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Weltausstellung  Weltausstellung : 28 Meter hohes Buch entsteht am Hauptbahnhof

Von Irina Steinmann 24.03.2017, 17:48
Hier stehen sie: Dieter Pasierbsky, Ulrich Schneider, Jochen Kirchner (von links, mit Christof Vetter) vor dem Fundament, das ein Buch werden soll (siehe Entwurf unten).
Hier stehen sie: Dieter Pasierbsky, Ulrich Schneider, Jochen Kirchner (von links, mit Christof Vetter) vor dem Fundament, das ein Buch werden soll (siehe Entwurf unten). Thomas Klitzsch

Wittenberg - Selbstverständlich wollen und werden sie nicht den Kirchtürmen Konkurrenz machen, das wäre ja noch schöner bei einer durch und durch kirchlichen Veranstaltung!, doch wird der so genannte Torraum „Welcome“ einen Sommer lang die Lutherstadt überragen. In einer luftigen Höhe von 27,5 Metern wird sich die Plattform befinden, die den am Hauptbahnhof ankommenden Gästen einen ersten Überblick über die Stadt bieten soll.

Hinzu kommen noch 1,40 Meter Brüstung, damit auch nichts passiert beim Umherschauen. Mit einer Drohne habe man im Voraus getestet, welcher Eindruck sich den Besuchern aus einer Höhe von dann mehr als 28 Metern bieten wird, sagte am Donnerstag bei der Vor-Ort-Vorstellung dieser ersten Station der Weltausstellung der Geschäftsführer des Vereins Reformationsjubiläum 2017, Ulrich Schneider.

In den vergangenen Wochen ist auf der Westseite des Bahnhofs mächtig gewühlt und jetzt auch schon gebaut worden, das Fundament steht und auch die ersten Rippen des mächtigen Metallgerüsts, das der Turm in Buchform im Kern ja ist, sind bereits zusammengefügt.

Riesige Wassertanks, acht an der Zahl und je eine Tonne schwer, dienen vorübergehend als Ballast, damit der Trocknungsprozess ordentlich ablaufen kann und das Gerüst nicht „aufschwimmt“, wie Bauleiter Dieter Pasierbsky erläutert. Bei der Versorgung mit den Wassertanks habe übrigens die Wittenberger Feuerwehr tatkräftige Hilfe geleistet, so Pasierbsky.

Fortgesetzt werden die Arbeiten am Gerüst laut Architekt Winfried Heine wegen der notwendigen Trocknung allerdings erst ab der Karwoche, Mitte Mai soll der Buchturm fertig sein, am 20. beginnt schließlich die Weltausstellung. „Wir liegen absolut im Zeitplan“, so Heine.

Verkleidet mit Lkw-Plane, wird der Willkommensturm über zwei Treppenhäuser verfügen sowie über einen Aufzug, damit auch Menschen mit Behinderung den Ausblick genießen können. Um im Notfall Personen von der Plattform zu retten, besteht laut Heine zudem die Möglichkeit, den Hubsteiger der Feuerwehr zum Einsatz zu bringen, der reiche bis auf 30 Meter hinauf.

Im Normalfall freilich wird der Besucher den Weg gen Himmel wohl zu Fuß antreten, es sind 160 Stufen, so Pasierbsky, wobei Leute mit Höhenangst - und die Autorin outet sich jetzt mal als so jemand - interessieren dürfte, dass man beim Aufstieg jeweils Durchblick auch nach unten hat.

Aber es gibt ja alternativ auch den Lift. Dieser wird laut den Machern der Weltausstellung von einem Fahrstuhlführer bedient, wie auch im Turm selbst jeweils zwei bis drei Mitarbeiter vor Ort sein sollen. Das auch aus den vorbeifahrenden Zügen sehr schön zu sehende Bauwerk soll innen und außen beleuchtet werden, im Inneren aber neben dem Aufstieg keine weiteren Attraktionen bieten.

Um den Turm herum entsteht für die Dauer der Weltausstellung Infrastruktur, darunter (Ticket-)Shops, Fundbüro, WC und auch eine Fahrradstation. Letztere, Richtung Zeltdach gelegen, werde 2017 vom Verein betrieben, soll der Stadt später aber als permanente Einrichtung erhalten bleiben, sagte Bürgermeister Jochen Kirchner beim Ortstermin am Donnerstag.

Wie auch die Organisatoren der Weltausstellung vom Reformationsverein lobte er die gute Zusammenarbeit aller Beteiligten. Er hoffe, sagte Kirchner einmal mehr, dass die Wittenberger sich als „gute Gastgeber“ erweisen werden. Jetzt, da es auch baulich vorangehe mit der Weltausstellung, sei ein gespanntes „Kribbeln“ in der Bevölkerung zu verspüren.

Unterdessen nimmt die Weltausstellung „Reformation“ auch an ihrem Hauptstandort, in den Wallanlagen, Gestalt an.

Am Schwanenteich wurden Plattformen angelegt für das große Flechten, das dort stattfinden soll, auf dem Bunkerberg wird an der Steganlage gearbeitet, die der Stadt auch nach Ende der Weltausstellung am 10. September erhalten bleiben wird, und im Amselgrund beginnt, laut Architekt Heine nun am 10. April, der Bau des bereits „Kletterkirche“ getauften Hochseilgartens für den Jugendbereich, das ist der Torraum drei.

Noch weiß niemand, wie sich das Wetter gestalten wird in diesem Sommer, der für die Lutherstadt ein so besonderer werden wird. Eines steht allerdings, was den Buchturm, den Torraum „Welcome“, angeht, fest: Ab Windstärke sieben ist er, zumindest für die Menschen, keine feste Burg mehr.

Bei Windstärke sieben, so Vereinsgeschäftsführer Schneider, müsse evakuiert werden. Dass der Turm den Veranstaltern auch dann noch nicht um die Ohren fliegt sondern standhaft bleibt, verstehe sich, versichert Schneider. (mz)

So soll der Buchturm einmal aussehen.
So soll der Buchturm einmal aussehen.
Daniel Leyva/r2017