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Wirtschaft Wirtschaft: Sorgen trotz steigenden Umsatzes

Von ulf rostalsky 17.06.2013, 20:01
Der Geschäftsführer von Treibacher Schleifmittel, Gustav Arndt, zeigt Staatssekretärin Tamara Zieschang staubfreie Korundkörner.
Der Geschäftsführer von Treibacher Schleifmittel, Gustav Arndt, zeigt Staatssekretärin Tamara Zieschang staubfreie Korundkörner. Thomas Klitzsch Lizenz

zschornewitz/MZ - Die Umsätze der Treibacher Schleifmittel GmbH in Zschornewitz steigen. 1992 schlugen 3,5 Millionen Euro zu Buche, 20 Jahre später waren es 55 Millionen. Das Unternehmen zahlt reichlich an Gewerbesteuern. „Eine siebenstellige Zahl“, sagt Geschäftsführer Gustav Arndt. Der Absatz stimmt, „die Akzeptanz in der Bevölkerung auch“.

Dennoch gibt es Sorgen, die Tamara Zieschang, Staatssekretärin im sachsen-anhaltischen Wissenschafts- und Wirtschaftsministerium plastisch unterlegt. Würde etwa bei Energiekosten eine deutliche Mehrbelastung entstehen, sei einfach nicht auszuschließen, dass Schmelzöfen demontiert und anderswo wieder aufgebaut werden. Es ist ein sehr theoretisches Schreckensszenario. Denn der Standort Zschornewitz hat Gewicht in der Treibacher Gruppe, ist die modernste Elektroschmelze und ein weltweit anerkannter Hersteller von Korund, einem Schleifmittel, das vielfältig eingesetzt werden kann. Tamara Zieschang hat bei der Vor-Ort-Visite im Unternehmen gesehen, dass Treibacher einen für Bahrain vorgesehenen Schmelzofen montiert, testet und für die Verschiffung an den Golf vorbereitet. „Das kann doch auch mit anderen Öfen passieren.“

"Das Aus. Ganz klar"

Die Staatssekretärin ist dankbar für den Kulissenblick in einem Unternehmen mit 90 Millionen Kilowattstunden Jahresstromverbrauch. „Es ist nicht nur die Chemie, die stromintensiv arbeitet. Strompreise werden zum Standortfaktor. Das müssen wir bei den Verhandlungen zur Gestaltung von Energiepreisen berücksichtigen.“ Tatsächlich gehört Treibacher zu den Unternehmen, die wegen ihres riesigen Energieverbrauchs Teile der Erneuerbare-Energien-Umlage erlassen bekommen. „Fünf Cent je Kilowattstunde“, bestätigt Geschäftsführer Arndt. Die Rechnung ist eine einfache für den Zschornewitzer: Würde es die Erleichterung nicht geben, würden die Kosten des Unternehmens pro Jahr um fünf Millionen Euro steigen. „Das Aus. Ganz klar.“

Genau solche Beispiele möchte CDU-Bundestagsabgeordneter Ulrich Petzold den Entscheidungsträgern im Land präsentieren. „Geht raus in die Betriebe, hört die Sorgen an“, rät er und hat sich deshalb stark gemacht für die Stippvisite der Staatssekretärin. „Das Unternehmen zahlt Gewerbesteuern, beschäftigt 180 Mitarbeiter, hat Firmen der Region durch Aufträge gebunden. Das zählt doch alles. Das muss beachtet werden“, meint Petzold, der trotz des bewussten Energiemanagements im Unternehmen noch Reserven sieht. Der flüssige Korund schießt aus dem Ofen in große, oben offene Behälter. „Da geht so viel Wärme verloren“, hat Petzold bei vielen Besuchen beobachtet. In Zschornewitz ist das nicht anders als anderswo. Der technische Stand eben. Aber vielleicht gebe es Ideen. Eine andere Idee werden die Treibacher wahrscheinlich ab Herbst realisieren. Dann soll ein Großteil der Rohstoffe mit der Bahn angeliefert werden.