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Fahrräder und Bahnhöfe Fahrräder und Bahnhöfe: Ab in die Box

Von Irina Steinmann 03.02.2017, 08:20
Er will da rein. Aber da fehlt noch was, bevor Roger Müller die „Fahrradsammelschließanlage“ am Hauptbahnhof betreiben kann - zum Beispiel das Chipkarten-Schließsystem.
Er will da rein. Aber da fehlt noch was, bevor Roger Müller die „Fahrradsammelschließanlage“ am Hauptbahnhof betreiben kann - zum Beispiel das Chipkarten-Schließsystem. Thomas Klitzsch

Wittenberg - Fahrradklau war gestern, jetzt kommt die Fahrradsammelschließanlage. Voraussichtlich in wenigen Tagen werden die beiden abschließbaren Häuschen am Wittenberger Hauptbahnhof und am Bahnhaltepunkt Altstadt in Betrieb gehen. Insgesamt gut 50 Räder, darunter 40 am Hauptbahnhof, werden hinter Gittern Platz finden. Das Angebot richtet sich nur an Dauerparker.

Mindestens einen Monat

Die Mindestmietzeit betrage einen Monat, sagt Roger Müller, Geschäftsführer der RR Betriebsgesellschaft mbH, der mit seinem Kompagnon Ralf Hörentrup die Anlage(n) unter dem Namen Bike Parking Lutherstadt Wittenberg betreiben soll, wie am Mittwoch auch die Stadt Wittenberg als künftiger Vertragspartner bestätigte.

Die Betriebsgesellschaft fürs Bike Parking ist nicht die erste gemeinsame Unternehmung von Müller und Hörentrup, beide sind auch für „Luftsprünge“ verantwortlich, so heißt ihr - Hüpfburgenverleih. Dass beide außerdem noch einen seriösen Brotberuf haben, versteht sich.

Müller ist Chef des „Anhängercenters Wittenberg“, Hörentrup Rechtsanwalt. Der Firmensitz befindet sich nicht weit vom Hauptbahnhof entfernt, es ist das Beraterhaus in der Straße Am Hauptbahnhof 2. Das Büro dort aufzusuchen wird im Regelfall allerdings nicht notwendig sein.

Der Vertrag komme per E-Mail, so Müller, die programmierte Chipkarte werde dann direkt vor Ort ausgehändigt. 7,50 Euro werde eine Monatsmiete, 75 Euro ein volles Jahr kosten. Für E-Bikes, die in der Box auch aufgeladen werden können, ist etwas mehr fällig (8,50/Monat).

Anfragen von E-Bike-Besitzern lägen derzeit noch nicht vor, auch zeichne sich ab, dass allgemein der Bedarf am Hauptbahnhof weitaus größer ist als am kleinen Bahnhof Altstadt. Um Missbrauch (einmal zahlen, drei Räder einstellen...) zu verhindern, soll jeder Standplatz eine Nummer bekommen.

Für die Betreuung der Anlage wollen Müller und Hörentrup noch einen Mitarbeiter anstellen. Wie die Nutzer in spe sitze auch der schon in den Startlöchern, hieß es weiter.

Die Stadt Wittenberg hatte lange nach einem geeigneten Betreiber gesucht. Ursprünglich sollte die Anlage natürlich schon zusammen mit dem „grünen Bahnhof“ im Dezember in Betrieb gehen, doch auch der Januar verstrich.

Zuletzt hatte Bürgermeister Jochen Kirchner vor rund zwei Wochen angekündigt, die Anlage würde zum 1. Februar fertig sein.

Als Grund für die Verzögerungen in der Vergangenheit nannte Jörg Jordan, Fachbereichsleiter „Öffentliches Bauen“ in der Stadtverwaltung, Lieferschwierigkeiten bei Teilen der Anlage, die ihrerseits zur „Umfeldgestaltung“ des Hauptbahnhofs gehört und damit Part der Stadt ist.

Fundament fehlt noch

In dieser Woche sollte nun endlich das noch fehlende Schließsystem installiert werden. Und die ebenfalls eingetroffene Ladestation für die E-Bikes braucht noch ein Fundament. Diese Arbeiten seien am Mittwoch nun aber begonnen worden, erklärte am selben Tag überraschend Stadt-Sprecherin Karina Austermann, und am kommenden Montag (6. Februar) solle alles fertig sein.

Anschließend würden noch die Betreiber eingewiesen, die ja selbst mit der Chipkarten-Technik umgehen können müssen. Es dürfte jetzt also tatsächlich nur noch eine Frage von Tagen sein, bis die Rad-Pendler an den beiden Bahnstationen sichere Abstellmöglichkeiten vorfinden.

Roger Müller und Ralf Hörentrup haben unterdessen noch mehr vor im Wittenberger Fahrradgeschäft. Sie empfehlen sich auch als Betreiber einer Fahrradstation, wie sie vor einigen Jahren die Grünen gefordert hatten, wobei der Wunsch in der Stadt aber sogar schon vor bald 20 Jahren von Fahrrad-Fans vorgetragen worden war.

Eine solche Station, wie es sie in Deutschland an diversen Standorten gibt - dem Vernehmen nach auch am grünen Partnerbahnhof Horrem - bietet über das Abstellen hinaus Dienstleistungen an, etwa Verleih oder Reparaturmöglichkeiten.

Sie hätten mal die „Illusion“ gehabt, dass das noch 2017 klappen könnte, sagen die beiden Fahrrad-Aufpasser von Bike Parking, jetzt aber hoffen sie 2018 mit Planung und Bau beginnen zu können.

Wo die Fahrradstation hinkommt, wenn sie dann kommt, ist dagegen bereits bekannt: aufs Wiesen- bzw. derzeit Schlamm-Stück, wo ab Mai bis zum Herbst 2017 der Welcome-Turm der Weltausstellung Reformation aufragen wird. (mz)