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Modelleisenbahn in Wittenberg Welches Geheimnis die Modellbahnanlage im Alaris Schmetterlingspark verbirgt

Die Modellbahnanlage, die die sächsische Windbergbahn zum Vorbild hat, ist nur eine der vielen Anlagen, die im Schmetterlingspark in Wittenberg zu sehen sind. Was es mit Magneten auf sich hat.

Von Andreas Hübner 05.03.2024, 12:00

Wittenberg/MZ. - Auf den ersten Blick kommt diese Modellbahnanlage fast schon schlicht daher. Es ist lediglich ein einziger Schienenstrang zu sehen und der ist wie eine simple Acht gelegt. Die Schienen in der Größe H0 verbinden zwei Berge mithilfe zweier Brücken. Die Anlage ist nicht besonders groß und für viele der über 500 Besucher der Ausstellung des Modelleisenbahnclubs Lutherstadt Wittenberg am Wochenende im Alaris Schmetterlingspark ist sie nicht der erste Blickfang.

Clou steckt im Verborgenen

Trotzdem ist sie am Ende eines jeden Tages ganz bestimmt die Anlage, die viele Modellbahnfans am meisten überrascht. „Der große Clou dieser Anlage steckt im Verborgenen“, sagt Michael Bechert, der Interessierten bereitwillig Auskunft gibt. Zunächst kann auf der nicht mal ganz vier Quadratmeter großen Anlage ein gewaltiges Sägewerk beobachtet werden, das mit viel Liebe zum Detail gebaut wurde.

So leuchtet an einem der Lkw, der dort gerade beladen wird, sogar eine Rundum-Warnleuchte und während die meisten Mitarbeiter auf dem Betriebsgelände fleißig arbeiten und beispielsweise mit Kränen große Zugwaggons beladen oder mit den Händen schwere Ölfässer bewegen, gibt es auch einen Mitarbeiter, der es sich auf einem der vielen Holzstapel bereits gemütlich gemacht hat und sein Frühstücksbrot isst. Das Sägewerk befindet sich direkt am Fuße eines dicht bewaldeten Berggipfels, auf dem bei genauerem Hinsehen auch Rehe und Hirsche zu entdecken sind. Da das Gelände zu steil und grundsätzlich nicht befahrbar ist, werden die Bäume für das Sägewerk mit einzelnen Pferden den Hang hinunter gezogen.

Der zweite Berg präsentiert sich deutlich weniger bewaldet, wartet allerdings mit einem großen Aussichtsturm auf. Dieses Touristenziel ist gut besucht, denn auf der Verbindungsstrecke zwischen der am Fuße gelegenen Bahnhaltestelle und dem Berggipfel ist viel Betrieb. Auch der kleine Bahnhof selbst ist stark frequentiert.

Das Tal zwischen den beiden Erhebungen – die mit zwei verschiedenartigen Brücken verbunden sind – wird von einem Fluss durchquert. Auf der zum Gewässer parallel verlaufenden Straße ist gerade ein militärischer Konvoi unterwegs. An keiner Stelle der Anlage wird mit detailreichen Highlights und vielleicht sogar kleinen Gags gespart.

Auf dem Schienenstrang ist eine Diesellok unterwegs. „Das ist eine V80“, erklärt Bechert den Modelltyp, „die Kalkwagen zieht.“ Vorbei am Bahnhof und um den Aussichtsturm herum erreicht die Lokomotive bald das Sägewerk, kommt an der einen Weiche, die eigentlich nur aus Dekorationszwecken verbaut ist, vorbei und verschwindet im Berg. Dann passiert eine Weile nichts, bis ein ganz anderer Zug auftaucht. Denn aus dem gleichen Tunnel, in dem die Diesellok gerade verschwunden ist, fährt plötzlich eine Dampflokomotive der Baureihe 98, die – wie Bechert erklärt gern auch Spinne genannt wird – heraus. Neben einigen Anhängern, die mit Holz beladen sind, zieht sie auch mit schwerem Gerät bestückte Anhänger. „Insgesamt sind sogar drei Züge unterwegs“, erklärt Bechert.

Windbergbahn als Vorbild

Damit ist das Geheimnis der Anlage – welche am Vorbild der sächsischen Windbergbahn erstellt worden ist – gelüftet, denn während sichtbar lediglich etwa fünf Meter Schienenstrang verbaut sind, sind im Schattenbahnhof – komplett unterhalb der gestalteten Landschaft und im Berg versteckt – noch einmal etwa sieben bis acht Meter und drei – ständig in Betrieb stehende – Weichen verlegt. „Die Anlage verbirgt eine sehr komplizierte und aufwendige analoge Steuerung“, erklärt Bechert. Der 66-Jährige berichtet, dass er erst seit etwa zehn Jahren selbst Modelleisenbahner und seit sechs Jahren Clubmitglied ist.

Er erklärt, dass an dem jeweils letzten Anhänger einer Zuggarnitur ein Magnet verbaut ist, dass an entsprechender Stelle unterhalb des Berges ein Signal ausgelöst und weitergegeben wird, sodass ein anderer Zug starten kann. Diese Anlage ist eine von etwa zehn Modellbahnanlagen des Clubs, an denen die Mitglieder gemeinsam basteln und tüfteln.