Wittenberg Wittenberg: Grüne Gurke und andere Geschichten
wittenberg/MZ. - Die 70 Jahre sieht man der Kleingartenanlage "Frohsinn" nicht an. Die meisten Gartenlauben hier im Kapellenweg sind wesentlich jüngeren Datums und verleihen dem Gelände mit einer Gesamtfläche von gut 74 000 Quadratmetern und 168 Kleingärten ein modernes, einladendes Aussehen. Viele Anwohner gehen hier gern spazieren. Am 25. August wollen die Kleingärtner das 70-jährige Bestehen ihrer Anlage in der Vereinsgaststätte feiern; zuvor, am 2. Juni, gibt es ein Kinderfest, zu dem auch Jungen und Mädchen aus der Umgebung willkommen sind - die Kleingärtner oder Spaziergänger von morgen.
Mit 52 Bewerbern auf eine Parzelle eines gerade vermessenen Ackers östlich der damaligen Straacher Bahnlinie begann 1942 die Geschichte des Vereins. Vier Jahre später gab es eine erste Erweiterung gen Süden. Dass Kleingärtner auch erfinderisch sind, stellten sie 1961 / 62 unter Beweis. Man brauchte Leitungen für eine eigene Wasserversorgung. Die aber waren schwer zu bekommen und auch ziemlich teuer. Was tun? In der Nähe befand sich das Wasag-Gelände. Dort bargen die Kleingärtner 2 500 Meter Rohre und verlegten sie in Eigenleistung. So war ab 1963 die Brauchwasserversorgung gesichert. Nach einer erneuten Erweiterung auf zunächst 166 Parzellen sollte nun auch ein Spartenheim her. Der Bau begann 1963.
Mit 5 729 Arbeitsstunden und dank 500 Mark Lottomittel sowie Unterstützung durch einige örtliche Betriebe war es am 24. August 1968 geschafft: Das Spartenheim, bekannt unter "Grüne Gurke" (seit 1994 heißt es wie die gesamte Anlage "Frohsinn"), war Einweihung. Es gab ein Kinder- und Gartenfest, das zur Tradition werden sollte bis 1987. Nächster Meilenstein war 1980 die Elektrifizierung der Anlage. Zwar war damit die Zeit des romantischen Kerzenscheins meist Geschichte, aber die Arbeit auf der Parzelle wurde dank Technik leichter. Im Jahr darauf wurden drei neue Brunnen gebohrt. Nach der Wende wurde 1990 eine Vereinssatzung beschlossen, man trat dem Kreisverband der Kleingärtner bei. Und wieder wurde gebaut, an der Wasserleitung, an Fenstern und Dach des Vereinsheimes und ein größerer Parkplatz. Der Blick über den eigenen Gartenzaun trug Früchte. Dass sich die Anlage sehen lassen kann, zeigen die Auszeichnungen. Im 19. Bundeswettbewerb für Kleingartenanlagen gab es eine Goldmedaille. Mehrmals belegte "Frohsinn" vordere Plätze im Wettbewerb des Kreisverbands. 1999 präsentierte sich der Verein auf der Bundesgartenschau und stand im Mittelpunkt einer Fernsehreportage der ARD.