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Vorwürfe in Reinsdorf Vorwürfe in Reinsdorf: Paradies für Wildschweine

Von Marcel Duclaud 24.09.2018, 09:39
Sachsen-Anhalts Jäger haben in der vergangenen Jagdsaison deutlich mehr Wildschweine und Waschbären erlegt.
Sachsen-Anhalts Jäger haben in der vergangenen Jagdsaison deutlich mehr Wildschweine und Waschbären erlegt. dpa-Zentralbild

Wittenberg - Die Nachrichten über wenig willkommenen tierischen Besuch auf Grundstücken reißen nicht ab. Und nicht nur Gärten werden von Wildschweinen auf Futtersuche heimgesucht, sondern wie berichtet auch Sportplätze oder nach Angaben der Stadtverwaltung manchmal sogar Friedhöfe. In Reinsdorf trifft es Anwohner wie in Apollensdorf immer wieder. Zu Wort gemeldet hat sich jetzt auch Bernd Schwarz, der an der Hohen Mühle wohnt.

Wildschweine, berichtet er, sind in seinen Garten zum wiederholten Male eingedrungen - und nicht nur in seinen, auch die Nachbarschaft habe es erwischt. Schwarz hat, weil derartige Besuche in den vergangenen Jahren ebenfalls bereits vorkamen, als Schutz vor wilden Tieren - übrigens auch vor Bibern - einen Elektrozaun gezogen, an der rückwärtigen Seite des Grundstücks, wo ein Bach entlang fließt.

„Danach hatten wir Ruhe“, sagt der Reinsdorfer. Bis jetzt, offenkundig veranlasste die lange Trockenheit die Wildschweine zunehmend, in bewohnte Gebiete vorzudringen. In seinem speziellen Fall, so Schwarz, habe das aber wohl auch damit zu tun, dass den Tieren ideale Bedingungen geboten würden - „vielleicht aus Naturschutzgründen, vielleicht aus Geldmangel“.

Der Anwohner berichtet von einer Wiese am Bach, die nicht mehr gemäht werde. Früher sei das noch der Fall gewesen, da wurde sie bewirtschaftet. Inzwischen wuchere das Unkraut, zudem stehe das Schilf am Bachufer an die zwei Meter hoch. Ein prima Versteck für Wildschweine, sagt der Reinsdorfer: „Wir können sie grunzen hören, die fühlen sich sauwohl dort.“ Dass das Ufer nicht öfter gepflegt werde, habe mit den Amphibien zu tun, erklärt Bernd Schwarz. Nur seien eben nicht allein die Amphibien, sondern auch die Wildschweine geschützt.

Einen Jäger hatten die Anwohner schon einmal kontaktiert, der dürfe dort am Waldrand auch schießen, allerdings habe er darauf verwiesen, dass die Schweine nicht zu sehen seien eben wegen Schilf und Unkraut. Wenn sie aber in die Gärten kämen, könne er nicht mehr anlegen. Die Bilanz des Reinsdorfers: „Hier ist ein Paradies für Wildschweine.“ Mehr Landschaftspflege, sagt Schwarz, sei dringend vonnöten.

In Apollensdorf ist das einstige Wasag-Gelände, auf dem sich noch eine Menge Munition befinden soll, ein guter Rückzugsraum für Wildschweine. Nicht zuletzt deshalb werden dort immer wieder Tiere gesichtet, auch im angrenzenden Wohngebiet. Einen der Anwohner hat es in diesem Jahr besonders schlimm erwischt: Maik Müller. Das große Grundstück des gelernten Gärtners ist mindestens zehn Mal heimgesucht und verwüstet worden - immer nachts von einer Bache mit zahlreichen Frischlingen.

Der verzweifelte Maik Müller und seine Helfer haben vieles probiert, etwa Vergrämungsmittel. Er besserte mehrfach seinen Zaun aus. Das hatte letztlich Erfolg, bis Ende vergangener Woche: „Sie waren wieder drin, Teile des Grundstücks sind zerwühlt. Ich weiß nicht, wie das passieren konnte. Ist doch eigentlich alles dicht“, wundert sich Müller.

Aus der Nachbarschaft hört er ähnliches, auch dort haben Wildschweine Gärten heimgesucht: „Es gibt keine Ruhe im Viertel.“ Er hofft jetzt auf ein Gerücht, das zu ihm gedrungen ist. In der Wasag solle gejagt werden, lautet es. Schüsse habe er schon vernommen. (mz)