Wirtschaft Wittenberg Wirtschaft Wittenberg: Schlechte Empfehlung

Wittenberg - Information ist eine Ware und so werden gerade aus diesem Bereich auch für den Raum Wittenberg immer wieder Fälle krimineller Desinformation gemeldet. Mit einem falschen Empfehlungsschreiben der Wittenberger Stadtverwaltung soll in der Stadt in diesen Tagen ein Mann unterwegs (gewesen) sein, um Geschäftsleute zu einem kostenpflichtigen Eintrag in ein kommunales Informationsmedium zu bewegen. Die Stadt reagierte am Mittwochabend auf diesen Missbrauch ihrer Identität und gab eine entsprechende Mitteilung an die Öffentlichkeit heraus.
Demnach handelt es sich um einen „Trittbrettfahrer“, denn die Stadt lässt derzeit in der Tat extern zwei Informationsmedien erarbeiten, ein „interaktives Informations-System“ sowie eine „Bürgerinformationsbroschüre für Neubürger“ - allerdings durch einen anderen Verlag als den vom vermeintlichen Betrüger angegebenen.
Aber der Reihe nach. Aufgeflogen war der Schwindel vor wenigen Tagen, weil einer der Angesprochenen, ein Reisebüro in der Altstadt, misstrauisch geworden war. Dem Vernehmen nach deshalb, weil auf dem angeblichen Empfehlungsschreiben ein alter Briefkopf - und noch die Unterschrift von Eckhard Naumann (SPD) prangten, der als Oberbürgermeister bekanntlich bereits vor Jahresfrist in den Ruhestand gegangen ist.
Im Reisebüro konnte man am Donnerstag auf MZ-Nachfrage - urlaubsbedingt - lediglich den Vorfall bestätigen. Das Schreiben, das der Unbekannte präsentierte, liegt niemandem vor. Und möglicherweise ist es nicht einmal gefälscht, sondern zweckentfremdet. Denn mit dem BVB-Verlag, als dessen Vertreter sich der illegale Anzeigensammler laut Stadt fälschlicherweise ausgab, habe man in der Vergangenheit tatsächlich zusammengearbeitet, so Stadt-Sprecherin Karina Austermann.
An der Seriosität dieses Unternehmens gebe es auch keine Zweifel, unterstrich sie. Es sei allerdings so, dass die beiden genannten Informationsmedien ein anderer Verlag erstelle - weil aus einer Hand.
Für diesen, den Bender-Verlag aus dem süddeutschen Au in der Hallertau, ist in diesen Wochen Jörg Wege in der Lutherstadt unterwegs. Der Vertriebsleiter Ost seines Unternehmens ist Bad Schmiedeberger (und wollte daher, wie er der MZ sagte, die Lutherstadt selbst bearbeiten). Trittbrettfahrer mit alten oder selbstgemachten Empfehlungsschreiben seien in der Branche „ein allgemeines Problem“, so Wege.
Er hob hervor, dass er und seine Mitarbeiter nicht auf gut Glück bei den Geschäftsleuten vorstellig würden: „Wir kündigen uns telefonisch an.“ Er gehe davon aus, im August mit der im Mai begonnenen Akquise fertig zu sein; dann sei die Stadt am Zug, ihren Part für das Informationssystem beizutragen.
Der Polizei in Wittenberg lagen am Donnerstag nach Auskunft einer Sprecherin keinerlei Informationen zu dem falschen Empfehlungsschreiben vor, also auch keine Anzeigen. Die Stadt selbst habe noch nicht entschieden, ob sie Anzeige erstatte, sagte deren Sprecherin Austermann. Sollten Anzeigen eingehen, werde man prüfen, ob die Angelegenheit „Teil einer Betrugshandlung“ sei, formulierte die Polizeisprecherin angesichts insbesondere des fehlenden Corpus delicti vorsichtig.
Einen guten Rat freilich hat die Polizeibeamtin für alle, die vermuten, auf diese Weise über den Tisch gezogen zu werden: „Fragen Sie bitte bei der angegebenen Institution zurück - unter der Telefonnummer, die Sie sich bitte selber heraussuchen.“ (mz)