Wittenberg Wittenberg: Im Velvet geht's gesittet zu
WITTENBERG/MZ. - "Das hat uns alle verblüfft", sagt Behrendt, der beim Kreis für den Kinder- und Jugendschutz zuständig ist.
"Wir sind verpflichtet, Kontrollen durchzuführen", sagt sein Geschäftsbereichsleiter Klaus Hajek (SPD). Man bemühe sich, ein bis zwei Mal im Jahr Diskotheken im Landkreis aufzusuchen und zu kontrollieren. Schließlich muss Behrendt nicht nur hier Gesicht zeigen. "Ich bin seit Ende 2008 hier im Amt und habe erst vor drei Wochen meine Tour durch den Landkreis beendet", so Behrendt. Er habe jede ihm bekannte Verkaufsstelle für Alkohol, Tabak oder Glücksspiel - also auch Tankstellen, Supermärkte und Kioske - aufgesucht, die Inhaber schriftlich belehrt und versucht, sie für das Thema zu sensibilisieren.
Im "Velvet" musste Behrendt das gar nicht mehr tun. Schon im Eingangsbereich hätten die Betreiber schlaue Lösungen gefunden, Erwachsene von 16- und 17-Jährigen zu unterscheiden. Wer noch nicht volljährig ist, muss seinen Ausweis am Eingang abgeben. So lässt sich kontrollieren, wer zur Sperrstunde für Minderjährige um 24 Uhr die Diskothek noch nicht verlassen hat. "Die Alterskontrollen werden dort sehr akribisch vorgenommen", lobt Behrendt.
Und sehr schlau. Die "Mutti-Zettel", mit dem Erziehungsberechtigte ihre Aufsichtspflicht an Freunde und Bekannte abtreten - und damit den Aufenthalt ihrer minderjährigen Kinder über Mitternacht hinaus verlängern - können, werden am Eingang ebenfalls gesammelt. "Wir haben Stichproben gemacht", sagt Behrendt. Gegen 0.30 Uhr waren etwa 50 Minderjährige mit so einer Erlaubnis in der Disko - und zwar in der Nähe ihres "Erziehungsberechtigen auf Zeit". "Da sieht man erst einmal, wie man sich verschätzen kann", sagt Behrendt, der auch schon mal von einer 25-Jährigen den Ausweis sehen wollte. "Wir haben keinen einzigen Minderjährigen festgestellt, der unberechtigt dort gewesen wäre."
Zur Berechtigung gehört zumindest für die Disko-Betreiber auch ein Plastik-Armband. Das muss jeder junge Gast tragen. "Daran erkennen die Barkeeper, wer nur Bier, Wein, Sekt oder Biermixgetränke bekommt", erklärt Behrendt. Auch das habe im "Velvet" ausgezeichnet funktioniert. Kein einziges Mal bekam ein Minderjähriger Schnaps vorgestellt. Das Rauchverbot ließ sich sowieso am einfachsten kontrolliert. Es gilt generell. "Gerochen haben wir nichts", sagt Dieter Behrendt.