Welttag des Buches Welttag des Buches : Bücherflohmarkt lockt Neugierige an

Wittenberg - Wittenbergs berühmter Buchdrucker hätte am Montag seine wahre Freude gehabt. Er hätte 500 Jahre nach seinem geschichtsträchtigen Meisterstück, dem Bibeldruck, erleben können, dass das gedruckte Wort nicht an Bedeutung verloren hat. Diesen Eindruck erweckte zumindest der Bücherbasar anlässlich des „Welttag des Buches“ vor der Stadtbibliothek Wittenberg.
Eine Veranstaltung, bei der es für jeden Lesebegeisterten etwas zu stöbern und zu erwerben gab. Der Verein „Wittenberger Bücherfreunde“ nutzte zum wiederholten Male diesen Gedenktag, um für das Medium Buch zu werben. Dass dies für einen guten Zweck geschah, sollte nicht unerwähnt bleiben. Da sind der alljährliche Kinderlesewettbewerb, aber auch die eine oder andere Schriftstellerlesung zu bestreiten - dies alles nicht zum Nulltarif.
Zwei dänische Touristen hatten noch ein wenig Platz in ihrer Tasche und freuten sich über einen Gartenführer. Auch der Wittenberger Florian Säring kam am Bücherstand nicht vorbei. Er schwärmte von den Klassikern Jules Verne und Jack London. Eine Oma konnte ihre beiden Enkel nicht bremsen. Diese wollten gleich fünf Bücher erwerben.
Die Oma ließ sich jedoch nicht erweichen und limitierte das Ganze auf drei Bücher mit der Erklärung „Das muss reichen. Unser Bücherschrank platzt bald.“ Ähnlich klang es bei vielen der Besucher. Die meisten von ihnen wurden jedoch am Ende schwach und konnten ihrem Bücherdrang nicht widerstehen.
Für den selbst gebackenen Kuchen des Vereins bedurfte es keiner großen Werbung. Ilona Wichert, Sylke Scheuffler und Christina Andrasch ernteten von allen Seiten Lob.
Unterdessen waren Regina Gall und Heinz Hofmann in zahlreiche „Bücherfachgespräche“ verwickelt, darunter auch mit Touristen aus Stuttgart, die die Initiative, sich für ein solches Projekt zu engagieren ganz toll fanden. Zu guter letzt kam aus ihrem Mund ein dickes Kompliment an die Lutherstadt „Ihre Stadt hat sich sagenhaft entwickelt. Wir kommen bald noch mal hier her.“
In den Klubräumen der Bibliothek fanden sich an dem Nachmittag zahlreiche Interessenten für jenes Sütterlin ein, das auch als „deutsche Kanzleischrift“ des 19. Jahrhunderts bezeichnet wurde. Ab den 20er Jahren bis 1941 fand es als Schulausgangsschrift Verwendung.
Expertin Sabine Hennig-Vogel löste so manches Geheimnis aus diesem Schriftbild. Für Sabine Höflinger war es wichtig, einmal zu erfahren, was die Korrespondenz ihrer Großmutter aus dem Jahr 1945 beinhaltete. Spannend wie bei einem Kriminalfall gab es dazu die Aufklärung und der Bericht über jene bewegte Zeit.
Nicht anders erging es Werner Grafe, der die Ahnentafel seiner Familie entziffern ließ. Diese reichte bis in das Jahr 1758 zurück. Geburtsort, Beruf, Anzahl der Kinder, Hochzeiten und Todestage zählten zu den markanten Daten jener Ahnentafel.
Die ethnischen Vertreibungen nach Kriegsereignissen waren immer wieder deutlich mit dem Wohnortwechsel erkennbar. Bibliothekschefin Katrin Hanß und Vereinschefin Sylvia Ziegler waren sich einig. „Dieser Welttag des Buches sollte in jedem Jahr ein fester Bestandteil im Terminkalender sein.“ Ihr Resümee: Diese Form der Werbung für das geliebte Buch kommt an, wie dieser Montag wieder einmal bestätigte. (mz)