfassen und damit den Küchenchefs die Arbeit bei der Bestellung erleichtern - von uns kann das keiner leisten." Gerade die Menschen hinter dem Kochtopf als Aushängeschilder ihrer Restaurants könne man durchaus entlasten. "Kreativität und ständige Weiterbildung gehen bei den Spitzenleuten Hand in Hand. Und gerade unsere jungen Leute sind ehrgeizig." Wie Rolf Lehmann: Der selbstständige Koch trägt viel zur kulinarischen Handschrift des "Vino" am Holzmarkt bei. "Das wäre eine tolle Sache, wenn wir im ,Gault & Millau' oder vielleicht sogar ,Michelin' stehen würden."