Wittenberg Wittenberg: Förderbereich wird ausgebaut
wittenberg/MZ. - Für den musikalischen Willkommensgruß beim Tag der offenen Tür an der Evangelischen Grundschule hatten sich nicht nur Schüler, Lehrer, Erzieher und Eltern jede Menge Mühe gegeben. Beim biblischen Singspiel rund um den blinden Bettler Bartomäus am vergangenen Sonnabend war auch der Einsatz des Publikums gefragt. Und das machte seine Sache nicht schlecht. Klangvoll unterstützten die Gäste in der Aula die kleinen Künstler auf der Bühne und trugen so zum Gelingen des von Ellen Lerche und Heike Mross-Lamberti einstudierten Stückes "Staunende Augen" bei. Das hatte durchaus Symbolcharakter, denn gemeinsames Engagement und die Integration möglichst aller gehört hier zum Konzept.
Die Leitung der evangelischen Grundschule ist seit etwa einem Jahr Teamarbeit. Seit dem Weggang der langjährigen Schuldirektorin Grit Förster steht ein Quartett an der Schulspitze. "Das hat sich sehr bewährt", findet Antje Lerm, pädagogische Leiterin im Führungskleeblatt. Jeder habe seinen eigenen Verantwortungsbereich, man arbeite Hand in Hand und die Arbeit verteile sich auf mehrere Schultern.
Das Arbeitspensum hat sich in der Tat seit der Gründung der Schule deutlich erhöht. 2001 startete man mit einer ersten Klasse und 13 Schülern, heute sind es 176 Mädchen und Jungen, die dort lernen. "Für Neuanmeldungen gibt es mittlerweile Wartelisten", sagt Geschäftsführer Thomas Harting. Eine weitere Ausdehnung sei auch aufgrund der räumlichen Kapazitäten nicht möglich.
Was hingegen aus- beziehungsweise aufgebaut werde, sei der Förderbereich, so Harting. Entstanden ist die Idee aus der Erfahrung, dass es große Unterschiede im Leistungsniveau der Grundschüler gibt. "Förderunterricht allein reicht da nicht aus", so das Urteil des Geschäftsführers. Eine möglichst individuelle Förderung und ein hohes Maß an Integration innerhalb der Klasse, diesen Anspruch versucht die Evangelische Grundschule zunehmend auch bei der Aufnahme körperbehinderter Kinder zu verwirklichen. Hierzu wurde eigens eine Erzieherin mit heilpädagogischer Ausbildung freigestellt. Antje Lerm hat mit diesem Ansatz auch als Klassenlehrerin gute Erfahrungen gesammelt. Dass eine ihrer Schülerinnen stark sehbehindert ist, lässt sich anhand der technischen Ausstattung ihres Platzes feststellen - wer das Mädchen am Tag der offenen Tür fröhlich an der Hand einer Mitschülerin in das Gebäude springen sieht, der kommt kaum auf den Gedanken, das Kind habe ein Handicap.
Doch allzu euphorische Erwartungen von Eltern bremst Thomas Harting auch hier. Das Konzept gehe auf, sei aber reichlich betreuungsaufwändig. "Mehr als ein Kind pro Klasse werden wir im Augenblick nicht aufnehmen." Wer den Andrang an der Schule beim Tag der offenen Tür sieht, weiß, warum der Geschäftsführer keine Erwartungen wecken will, die später nicht erfüllt werden können. Das Interesse ist groß, die Motive manchmal ganz pragmatisch. "Es gibt ein vielfältiges Angebot an Arbeitsgemeinschaften für den Nachmittag, das finde ich gut", sagt Esther Urmersbach, während sie das Gesicht von Tochter Jonah beim Kinderschminken mit Schmetterlingen verziert. Außerdem schätze sie die gute Mischung von Frontalunterricht und Freiarbeit.
Jonah geht in die erste Klasse und mag an ihrer Schule besonders das "Basteln und den Spatzenchor". Das Urteil der Mutter stützt sich nicht allein auf die ersten Erfahrungen der Tochter. Ihr älterer Bruder ist ebenfalls hier zu Schule gegangen.