Wallanlagen in Wittenberg Wallanlagen in Wittenberg: Willkommen im Park

Wittenberg - Inzwischen braucht man nicht mehr allzu viel Phantasie, um sich vorstellen zu können, wie das Terrain unterhalb des Bunkerbergs schon bald aussehen wird. Sternförmig laufen vier Wege auf ein Rund zu, umgeben von einem Rundweg. Voraussichtlich Ende August, Anfang September soll der „Universitätspark“, um den es sich hier handelt und den Stadt und Stiftung Luthergedenkstätten als Eigentümer gemeinsam wiederherstellen, vollendet sein.
Als bedeutsam gefördert
677000 Euro fließen in diesen zweiten Bauabschnitt des Gesamtprojekts „Östliche Wallanlagen“, ganz überwiegend Mittel aus dem noch jungen Bundesprogramm „Nationale Projekte des Städtebaus“. Wer sich an das wilde Grün erinnert, das sich dort noch vor wenigen Jahren erstreckte, mag ermessen, dass die Wiederherstellung des alten Wegenetzes durchaus hie und da etwas Detektivisches hatte.
Die Hoffnung, im Untergrund Wegreste zu finden, hatte sich nicht erfüllt, erläuterte Landschaftsplanerin Anett Paul am Freitag in glühender Mittagshitze bei einem Ortstermin mit Bürgermeister Jochen Kirchner und Stiftungsdirektor Stefan Rhein. Dank historischer Karten und der bestehenden Anordnung von Bäumen habe man den Verlauf aber nachgestalten können, mit Ausnahme eines kleinen Kompromisses im Grenzbereich zum - deutlich jüngeren - Bunkerberg.
Von einer „großen Herausforderung“ sprach ihr Kollege Götz Kleeblatt vom Grünflächenamt nicht nur mit Blick auf die Entfernung des Wildwuchses, sondern auch auf die Bodenmodellierung. Vor ganz konkrete Probleme stelle die Bauarbeiter unterdessen die anhaltende Trockenheit, so Kleeblatt: Der Einbau der (wassergebundenen) Wegedecke müsse „erdfeucht“ erfolgen, sonst entmischt sich das Ganze und der Weg ist perdu.
Neu angelegt wurden und werden in diesem Bereich insgesamt 1900 Quadratmeter Weg. Hinzu kommen etwa 1400 Quadratmeter Gehölz- und Staudenfläche sowie 1900 Quadratmeter Rasen. 58 Bäume, vorrangig Ahorn, werden Paul zufolge allein in diesem Bereich neu gepflanzt, hinzu kommt eine Reihe von Obstbäumen hinter dem so genannten Predigergarten, der bereits vor längerer Zeit fertiggestellt wurde und, als Eigentum der Stiftung, eingezäunt ist. Er wartet noch auf eine regelmäßige Nutzung als Veranstaltungsfläche.
Teil des genannten zweiten Bauabschnitts, aber aus einer anderen Förderquelle gespeist, ist demgegenüber auch die so genannte Adamswiese, die sich unterhalb der historischen „Festung Donnersberg“ erstreckt, welche wiederum - als Böschung - für die Nachwelt kenntlich gemacht wurde. Spaziergänger und Stadtführer auf dem markierten Weg durch die Wallanlagen dürften hier fortan wohl öfters Station machen.
Sowohl Stadt als auch Stiftung hoffen, mit dem neuen Universitätspark den östlichen Stadteingang weiter zu qualifizieren, sprich, für die Öffentlichkeit attraktiver zu machen. (Dass man sich die Öffentlichkeit leider nicht aussuchen kann, steht auf einem anderen Blatt - beschädigte Spiegelflächen auf dem Bunkerberg zeugen regelmäßig davon.)
Der laut Paul vergleichsweise junge Universitätspark sei lange eine „verschlossene Fläche“ gewesen, zuletzt verwildert und/ oder in Alleinnutzung des Predigerseminars, das dort auch mal Volleyball gespielt habe, erinnerte Rhein. Das Seminar ist inzwischen zum Schloss gezogen (und spielt, wie es heißt, Volleyball inzwischen im Arthur-Lambert-Stadion).
Kleine Spitze
Mit der Wiederherstellung als „Ensemble“ und den neuen Blickachsen zum Lutherhaus hat der östliche Stadteingang auch nach Auffassung von Bürgermeister Kirchner das Zeug, ein attraktives Gegengewicht zu bilden zum Schloss. „Die grüne Antwort auf das Schloss-Areal ist hier“, befand, mit der Betonung auf „grün“ und damit vernehmbarer Spitze, Stiftungsdirektor Rhein. Der moderne Schlosshof ist so manchem Wittenberger bekanntlich zu kahl, zu kühl geraten.
Dank Bänken, die im Uni-Park aufgestellt werden und im Design jenen im Lutherhof gleichen sollen, dürften Einheimische in ihrer Mittagspause und fußlahme Touris zwischen Bunkerberg und Lutherhaus bald ein hübsches Rastplätzchen vorfinden.
(mz)
