Weihnachtsschmuck im Wörlitzer Ringhotel "Zum Stein" Weihnachtsschmuck im Wörlitzer Ringhotel "Zum Stein": Früher war mehr Lametta

Wörlitz/MZ - Zwei Modelle hat sich Inge Pirl auf den Arbeitstisch gestellt: Weihnachtsgestecke nach eigenem Entwurf, klein und kompakt, geeignet für den Restauranttisch. Weil es von diesen sehr viele im Wörlitzer Ringhotel „Zum Stein“ gibt, hat die Seniorchefin ihre Muster 100 Mal kopiert. Dafür brauchte sie viel Basteldraht, die Klebepistole, eine Menge Steckmasse und noch mehr Tannengrün und Weihnachtskugeln. Von all dem gibt es im Keller des Hotels ausreichend.
„Das ist mein Reich“, zeigt die 66-Jährige in einen der Kellerräume. Prall gefüllte Regale bis unter die Decke, Kisten und Kartons und mittendrin Inge Pirls Tischchen auf dem ihr nur das kleine Kofferradio Gesellschaft leistet. Hier hat sie den direkten Zugriff auf all die Dekorationsartikel des Hotels, ein gigantischer Fundus quer durch alle Jahreszeiten. Inge Pirl weiß genau, wo sie was findet. Sie ist gewissermaßen die Dekorationsbeauftragte im Hotel „Zum Stein“ und das seit Jahrzehnten.
Söhne mit kritischem Blick
„Das ging für mich schon als junge Frau bei meinem Schwiegervater los. Ich bin da hinein gewachsen“, erzählt die Seniorin. Michael und Christian, die beiden Söhne, haben an dieser Zuständigkeit nie gerüttelt. „Sie haben ein kritisches Auge und machen Vorschläge“, so Inge Pirl. Schon am Blick der Jungs erkennt sie, ob ihnen etwas gefällt oder nicht.
Die Arrangements für den Wintergarten wurden begeistert aufgenommen. Sohn Michael hatte sich etwas Elegantes mit weißen Amaryllis gewünscht. Nun stehen die langen Blüten in hohen Glasgefäßen, in Weiß und Silber sind die Zutaten für Kranz und Dekoration. Sie sind ein Blickfang im Restaurantbereich und jeden Tag hat Inge Pirl nicht nur ein Auge auf diese Hingucker. Jetzt, wo das Haus seinen vorweihnachtlichen Schmuck in nahezu allen öffentlich zugänglichen Räumen erhalten hat, will täglich geprüft werden, ob alles noch frisch ist und die Nadeln nicht zu heftig rieseln.
Eine kleine Deko-Verschnaufpause gibt es für die 66-Jährige also eigentlich nicht. Dabei könnte sie diese gut gebrauchen, schon seit dem Herbst setzt sich Inge Pirl den vorweihnachtlichen Schwingungen aus. „Die ersten Gedanken mache ich mir im September“, erzählt sie. Dann blättert sie in Zeitschriften und sucht sich Ideen und Anregungen, auf Großmärkten wird eingekauft, was die Lagerregale vielleicht nicht hergeben.
„Ich mache die Moden allerdings nicht mehr mit“, ist Inge Pirl entschlossen. „Bei uns bleibt es traditionell“, findet es auch Schwiegertochter Heike Pirl am schönsten. Sich jedem Trend zu unterwerfen, würde womöglich auch in den Ruin führen. „Man mag sich ja gar nicht ausrechnen, was wir allein für einen Dekorateur zahlen würden.“
Über diesen Großauftrag würde sich freilich jeder Profi freuen, denn in den Wochen vor dem Ersten Advent kam Inge Pirl fast gar nicht aus dem Keller hinauf. Da waren noch die großen Gestecke für den Tresen und markante Punkte im Haus zu arrangieren und schließlich rund zwölf Weihnachtsbäume zu schmücken. Beim Rundgang erinnert sich Heike Pirl lachend an die Berge von Lametta, die früher an den Bäumen hingen, die man glättete und beim nächsten Fest erneut rausholte.
Zum Glück sind diese Mode und damit verbundene Arbeit Geschichte. Wenngleich lamettalos, so gilt doch: „Ohne Handwerker, Hausmeister, Gärtner, Zimmermädchen und die ganzen Helfer ist das natürlich gar nicht zu schaffen“. Jeder packe mit an, so Inge Pirl, wenn sich binnen ganz kurzer Zeit das Hotel optisch verwandelt. Küche, Sauna und Kühlraum, so mutmaßen die beiden Frauen, seien wohl die einzigen Orte an denen es nicht weihnachtet.
Plötzlich wird es bunt
Noch schneller als beim Aufbau ist das Team allerdings beim Abbauen. „Auf einen Schlag ist alles weg“, sagt Schwiegertochter Heike Pirl und kündigt diesen Umschwung schon einmal für den 27./28. Dezember an, denn „Silvester brauchen wir Platz für die Dekoration zur 20er-Jahre-Party“. „Das ganze Weihnachtszeug wird auf dem Kellergang vor meiner Tür abgestellt“, sieht Inge Pirl die Ansammlung von Gestecken, die es Abzuputzen gilt, schon vor sich, obwohl sie diesbezüglich noch gar nicht ans Aufhören denkt.
Aber die achtjährige Enkelin Anna Luise sitzt schon öfter mit ihr im Keller. Es gibt also jemanden, der in Omas Fußstapfen tritt.