Unterwegs im Landkreis Wittenberg Wenn in Wörlitz der Berg ruft
Auf der Insel Stein im Wörlitzer Park wird nach längerer Pause wieder ein Vulkanausbruch inszeniert. Welche Erinnerung mancher an den künstlichen Felsen hat.

Wörlitz/MZ. - Der erste Berg, den Reiner Haseloff gesehen hat – als Säugling, im Kinderwagen liegend –, war der Vulkan auf der Insel Stein im Wörlitzer Park. Der Anblick muss imposant gewesen sein, jedenfalls habe das seine Vorstellung davon geprägt, wie ein Berg auszusehen hat. Haseloff, längst Ministerpräsident des Landes Sachsen-Anhalt, erzählt diese hübsche Geschichte am Freitagmittag. Da sind es nur noch wenige Stunden, bis erstmals seit 2019 der einst auf Geheiß von Fürst Franz errichtete künstliche Vulkan, wieder ausbricht. Grund für die zuständige Kulturstiftung Dessau-Wörlitz (KsDW), noch eine Pressekonferenz abzuhalten.
Von der Macht der Magie
Sowohl der kommissarische Direktor der KsDW, Landesarchäologe Harald Meller, als auch der ehemalige Stiftungsmitarbeiter Uwe Quilitzsch, der nun die künstlerische Intendanz für das Ereignis und das Rahmenprogramm übernommen hat, unternehmen in ihren Ausführungen unter anderem kurze Exkurse in die Geschichte. Beiden ist die Vorfreude über die bevorstehenden Eruptionen am 16. und 17. August anzumerken (die MZ berichtete mehrfach). Verantwortlich für die pyrotechnische Inszenierung ist Wolfgang Spyra, der nun zwei Teile einer Vorstellung in Aussicht stellt, dabei es unter anderem um die Macht der Magie gehen soll.
Dass das Spektakel überhaupt möglich ist, hat mit der Sanierung der Insel Stein (die MZ berichtete) und letztlich des Vulkankegels zu tun. Infolge der Eruptionen 2006, 2010, 2012, 2016 und 2019 war es immer wieder zu Rissbildungen in dem Kegel, der aus Ziegelsteinen besteht und außen mit dunklen Schlackensteinen und hellen Kalksteinen verkleidet ist, gekommen. Die Risse wurden immer wieder verschlossen. Inzwischen wurde den Angaben zufolge die Kruste aus Schadsalzen im Krater entfernt und eine Hülle aus Lehmsteinen aufgemauert. Sie wirke wie eine schützende Schale, die das historische Mauerwerk vor der Befeuerung sichert. Nach einem ersten Probebrand konnten keine Schäden im Mauerwerk entdeckt werden. Dadurch sei in Zukunft eine Eruption ohne die früheren Schäden möglich, so Meller in einer Mitteilung. Dort heißt es auch, dass der Vulkankegel, um künftig auch den Nässeeintrag zu verhindern, in den Wintermonaten eine wasserdichte Husse erhalten soll. Außerdem könnten auch in Zukunft aus Gründen der Sicherheit, des Umwelt- und Gewässerschutzes nicht alle Effekte exakt nach historischem Vorbild realisiert werden. Anstelle etwa von Schwefel und Teer kommen demnach moderne Effekte und Brandmittel zum Einsatz, die heutigen Anforderungen entsprechen.
Alle Tickets ausverkauft
Ziemlich authentisch wirkt indes schon mal das Grummeln, das vereinzelt zur Pressekonferenz zu hören ist. Es heißt, dass bereits eine Woche nach Vorverkaufsstart die Tickets für beide Veranstaltungstage ausverkauft waren. Wie Meller erklärt, sei es das Ziel, die Veranstaltung wieder regelmäßig durchzuführen. „Ich bin froh, dass es wieder zur Routine wird“, sagt auch Haseloff.