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Wirtschaft in Wittenberg Wirtschaft in Wittenberg: Start-up Tesvolt sucht Nachwuchs

Von Marcel Duclaud 19.02.2020, 13:03
Eine Schülergruppe aus dem Luther-Melanchthon-Gymnasium schaut sich bei dem Wittenberger Unternehmen Tesvolt um.
Eine Schülergruppe aus dem Luther-Melanchthon-Gymnasium schaut sich bei dem Wittenberger Unternehmen Tesvolt um. thomas klitzsch

Wittenberg - „Wir sehen gerade die Anfänge. Die Nachfrage wird massiv steigen“, sagt Victor Schäfer am Dienstagvormittag zu einer Gruppe von Schülern und zeigt eine Kurve, die steil nach oben weist. Der Mann ist Batterie-Experte und gehört seit drei Jahren einem aufregenden Wittenberger Unternehmen an: Tesvolt.

Mit drei Leuten begonnen

Das Start-up, das sich um Stromspeicher für Gewerbe und Industrie kümmert, existiert seit 2014. Damals ist mit drei Leuten begonnen worden, inzwischen beschäftigt die im Gewerbegebiet Apollensdorf angesiedelte Firma, die 2018 mit dem Deutschen Gründerpreis ausgezeichnet wurde, 70 Mitarbeiter. Dass das nicht das Ende der Fahnenstange sein wird, macht Schäfer deutlich. Allein in diesem Jahr sind nach seinen Worten weitere 40 Neueinstellungen vorgesehen.

Dass es nicht ganz leicht ist, die passenden Leute zu finden für das prognostizierte Wachstum, leugnet der Wittenberger nicht. „Wir haben große Probleme, Fachkräfte zu gewinnen.“ Tesvolt tut denn auch einiges, um Personal zu rekrutieren. Eine eher langfristig angelegte Variante ist die Kooperation mit Schulen. Am Dienstag begann ein entsprechendes Projekt mit dem Luther-Melanchthon-Gymnasium. Was nicht zuletzt insofern passt, als die beiden Tesvolt-Gründer Daniel Hannemann und Simon Schandert ihr Abitur bei „Melanchthon“ abgelegt haben, Victor Schäfer ebenso.

Schulleiterin Anja Aichinger erhofft sich von einer Zusammenarbeit, die allmählich wachsen soll, Impulse für das Gymnasium und für junge Leute. Jene Zehnt- und Elftklässler, die bei dem Betriebsbesuch dabei sein durften, sämtlich Jungs übrigens, gehören zur Arbeitsgemeinschaft Alternative Energien. Sie interessieren sich also für das Thema. Und sind interessant für Tesvolt. Schäfer spricht von „frühzeitiger Bindung“ und von der Möglichkeit von Schülerpraktika.

Er stellt sich ebenso vor wie das junge Unternehmen. Der Wittenberger ist nach Bundeswehr, Mechatronik-Studium in Dresden und einem Job bei Porsche in die Heimat zurückgekehrt als er via Facebook über ein Tesvolt-Projekt in Afrika erfuhr. Bedauert hat das der Batterie-Experte noch nie.

Auch deshalb, weil es sich bei Energiespeichern zweifellos um eine Zukunftstechnologie handelt. Der Klimawandel - „Wir befinden uns an einem Kipppunkt“ - erzwinge Veränderungen. „Die Emissionen müssen runter. Wir brauchen weltweit mehr grünen Strom.“ Und eben Möglichkeiten, den zu speichern. Tesvolt habe bislang über 1.200 Projekte realisiert - auf allen Kontinenten, wie Schäfer betont. Das Unternehmen agiert längst global, will aber Wittenberg die Treue halten: „Wir sind der Stadt verbunden und werden hierbleiben.“

Tesvolt kooperiert wesentlich mit zwei namhaften Partnern - mit Samsung SDI, die Koreaner liefern prismatische Hochleistungszellen auf Lithium-Basis. Von SMA Solar Technology kommen leistungsfähige Wechselrichter für die Speicher, die laut Schäfer eine lange Lebensdauer haben: „Bei uns sind es rund 8.000 Vollzyklen.“ Handys hingegen kämen im Schnitt auf etwa 300.

Speicher statt Diesel

Als Beispiele für bereits realisierte Projekte führt der Tesvolt-Mitarbeiter Inseln wie Christmas Island in Australien an. Das Motto laute: Solarspeicher statt Diesel, Emissionen könnten so um 80 Prozent reduziert werden. In Schweden entstand ein energieautarkes Haus mit Batterietechnik aus Wittenberg. In Mali werden dank der Stromspeicher ganze Dörfer mit Energie versorgt. (mz)