Weihnachten fern der Eltern
Wartenburg/MZ. - "Es kann zum Beispiel Unstimmigkeiten geben, die sich beim älter werden verschärfen. Diese Entscheidung respektieren wir. Andere sind ständig hier, wir sind ihr Zuhause." Und so versuchen die Erzieher, die Festtage im Heim möglichst familiennah zu gestalten.
Jene Kinder und Jugendlichen, die Weihnachten zu ihrer Familie fahren, hatten bereits am vierten Advent Bescherung. "Wir wollen traditionelle Werte vermitteln", erklärt Ramona Kula. "Was sie später für sich annehmen, müssen sie selbst entscheiden." Benjamin, Florian und Christopher werden am Samstagvormittag zur Probe des Krippenspiels in die Wartenburger Kirche gehen. Zeit für Erzieherin Christine Richter, die Diensthabende bis 13 Uhr, alles vorzubereiten. "Früher wurde die Glocke geläutet, und es waren alle Erzieher da", erinnert sie sich. Seit 1974 ist sie in Wartenburg tätig, und ihre Weihnachtsdienste hat sie nicht gezählt. "Es war nicht immer einfach für mich, vor allem, als meine eigenen Kinder klein waren", sagt sie.
Zu Mittag steht am Samstag Cordon bleu auf der Wunschliste, am Abend traditionell Kartoffelsalat mit Würstchen. Erzieher Hans-Günter Grabe übernimmt den Dienst im Haus ab 13 Uhr. Nach einem langen gemeinsamen Spaziergang durch den Wartenburger Wald gibt es nach Wunsch Kaffee oder Kakao, Plätzchen und Stolle. Dann geht es weiter zum Krippenspiel, das 18 Uhr beginnt und bei dem Benjamin und Christopher mitwirken. "Ich bin zwar nicht so christlich, aber Krippenspiel muss sein", meint Florian. Und fügt leiser hinzu: "Das durfte ich zu Hause nicht." Der 16-Jährige hat sich entschieden, die Feiertage nicht bei den Eltern zu verbringen. Es sind seine zweiten Weihnachten in Wartenburg, und wohl auch seine letzten. Im Januar, wenn alles klappt, wechselt er ins betreute Wohnen. Auf was er sich am Samstag besonders freut erklärt er und hofft dabei auf den ersehnten MP3-Player unterm Weihnachtsbaum.