Wittenberg Wittenberg: Arbeiter starben an Sauerstoffmangel
wittenberg/MZ. - "Eine reine Vermutung" nennt Peter Pfeifer, Geschäftsführer der halleschen Firma Korro Trend, die neuesten Untersuchungsergebnisse, die Polizei und Staatsanwaltschaft am Montagabend präsentierten. Die Ermittler konzentrieren sich offenbar auf die Sauerstoffzufuhr für die drei Männer, die in der vergangenen Woche bei Wartungsarbeiten an der "Hochfackel" des Wittenberger Chemieunternehmens SKW Piesteritz ums Leben kamen. Das bestätigte Staatsanwalt Christian Preissner am Montag gegenüber der MZ. Er sagte auch: "Wir ermitteln wegen des Verdachts auf fahrlässige Tötung". Dass die drei Mitarbeiter von Korro Trend an Sauerstoffmangel gestorben sind, hatte die Obduktion ergeben. Jetzt wird gemutmaßt, dass das Unglück auf technische Fehler, womöglich in Zusammenhang mit einem Bedienungsfehler an der Anlage, die die Männer mit Luft versorgen sollte, zurückzuführen ist.
Die Mitarbeiter tragen bei Sandstrahlarbeiten einen Schutzanzug und einen so genannten Strahlhelm, sagt Pfeifer. Sie werden darin mit Sauerstoff versorgt, der von einem Kompressor erzeugt wird. Es gibt Theorien, die von einem kaputten Filter als Ursache ausgehen. Der Kompressor soll neben einem Diesel-Generator gestanden haben. Pfeifer weist indes darauf hin, dass die Technik am selben Ort wenige Tage zuvor ohne Probleme funktioniert habe.
Noch ist es also zu früh, eindeutige Ursachen für das tragische Unglück zu benennen. Das betonen auch Staatsanwaltschaft und Polizei. "Eine abschließende Beurteilung des Unfalls ist derzeit noch in keiner Richtung möglich", heißt es in der Presseerklärung am Montag. Sämtliche Zeugenaussagen müssten noch zusammengeführt und umfangreiche technische Untersuchungen abgeschlossen werden. Noch offen ist zudem das detaillierte Ergebnis der Obduktion.
Das Unglück hatte sich am vergangenen Mittwoch auf dem Gelände von SKW Piesteritz ereignet. Dort laufen gegenwärtig groß angelegte Wartungsarbeiten mit dutzenden Firmen und hunderten Mitarbeitern. Die drei Männer sollten an der Fackel, einem über 40 Meter hohen Schornstein, Sandstrahlarbeiten ausführen. Der Turm ist eingerüstet und, wie es am Montag hieß, in dem Bereich, wo gestrahlt werden sollte, mit Folie abgedichtet. Die Männer waren angewiesen, auf verschiedenen Ebenen zu arbeiten. Als sie 20 Minuten nach dem Hochfahren noch nicht begonnen hatten mit ihrem Job, machte sich ein Kollege auf den Weg, um nach ihnen zu sehen. Er fand sie leblos. Alle Bemühungen von Mitarbeitern, Notarzt und Sanitätern, die drei Männer - 43, 47 und 52 Jahre alt - zu retten, scheiterten.