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Wetter im Kreis Wittenberg Wetter im Kreis Wittenberg: Ohne Wasser merkt euch das

Von Ilka Hillger 10.06.2015, 15:56
Ausgetrocknete Elbe
Ausgetrocknete Elbe Klitzsch Lizenz

Wittenberg - Das Radio möchte Reinhard Gips gar nicht mehr anschalten. „Ich kann es nicht mehr hören“, sagt er und meint fröhliche Moderatoren, die wahlweise das Sommer-, Biergarten- und Badewetter preisen. „An die Landwirte, die von der Ernte leben müssen, denkt da keiner“, so Gips. Er gehört zu jenen, denen so gar nicht der Sinn nach fröhlichem Sommerspaß steht. Das sind vor allem Landwirte, Förster, Waldbesitzer aber auch Schiffer, die allesamt unter der ungewöhnlichen und lang anhaltenden Trockenheit im Mai und bisher im Juni leiden.

Getreide trocknet aus

Reinhard Gips führt mit seinen Söhnen die RMA Gips GbR in Jeber-Bergfrieden, ein landwirtschaftlicher Familienbetrieb. Seit Wochen sieht er dem Getreide auf den Feldern rund um Jeber-Bergfrieden, Weiden, Bräsen oder Grochewitz beim langsamen Sterben zu. „Das ist beängstigend, da kann man depressiv werden“, meint er. „Die Flächen werden von Tag zu Tag heller.“ Kein gutes Zeichen, die Halme von Roggen und Hafer trocknen aus. „Nur ein ordentlicher Landregen kann in den nächsten Tagen noch etwas retten“, weiß Gips. Dabei war er Anfang Mai noch so zuversichtlich. „Die Erwartung war groß, wir dachten unseren Ertrag von 2014 toppen zu können.“ Am Monatsende aber standen nur 28 Liter Niederschlag, von denen 22 Liter in einem Guss herunter kamen und einfach wegflossen. „Im Juni gab es noch gar keinen richtigen Regen“, klagt Gips. Laut Deutschem Wetterdienst bleibt das voraussichtlich noch mindestens bis Freitag so. Erst ab Sonntag sei mit Schauern und auch Gewittern zu rechnen, prognostizieren die Vorhersagen.

Die aktuelle Trockenperiode vergleicht Manfred Sielaff schon mal mit dem Hochsommer. „Für die Jahreszeit ist das wirklich ungewöhnlich“, sagt der Geschäftsführer des Kommunalservice Wittenberg. Mit einem Tank, der 1 800 Liter Wasser fasst und auf einem Multicar steht, schickt er seine Mitarbeiter derzeit täglich auf sechs bis acht Touren durch das Wittenberger Stadtgebiet. „Bei dieser Trockenheit müssen wir vor allem die Jungbäume wässern, die wir vor ein, zwei Jahren gepflanzt haben“, erklärt er. 60 bis 80 Liter Wasser bekommt jeder heranwachsende Baum, das reiche für etwa zwei Wochen. Öfter vorbeischauen müssen die Kollegen im Multicar jedoch bei der Sommerbepflanzung im Stadtzentrum. Die will jetzt, wo der Regen fehlt, täglich ihr Wasser von Menschenhand. „Im Prinzip arbeiten wir wie sonst im Hochsommer. Wenn es weiter nicht regnet, müssen wir in den Zwei-Schicht-Betrieb wechseln“, sagt Manfred Sielaff.

Gießen in Morgen- und Abendstunden

Während der Kommunalservice mit dem Gießwasser mobil sein muss, kann Gärtnereichef Thomas Möbius auf die installierte Technik setzen. „Innen stauen wir morgens Wasser an und die Pflanzen saugen sich voll, auf den Außenflächen wird nachts gewässert“, erklärt er. Für daheim empfiehlt er gleichfalls das Gießen in den Morgen- oder Abendstunden.

Kann sich der Gärtner noch behelfen, bleibt andernorts nur, geduldig auf Regen zu warten. In den Wäldern des Landkreises haben die Waldbrandgefahrenstufen seit gestern zwischen zwei und vier alles zu bieten: Mit der 2 herrscht im Elsterland geringe Gefahr, mittlere Gefahr (3) verzeichnet die Dübener Heide und hohe Gefahr und Stufe 4 sind für den Vorfläming ausgerufen.

Die Trockenheit hat zudem auch den Schiffsverkehr zum Erliegen gebracht. In Wittenberg kommt das Kreuzfahrtschiff „Clara Schumann“ nicht vom Fleck. Lediglich Jan Harnisch kann noch hinterm Steuer stehen und hat unterm eigenen Kiel erlebt, mit wie wenig Wasser die Elbe derzeit auskommen muss. Der Chef der Wittenberger Passagierschifffahrt brach Montag zur Flusskreuzfahrt nach Riesa auf, Dienstag ging es weiter nach Dresden und von dort aus gestern zurück. „In Riesa hat man sich gewundert, wer da noch auf dem Fluss unterwegs ist“, berichtet er. Mit lediglich 85 cm Tiefgang konnte Harnisch noch fahren, während andere Kapitäne zum Halt gezwungen waren und sind. „Da muss man den Fluss schon sehr gut kennen. Grundberührung gab es nicht. Die Fahrgäste haben jedoch gemerkt, wie schwierig das Manövrieren ist“, sagt er und hofft auf eine Entspannung in der kommenden Woche. Bis dahin ist die Elbe talwärts auch für ihn tabu. „Bis Coswig und nicht weiter“, nennt Harnisch die aktuelle Grenze. Dessau hatte gestern 89 Zentimeter, Wittenberg noch 1,11 Meter Wasser im Fluss. 61 Prozent lag die Elbe unter dem Mittel von 2,87 Meter. Aber man kennt auch das Gegenteil exakt zu dieser Zeit. Das will wohl niemand heraufbeschwören, aber einen ergiebigen Landregen dann doch. (mz)

Zumindest in der Stadt hilft der große Wassertank auf dem Multicar vom Kommunalservice.
Zumindest in der Stadt hilft der große Wassertank auf dem Multicar vom Kommunalservice.
klitzsch Lizenz
Braune Wiese - es sieht aus wie im Hochsommer.
Braune Wiese - es sieht aus wie im Hochsommer.
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Ein Schauer für die Rosen in der Gärtnerei Möbius. Ohne Regen hilft nur der Mensch gegen Trockenheit.
Ein Schauer für die Rosen in der Gärtnerei Möbius. Ohne Regen hilft nur der Mensch gegen Trockenheit.
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